Am Sonntag wurde die 11. Ausgabe des Internationalen Festivals Für Animationsfilm in Baden beschlossen. Wir von AniCH werden auch in den kommenden Tagen noch über das Fantoche 2013 berichten und euch ausgewählte Kurz- und Langfilme vorstellen.
Der Besucherschnitt mit rund 34’000 Besuchern konnte gehalten werden. Nach sechs aufregenden Tagen in 6 Kinosälen, in denen 15 Langfilme und 227 Kurzfilme aus 20 Ländern gezeigt wurden, nach Workshops und Ausstellungen, hat die Jury ihre Gewinner verkündet:
Internationaler Wettbewerb
(Jury: Nobuaki Doi (JP), Florian Keller (CH), Biljana Labovic(US), Solweig von Kleist (DE))
BEST FILM
Gloria Victoria | Theodore Ushev | CA 2013 | 6’55“
Eine Prozession schattenhafter Wesen zieht vor glutrotem Grund auf, der sich zum Kriegsschauplatz weitet: Im dritten Teil seiner Trilogie zum Verhältnis von Kunst und Macht thematisiert Theodore Ushev mit «Gloria Victoria» die brutalen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts zur Musik von Dmitri Schostakowitschs Leningrader Sinfonie.
Jury-Laudatio:
„Die Wiederbelebung der Fantasie und der Sympathie für die Vergangenheit – das ist es, was dieses Kunstwerk bewirken kann. Gespickt mit unzähligen Verweisen und Anspielungen, öffnet der Film selbst gleichzeitig eine neue Seite in dieser Geschichte des künstlerischen Ausdrucks, den nur die Animation bewirken kann: dynamische audiovisuelle Bewegung kitzelt unsere Emotionen, bis ganz tief in unsere Körper und Seelen, stimmt uns nachdenklich und bringt uns dazu, die Energien und die Tragödie der Massen zu betrachten.”
HIGH RISK
Futon | Yoriko Mizushiri | JP 2012 | 6’02“
Eingehüllt in eine Decke lässt eine junge Tagträumerin Erinnerungen und Empfindungen zu einem sinnlich-surrealen Bilderstrom verschmelzen. «Futon» evoziert mit wenigen Linien Objekte und Gefühle, die nach Erdbeeren mit Sahne schmecken.
Jury-Laudatio:
„[…] Der Entscheid fiel der Jury nicht leicht. Schliesslich fiel die Wahl auf einen Film, der – ähnlich einem Tänzer, der knallharte physische Anstrengungen in schiere Anmut verwandelt – visuelle Schönheit durch scheinbar einfachste Zeichnungen erschafft. Diese Arbeit eines jungen Filmemachers entführt den Zuschauer in eine fantasievolle, poetische Bildwelt und hypnotisiert dabei unsere Augen ebenso wie alle unsere Sinne. Er überzeugt, indem er durch eine sehr persönliche und originelle Erzählungsweise Herz und Intelligenz des Zuschauers gewinnt, ja hypnotisiert: «Futon» von Yoriko Mizushiri.“
NEW TALENT
Ziegenort | Tomasz Popakul | PL 2013 | 20’
In der polnischen Provinz versucht ein Fischer, seinem Sohn das Handwerk beizubringen, dabei sieht der Junge selber aus, als müsste man ihn aus dem Wasser ziehen. «Ziegenort» ist eine tragische Adoleszenzgeschichte, die mit fliessender Kamera und nuancierter Geräuschkulisse von der Suche nach Anerkennung und Identität erzählt.
Jury-Laudatio:
„Der Animationsfilm hat eine lange Vergangenheit und ist reich an Traditionen. Manchmal jedoch verunmöglichen uns diese Tatsachen und die allseits verankerten Kriterien den Weg zu neuen Horizonten. Da erweist sich der Besuch eines Festivals wie FANTOCHE als pures Vergnügen, weil dieses Festival risikofreudig ist und dadurch die Sicht auf neue Ausdrucksweisen ermöglicht. Mitglied einer Jury zu sein ist hart – insbesondere dann, wenn es zahlreiche neue Talente gibt, die sich nicht scheuen, Normen zu überwinden, ganz besonders in diesem Jahr. Am Schluss jedoch war die Wahl klar: Der Preis, der Award für New Talent geht an «Ziegenort» von Tomasz Popakul.“
Best Sound: Sock Skewer Street 8, Eli Vuorinen, FI 2013
Best Visual: Bath, Tomeck Ducki, PL/GB 2013
Best Story: Pandy, Matus Vizar, SQ/CZ 2013
NAB-Publikumspreis: Pandy, Matúš Vizár, SQ/CZ 2013
SCHWEIZER WETTBEWERB
(Jury: Marcel Jean (CA), Bettina Spoerri (CH), Lea Beatrix Zagury (BR))
Plug & Play | Michael Frei | CH 2013 | 6’
Was ist der Unterschied zwischen Steckdose und Stecker? In diesem Animationsfilm untersuchen technoide Mischwesen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das jenseits von Sexualität und Fortpflanzung liegt: die Liebe. «Plug & Play» ist ein unverschämt surrealer Ringelpiez mit Einstöpseln.
Jury-Laudatio:
„Die Jury vergibt den Best Swiss Film Award an einen Film mit einem überzeugenden erzählerischen Konzept und einer konsequenten, minimalistischen Gestaltung. Macht, Kreation, Polaritäten und Beziehungen sind die Themen, über die hier in einer stilisierten Bildsprache reflektiert wird.“
HIGH SWISS RISK
Washed Ashore | Jonas Ott | NL/CH 2012 | 5’23“
Ein Schiffbrüchiger wird an den Strand einer Stadt geworfen. Er sucht Begegnung und Aufnahme und trifft stattdessen auf absurde Handlungen und wenig Beachtung. Gleichzeitig mit seiner Rückkehr ins Meer widerfährt der Stadt eine Katastrophe, die einige der Bewohner ebenfalls zu Schiffbrüchigen macht.
Jury-Laudatio:
„Die Jury vergibt den High Swiss Risk Award an einen Film, der eine skurrile und verspielte Welt erschafft, in der jeder und jede zu einem Aussenseiter werden kann. Er nimmt sich die Freiheit, anhand eines Panoptikums von Figuren eine gewagte Erzähldramaturgie zu spinnen.”
SWISS SPECIAL MENTION
The Kiosk | Anete Melece | CH 2012 | 6’55“
Der gleichförmige Alltag am Kiosk von Olga ist wenig inspirierend. In ruhigen Momenten träumt sie von einer Reise in ein exotisches Land. Doch dann kommt die grosse Wende und die täglich voluminöser werdende Frau wird samt Kiosk von einem Unglück erfasst. Unverhofft geht ihr langersehnter Traum in Erfüllung.
Jury-Laudatio:
„Für seinen gelungenen Erzählrhythmus und den feinen Humor verleihen wir dem Film “The Kiosk” von Anete Melece einen Special Mention Award.”
Publikumspreis: The Kiosk, Anete Melece, CH 2012
AWARD „BEST KIDS“
Kinderjury Eine sechsköpfige Kinderjury mit Kindern im Alter von 6 – 12 Jahren wählt den «Best Kids». Die
Betreuung der Kinderjury erfolgt durch den Kinderfilmklub «Die Zauberlaterne».
Best Kids: Hedgehogs and the City, Evalds Lacis, LV 2013
2013 Kinderpublikumspreis: Hedgehogs and the City, Evalds Lacis, LV 2013