Mittwoch – Wie bereits angekündigt, widmen wir uns beim Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart (ITFS) vor allem der Königsdisziplin, dem internationalen Wettbewerb der Kurzfilme. Heute stellten sich die ersten acht Kandidaten der Jury und dem Festivalpublikum, drei davon gingen Anfang des Jahres bereits ins Rennen um den besten Oscar. Die Filme haben es in sich, lasst uns also keine langen Vorreden schwingen, sondern direkt loslegen:
Abuelas (Grandmas)
Afarin Eghbal, Großbritannien 2011
Der Film glänzt durch seinen wahren Hintergrund, der eines der traurigsten Kapitel der argentinischen Geschichte zum Thema macht. Das und die sympathische Erzählung der betagten, titelgebenden Großmutter sind die großen Pluspunkte des Films. Leider ist das verwendete Pixilationsverfahren zu rudimentär eingesetzt. Das Gefühl, dass der Film nicht animiert, sondern schlicht mit weniger Frames pro Sekunde gedreht wurde, wird man als Zuschauer nie ganz los. Dennoch ein nachdenklich stimmendes Werk. 7/10
Fata Morgana
Frodo Kuipers , Niederlande 2011
Keine Fünf Minuten lang, aber voll mit bezauberndem Slapstick und einer Prämisse, die so einfach und doch so “erfrischend” wirkt. Hier darf gelacht werden und wenn die beiden Charaktere, in ihrer sehr roughen Animationsweise und mit ihrem Gibberish-English, es miteinander zu tun bekommen, bleibt kein Auge trocken. Aber seht selbst, Fata Morgana gibt es in voller Länge und legal im Internet zu sehen! 8/10
Prohveti sünd (Oracle is born…?)
Rao Heidmetsa , Estland 2011
Für diesen Film gibt es kaum die richtigen Worte. Obskur, kurios, satirisch, schräg, albern. Er erinnert etwas an den isländischen Eigensinn, nur dass dieser Film aus dem Animationsstudio Nukufilm aus Estland selbst für isländische Verhältnisse reichlich merkwürdig erscheint. Ein Film, den man am besten selbst schaut, nur leider gibt es noch keinen Trailer zum Film. 5/10
366 Tage
Johannes Schiehsl, Deutschland 2011
Eine Arbeit aus der deutschen Filmakademie Baden-Württemberg mit dem Herz am rechten Fleck, aber mit einem so penetranten Voice-Over, der jeden Funken von Subtext im Keim erstickt. Das macht den Film oberflächlicher, als er eigentlich wäre. Was bleibt ist ein sentimentaler, kauziger Film über eine typisch deutsche Zivildiensterfahrung. Trailer und mehr Infos zum Film in unserem Beitrag zum Film. 7/10
Zeinek gehiago iraun (Who last’s longer?)
Gregorio Muro, Spanien 2011
Ein Film, der besonders im Gedächtnis bleibt. Er scheint auf den ersten Blick sehr dick aufzutragen, ein Schicksalsschlag folgt auf den anderen. Aber trotz seiner komprimierten Form, bleibt sein Thema authentisch und ergreifend, dank der sicheren Inszenierung und der an Yann Tiersen angelehnten Filmmusik. Schlicht ein traurig-schöner Film. 8/10
Luminaris
Juan Pablo Zaramella, Argentinien 2011
Der erste angekündigte, ehemalige Oscarkandidat im Bunde. Bei Luminaris treffen sich George Orwell und Jean-Pierre Jeunet mit Norman McLaren auf einen doppelten Espresso. Entstanden ist ein fantasievoller, surrealer und im Kern romantischer Film, den man schnell ins Herz schließt. 9/10
Wild Life
Wendy Tilby Amanda Forbis, Kanada 2011
Wild Life haben wir vor einigen Wochen bereits ausführlich besprochen. Der Kurzfilm, der ebenfalls ins Rennen um den Oscar für den besten animierten Kurzfilm ging, gibt es außerdem im Internet zu bestaunen. Mehr dazu in unserem Beitrag. 8/10
A Morning Stroll
Grant Orchard, Großbritannien 2011
Das beste kommt zum Schluss. Das Studio AKA aus London muss man nicht lange vorstellen, Filme wie Lost and Found oder Varmints sprechen für sich. Mit A Morning Stroll ist dem Studio vleielleicht sein bisheriges Meisterstück gelungen. Man sollte nicht zuviel über den Film vorab wissen, es reicht die Information, dass der Film in drei verschiedenen Zeitperioden spielt, im Abstand von jeweils 50 Jahren und in jeder ein Huhn eine wichtige Rolle spielt. Jede Zeitebene unterscheidet sich dabei in Look und Animation von der anderen. Ich kann nur allen empfehlen, die Augen nach diesem Huhn – ähm Film – offen zu halten! 9/10