Achtung Verzückungsgefahr, wie so häufig bei den Produktionen von Studio Soi! Mit Room On The Broom ist dem Studio nach den The Gruaffalo-Filmen (oder Die Prinzessin und der Drache oder Das Bild der Prinzessin oder…) wieder ein wundervoller und süßer Kurzfilm gelungen. Mit einem ausgesprochen hohen, pädagogischen Wert, aber ohne aufgesetzt oder anstrengend zu wirken (was zweifelsfrei größtenteils der illustrierten Kinderbuchvorlage von Julia Donaldson und Axel Scheffler zuzusprechen ist). Kurzum, der Film ist wie The Gruffalo. Im positiven Sinne. Nur… mit einem kleinen Wermutstropfen (den ich weiter unten erläutere).
Man verliebt sich in null Komma nichts in die Märchenwelt, die Charaktere und nicht zuletzt und überhaupt in die zuckersüße Vertonung des Films, für die keine Kosten und Mühen gescheut wurden (Schauspieler wie Simon Pegg, Gillian Anderson oder Timothy Spall wurden für den Film aus dem Hut gezaubert). Für Kenner der Vorlage dürfte es ohnehin Liebe auf den ersten Blick sein. Aber schaut selbst, der Film wird aktuell auf Vimeo in ganzer Länge gehostet (nur ist die Quelle fraglich, weshalb wir darauf verzichten, das Video einzubetten).
EDIT: Und das wars auch schon mit dem Film. Wie gedacht, war der Upload unautorisiet, da hilft es auch nicht, dass es sich scheinbar um den Channel einer Lehrervereinigung handelte (die vermutlich pädagogische statt illegale Absichten hegten).
In Auftrag gegeben wurde die Verfilmung wie bereits die beiden The Gruffalo-Kurzfilme vom britischen Fernsehsender BBC als Weihnachtsspecial in Kooperation mit Magic Light Pictures. Seine Premiere feierte der halbstündige Film am 25. Dezember 2012 auf BBC One.
Für die technische Umsetzung setzten die Produzenten wie bereits erwähnt wieder auf die talentierten Köpfe des deutschen Studio Soi, die auch dem Gruffalo und seinem Nachwuchs das Laufen beibrachten. Regie führte erneut Max Lang, der von Jan Lachauer unterstützt wurde, der mit diesem Film seinen Regieeinstand feierte. Wie Produzent Michael Rose selbst sagte, war es allen Beteiligten ein großes Anliegen, den Room On The Broom so nah wie möglich an The Gruffalo anzulehnen. Das fing beim Character Design an, welches nur wenig Spielraum übrig ließ, da durch die detaillierten Illustrationen der Buchvorlage vieles vorgegeben und durch die eigenen Gruffalo-Verfilmungen auch der Stil nur im Detail verändert werden konnte. Es erstreckte sich ausserdem auf den plastischen, Stop Motion artigen Look der Texturen und Animationen.
Man merkt, Gruffalo war vor und während der Produktion von Room On The Broom allgegenwärtig, was uns zum leicht bitteren Nachgeschmack des ganzen bringt. Der Film verstäubt keinen neuen Zauber, keinen wirklich originellen, oder zumindest frischen Funken. Man kennt und mag den Stil, aber ähnlich wie die Geschichte von Room On The Broom rein konzeptionell als Kopie von The Gruffalo betrachtet werden kann (gleicher Storyaufbau, gleicher Illustrationstil, sehr ähnliche Reime), so wurde auch die Verfilmung des modernen Hexenmärchens entsprechend angelegt. Never touch a running System. Auf die Filmbranche angewendet dürfte der Spruch lauten: “Wenns den Leuten einmal gefallen hat, servier es ihnen nochmals. Und nochmals”. Ist legitim, aber spätestens wenn an Weihnachten 2013 wieder eine Donaldson & Scheffler Kinderbuchverfilmung von BBC und Soi in eben diesem Stil ansteht, müssten sich die Produzenten mehr Kritik gefallen lassen.
Klingt jetzt bedeutend kritischer als es gemeint ist. Schließlich ist Room On The Broom einfach herzallerliebst. Narrativ, inhaltlich, technisch und natürlich visuell. Man schmilzt dahin und Kinder sind ohnehin hin und weg.
(Quellen: Animationmagazine.net, Vimeo, Studio Soi)