Die Langfilme treiben es bunt am Fantoche (Text: www.fantoche.ch)
Vom 2. bis 7. September 2014 ist die Stadt Baden zum 12. Mal Gastgeber von Fantoche – der grössten Schweizer Trickfilmschau, die auch dieses Jahr wieder herausragende Werke aus dem In- und Ausland präsentiert. Dabei spielen die Langfilme eine immer wichigere Rolle, dieses Jahr sind 14 lange Werke am Start von Fantoche.
Premieren, Autorenfilme, technische Innovationen, Fantastisches und Sozialkritisches, Leichtfüssiges und Unterhaltsames – Fantoche zeigt die jüngsten Glanzlichter das aktuellen internationalen Langfilmschaffens im Animationsbereich auf Grossleinwand, in 2D oder 3D. Präsentiert werden insgesamt 14 Langfilme. Für drei dieser Filme hat Fantoche Regisseure, Produzenten oder Studiomitarbeiter eingeladen, um dem Publikum im Rahmen von einem «Making-of» Einblick in den Entstehungsprozsess der Filme zu bieten. Es gibt also viel Neues zu entdecken.
Aktuelle Langfilme
«The Tale of Princess Kaguya» – Isao Takahata, JP 2014, 137′, JAP/d/e, 6J
Der neue Film des Studio-Ghibli-Regisseurs Isao Takahata ist eine Interpretation einer alten japanischen Legende: Ein Mädchen wird aus einem Bambus geboren und von Bauern aufgezogen. Obwohl die Geschichte von Reue und Verzweiflung handelt, dringt Takahatas Glaube an eine ideale japanische Gesellschaft stets durch.
«Loulou, l,incroyable secret» – Grégoire Solotareff, Eric Omond, FR 2013, 80′, F/e, d eingesprochen, 6J
In der mit einem César prämierten Filmadaption von Grégoire Solotareffs gleichnamigem Bilderbuch begibt sich der Wolfsjunge Loulou zusammen mit seinem Hasenfreund Tom auf eine abenteuerliche Suche nach seiner Mutter. Schön gezeichnet und spannend erzählt in einer unverwechselbaren Handschrift.
Making-of «Loulou, l’incroyable secret», mit Valérie Schermann, Produzentin, Frankreich,
F/e Simultanübersetzung
Bereits seit 25 Jahren erfreut sich der von Grégoire Solotareff entworfene Wolf Loulou grosser Beliebtheit. In diesem Making-of kann den kreativen Machern des Films über die Schulter geschaut werden und es werden Blicke in die Hintergründe gewährt.
«Beyond Beyond» – Esben Toft Jacobsen, SE/DK 2014, 78′, SW/e, 8J, deutsch eingesprochen
Eines Nachts entreisst der Federkönig dem Hasenjungen Johan die Mutter. Vor einer bunt leuchtenden Bilderkulisse gelingt es dem willensstarken Junior, ins Reich des Raubvogels zu passieren. Doch dort warten bittere Einsichten auf ihn. Der Film thematisiert Tod und Trauer und schöpft dabei aus skandinavischen Volkssagen.
Making-of «Beyond Beyond», mit Esben Toft Jacobsen, Dänemark, E/d Simultanübersetzung
Nachdem der erfolgreiche dänische Regisseur bereits am Fantoche 2011 seinen Film «The Great Bear» persönlich vorstellte, ist er nun erneut in Baden und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der fantastischen Unterwelt von «Beyond Beyond».
«The Boy and the World» – Alé Abreu, BR 2013, 80′, ohne Dialog, 8J
Auf der Suche nach seinem Vater reist ein kleiner Junge in eine grell beleuchtete Metropole und trifft dabei auf seltsame Kreaturen. Der brasilianische Künstler Alé Abreu erzählt eine wundersame, von Hand animierte Fabel über die Globalisierung und deren negative Folgen auf die kulturellen Traditionen der ländlichen Bevölkerung. Der Film wurde heuer in Annecy gleich mit zwei Hauptpreisen ausgezeichnet.
«The BoxTrolls»– Graham Annable, Anthony Stacchi, US 2014, 90′, E/d/f, 8J
Immer wieder beeindruckt das Laika Studio mit Stop-Motion-Animationen das Publikum. Der neue Film aus der Portlander Werkstatt handelt von liebenswerten Schachtel-Trollen, die unter der Erde leben und sich nur nachts an die Oberfläche wagen. Im BoxTroll-Reich lebt auch der Menschenjunge Eggs, der auf der Suche nach seinem entführten Adoptivvater dieses Reich erstmals verlässt. Achtung: Schweizer Premiere und Closing Night Special Screening!
Making-of «The BoxTrolls», mit Mark Shapiro, USA, E/d Simultanübersetzung
Mark Shapiro gibt einen Einblick in die unglaublich aufwendige Produktion von «The BoxTrolls», wo jeder Finger, jede Augenbraue sämtlicher Puppen minuziös Millimeter für Millimeter bewegt werden muss – 24 Mal pro Sekunde Film.
«Giovanni’s Island» – Mizuho Nishikubo, JP 2014, 102′, JAP/e, 10J
Der handgezeichnete Animefilm „Giovanni’s Island“ zeigt die Geschichte des zehnjährigen Junpai auf einer nördlichen japanischen Insel, welche nach der Kapitulation Japans im 2. Weltkrieg von den Sowjets besetzt wird. Junpai wird in den verdeckten Widerstand der Bevölkerung involviert und freundet sich gleichzeitig mit Kindern der Besatzer an: Ein unüberbrückbares Dilemma.
«The Wind Rises» – Hayao Miyazaki, JP 2013, 126′, JAP/d, D, 12J
Für einmal lässt Hayao Miyazaki die Fantasiewelt beiseite und erzählt die Geschichte des Zero-Jagdflugzeug- Konstrukteurs Jiro Horikoshi. Der Film spielt vor dem 2. Weltkrieg und zeigt eine Lebensrealität, die auf Träumen und Opferbereitschaft beruht.
«From the Earth to the Moon» – Angelos Spartalis, GR 2013, 87′, GR/e, 12J
In der ersten griechischen Animation in Spielfilmlänge adaptiert Angelos Spartalis Jules Vernes gleichnamigen Roman. Seine quirlig-surreale Collage mischt kulturelle Anspielungen und Zitate aus verschiedensten Epochen bunt durcheinander. Raffiniert übt der Film zudem humorvolle und zugleich vernichtende Kritik am kriegerischen Habitus.
«Rocks In My Pockets» – Signe Baumane, US/LV 2013, 88′, E, 14J
Die litauisch-amerikanische Animationskünstlerin Signe Baumane unternimmt eine humorvolle Reflexion über die psychischen Leiden ihrer Familie. Sie hat die Geschichte in berührende und fantastische Bilder umgesetzt und selbst eingesprochen. Der sehr persönliche Film gewährt Einblicke in ihre dunkelsten Gemütszustände.
«L’Arte della felicità» – Alessandro Rak, IT 2013, 84′, IT/e, 14J
Der essayistische Erstling von Comic-Zeichner Alessandro Rak erzählt die Geschichte eines neapolitanischen Taxifahrers auf Sinnsuche. Mit fernöstlichen Inspirationen – sowohl philosophischer als auch zeichnerischer Art – entwickelt der Film geistreiche Reflexionen über das Leben.
«Is The Man Who Is Tall Happy?» – Michel Gondry, FR 2013, 89′, E, 14J
Eine animierte Zeitreise durch die komplexen Gedankengebilde des genialen Denkers Noam Chomsky: Michel Gondry kombiniert handgezeichnete Animationen mit historischen Fotos und Videoaufnahmen von Gesprächen mit Chomsky. Und wenn am Ende des Films die Fragen bildlich in der Luft hängen, ist dies ganz im Sinne des berühmten Linguisten.
«The Pain And The Pity» – Phil Mulloy, GB 2013, 75′, E, 16J
Scherenschnittartige Umrisse wabbeln beim Sprechen. Der britische Regisseur Phil Mulloy zitiert in seiner an Schattentheater erinnernde Animation aus dem Krimigenre. Roger ist eine schwarze Maske mit computergenerierter Stimme. Oder eben ein Hollywoodschauspieler mit amerikanischem Akzent. Der eigentliche Film entsteht erst im Auge des Betrachters.
«The Fake» – Yeon Sang-ho, KR 2013, 101′, KR/e, 16J
Ein koreanisches Dorf muss für einen Staudamm geflutet werden. Viele Dorfbewohner setzen ihre letzte Hoffnung auf einen charismatischen Sektenpriester. Nur Min-chul ist skeptisch, aber der Säufer, der nur Fluchworte von sich gibt, ist kaum glaubwürdig. In düsteren Farben schildert Yeon Sang-ho in seinem zweiten Langfilm ohne Beschönigung die sozialen Zustände des fiktiven Ortes.
«Asphalt Watches» – Shayne Ehmann, Seth Scriver, CA 2013, 94′, E, 18J
Eine Autostopp-Reise der Regisseure Seth Scriver und Shayne Ehman wird in «Asphalt Watches» zu einem rasanten animierten Roadmovie. Ihre filmischen Alter Egos Skeleton Hat und Bucktooth Cloud treffen dabei nicht nur auf sonderbare Mitfahrgelegenheiten, sondern auch auf rappende Hunde, Songs über Pizza und Pasta und andere Kuriositäten.
Fokus «What’s going on, Japan?»: Historische Langfilme
Japanische Animationsfilme haben sich ins Gedächtnis von sehr vielen Menschen rund um den Erdball eingeprägt. Einer der Klassiker ist dabei bestimmt «Akira», mit dem man am Fantoche 2014 eine Wiederbegegnung feiern kann. Mit dem Länder-Fokus «What’s going on, Japan?» taucht Fantoche tief in die faszinierende Animationskultur Asiens ein.
«Nausicaa of the Valley of the Wind» – Hayao Miyazaki, JP 1984, 117′, JAP/d/f, 12J
«Nach einem schrecklichen Krieg überwuchert ein Giftwald die Erde. Die scharfsinnige Hauptfigur Nausicaa kommuniziert mit den dort lebenden Ohmus, während die Gegnertruppen versuchen, den Dschungel niederzubrennen. Der Film wirft die Frage auf, wie wir mit einer verseuchten Umwelt umgehen und ist heute immer noch genauso aktuell wie bei seiner Premiere im Jahr 1984.» (nd)
«Mind Game» – Masaaki Yuasa, JP 2004, 103′, JAP/e/d, 16J
«Nishi wird getötet und erwacht wieder zum Leben, um seine grosse Liebe Myon zu retten. Doch dann verschluckt ein Wal die beiden. Von bitteren Erinnerungen ergriffen, rennt Nishi um sein Leben … «Mind Game» ist beste Unterhaltung, gespickt mit spielerischen visuellen Experimenten und die rasanten Bilder bringen einen zum Lachen ebenso wie sie zu Tränen rühren.» (nd)
«Akira» – Katsuhiro Otomo, JP 1988, 124′, JAP/e, 16J
«Nach der Begegnung mit seltsamen Mini-Menschen verändert sich das Leben von Kaneda und Tetsuo auf einen Schlag: Die beiden sollen den Menschen helfen, deren übernatürliche Kräfte zu wecken. Der Film spielt in der Zukunft im Jahr 2019, ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio, und spiegelt die Katastrophen- und Zukunftsvisionen, wie sie in der japanischen Gesellschaft vorherrschen.»(nd) Präsentiert von NIFFF – Neuchâtel International Fantastic Film Festival.
Alle Anspielzeiten und Kinos finden Ihr unter www.fantoche.ch!