Pixar in der Krise? So abwegig ist der Gedanke nicht, zumindest aus produktionstechnischer Hinsicht. Wir berichteten euch vor einiger Zeit, dass Bob Peterson seinen Regiestuhl bei seinem Filmbaby The Good Dinosaur räumen musste und rätselten, wer seinen Platz übernehmen würde. Ausserdem stand die Frage im Raum, wie gravierend die Auswirkungen auf den Kinostart ausfallen könnten. Denn obwohl Lasseter betonte, den alten Kinostart einhalten zu wollen, hat Ed Catmull nun Tacheles geredet: The Good Dinosaur wird aufgrund der Produktionsschwierigkeiten (um es mal so zu nennen) um 18 Monate nach hinten verlegt. Vom 30. Mai 2014 auf den 25. November 2015. Damit übernimmt der Film den alten Startplatz von Findet Dory (Finding Dory aka Finding Nemo 2), der in Folge dessen vom 25. November 2015 auf den 17. Juni 2016 verlegt wird (wir reden natürlich von US-Kinostarts, Disney Deutschland/Schweiz haben bislang noch keine revidierten Termine bekannt gegeben, was aber mit Sicherheit in den nächsten Tagen passieren wird).
2014 ohne Pixarfilm
Das Kinojahr 2014 wird somit das erste seit 2005, an dem nach jetzigem Kenntnisstand kein Pixarfilm in die Kinos kommen wird. Ed Catmull hat sich einen schönen Satz bereitgelegt, um die Verschiebungen PR-tauglich zu begründen. Er sagte gegenüber der LA Times, dass “sich niemand an Kinostartverschiebungen erinnere, aber jeder erinnert sich an schlechte Filme. Die Lösung war also, dem Film (The Good Dinosaur) mehr Zeit zu geben.” Ein wahres Wort, das aber viel Raum für Spekulationen lässt.
Um unsere beiden Fragen vom Vorartikel wieder aufzugreifen: Wir wissen nur, dass die Auswirkungen der internen Probleme so gravierend sind, dass sich das Studio veranlasst sah, den Film um 18 Monaten nach hinten zu verschieben. Aber wir wissen immer noch nicht, wer das Dino-Zepter übernehmen wird. Vielleicht ist die Verschiebung auf den alten Startplatz von Findet Dory ein kleiner Hinweis? Andrew Stanton als alter Pixar-Hase – und neben John Lasseter und Brad Bird der erfolgreichste Pixar-Regisseur – könnte The Good Dinosaur durch die gewonnene Zeit zu Hilfe eilen. Wäre nicht abwegig, wenn man bedenkt, dass Brad Bird und John Lasseter dasselbe bei Ratatouille und Cars 2 taten.
Problematische Expansion
Langsam muss man sich ernsthaft fragen, ob Pixar nach den immensen Umstrukturierungen der letzten Jahre sich nicht in eine Sackgasse manövriert hat? Seit Cars 2 geriet jedes Projekt in die Schlagzeilen, was in den meisten Fällen auch gleich eine Verschiebung des Kinostarts nach sich zog. Der ursprüngliche Plan war, sämtliche Kapazitäten hoch zurüsten, um das Studio in die Lage zu bringen, zwei Filme pro Jahr produzieren zu können ohne dabei aber Qualität einzubüßen. Ein neuer, technologisch hoch moderner Gebäudetrakt wurde aus dem Boden gestampft – in Emeryville und Kanada massig neue Leute eingestellt und fleissig neue Projekte angekündigt. Doch es harzt im neuen Getriebe. 2012 (!) sollte ursprünglich das erste Kinojahr mit zwei Pixarfilmen werden. Der Traum wurde aber schnell von der Realität eingeholt und seit zwei Jahren folgt eine Startverschiebung nach der anderen. Dass sich das über kurz oder lang auch auf die Qualität der Produktionen auswirken könnte, erscheint naheliegend. Und meiner bescheidenen Meinung nach ist dieser Punkt auch längst erreicht, wie man unseren Kritiken zu Cars 2 und Die Monster Uni entnehmen kann. Selbst Merida wirkte nicht mehr so rund wie vergangene Projekte. Alles nur Einbildung?