Es gibt weitere interessante Neuigkeiten zu dem auf Eis gelegten Projekt Fraidy Cat. Nachdem einige Onlinemedien über das eingestellte Disney Filmprojekt Fraidy Cat berichtet hatten, meldet sich nun Hans Bacher auf seinem Blog nochmals zu Wort. Er schildert detailliert, woran das Projekt schließlich gescheitert ist und rechnet mit Disney ab.
Pure Inkompetenz wäre schlussendlich dafür verantwortlich gewesen, dass wir den Film nie zu Gesicht bekommen. Hans Bacher hatte mit Andreas Deja an einer aus dem Jahre 2000 stammenden ganz frühen Version von Fraidy Cat mitgewirkt, bevor John Musker und Ron Clements das Projekt 2004 wiederbelebten und erneut scheiterten.
Es war eine ganze Reihe von Fehlentscheidungen dafür verantwortlich. Das Drehbuch wurde von unzähligen Autoren wieder und wieder umgeschrieben, da man bei Disney davon überzeugt zu sein schien, dass sich Gutes immer noch besser machen liesse:
“let me explain the reasons why a project like that could fail. one major reason – because the management at that time was for some never explained reasons convinced that a good final story develops out of over and over destroyed story-versions. I remember a meeting after a screening of some major sequences of another project, where TOM SCHUMACHER, at that time sr.vice president and head of feature animation, answered a statement of a storyboard artist that it looked great and worked well, ‘then let’s do it all over again, because it only can get better’. – I don’t think so!”
“…lasst mich die Gründe erklären, warum ein solches Projekt scheitern konnte. Ein wichtiger Grund: weil das damalige Management aus irgend einem, nie näher erläuterten Grund, davon überzeugt war, dass sich eine gute finale Geschichte nur aus unzähligen, immer und immer wieder zerstörten Geschichten entwickeln könne. Ich erinnere mich an ein Meeting nach einer Vorführung wichtiger Sequenzen eines anderen Projekts, bei dem Tom Schumacher, damals Senior Vizepräsident und Leiter der Langfilmanimation, auf eine Aussage eines Storyboard-Künstlers, dass es grossartig ausgesehen und gut zusammengepasst habe, geantwortet hatte, ‘dann lass es uns nochmals von vorne angehen, denn es kann nur besser werden’. – Dieser Meinung bin ich nicht!”
Der Hauptgrund war aber ein ganz anderer: Das Skript landete zunächst in der Storyboard-Abteilung und wurde dort, wie üblich bei einem neuen Projekt, von einem sehr jungen und unerfahrendem Team betreut, da alle erfahrenen Storyboardzeichner dabei waren, die Katastrophen in den aktuellen Projekten zu beheben. Die ersten Entwürfe konnten somit bei der kompetenten Jury, bestehend aus Vizepräsidenten, natürlich nicht überzeugen und wurde zum erneuten bearbeiten zurückgeschickt. Das wiederholte sich einige Male, bis sich niemand mehr bei Disney dazu bereit erklärte, weiterhin Geld und Zeit zu investieren. Hans Bachers Schätzungen zufolge sind weit über 50 Millionen Dollar in Fraidy Cat geflossen.
Es ist erschreckend zu erfahren, wie viel Geld und Zeit mit falschen Entscheidungen verschwendet wurde. Aber scheinbar ist das eine traurige Routine bei Disney, die einige nennenswerte Projekte ebenfalls durchmachen mussten. Betroffen davon sind My Peoples, Rapunzel, Wild Life und auch das neueste Projekt Frozen (damals The Snow Queen). Diese Erfahrung musste auch Brenda Chapman bei Pixars Brave (Merida – Legende der Highlands) machen. Es wäre interessant zu wissen, wie diese Filme aussehen würden, wäre das Drehbuch nicht durch zu viele Hände gewandert:
“FRAIDY CAT is not the only project where I saw this happen, it was the same with MY PEOPLES, RAPUNZEL ( inclusive other major problems ), WILD LIFE ( with a ton of more and very serious other problems and directors too arrogant to listen to warnings ) and SNOW QUEEN ( OMG ). the FRAIDY CAT affair ended after I left in 2003 and ron and john tried to fix it afterwards with major artistic talent like CARTER GOODRICH and PAUL FELIX. apparently it did not help because some of the ‘emperor’s new clothes’ guys thought it was not a good idea afterall. after 5 yaers and probably 50 million dollars, not to talk about thousands of pieces of art – down the drain.”
“Fraidy Cat ist nicht das einzige Projekt, bei dem ich das mitverfolgt habe, auch My Peoples, Rapunzel (zusätzlich mit anderen grossen Problemen), Wild Life (mit einem Haufen anderer und sehr ernsten Problemen und Regisseuren, die zu arrogant waren, auf Warnungen zu hören) und Snow Queen (omg). Die Affäre Fraidy Cat wurde, nachdem ich das Projekt 2003 verlassen hatte und Ron und John später versuchten die Scherben mit grossen Talenten wie Carter Goodrich und Paul Felix, wieder zusammenzusetzen, zu den Akten gelegt. Offenbar war ihr Einsatz umsonst, weil ein paar der ‘Emperor’s new clothes’-Typen (Des Kaisers neue Kleider) schlussendlich befanden, dass es doch nicht so eine gute Idee war. Nach 5 Jahren, und wahrscheinlich 50 Millionen ausgegebenen Dollars; von den tausenden Kunstwerken möchte ich gar nicht erst sprechen – alles für die Katz.”