Janosch – Komm, wir finden einen Schatz![]() Land: Deutschland Regie: Irina Probost Drehbuch: Nana Meyer, Janosch Darsteller: Malte Arkona, Michael Schanze, Elton, an, u.a. Kamera: Ethan Palmer Schnitt: Peter Heynen Musik: Marius Ruhland Laufzeit: 75 Minuten Kinostart: 04.10.2012 Verleih: Cineworx Weitere Infos bei Cineworx |
Meine Nase die kribbelt
Das dritte Janosch-Kinoabenteuer „Komm, wir finden einen Schatz“ von Irina Probost ist gute Unterhaltung für die ganz kleinen Kino-Zuschauer. An das stimmungsvollere „Oh, wie schön ist Panama“ (2006) kommt der Film jedoch nicht heran, was mitunter am nicht ganz ausgereiften Drehbuch und an der kunterbunten Cel-Shading-Technik liegt, die die warme Atmosphäre der Buchvorlage vermissen lässt.
Es ist ein sonniger Tag und der kleine Tiger (Malte Arkona) und der kleine Bär (Michael Schanze) verbringen ihre Zeit beim Fischen. Als sie endlich etwas Zug an der Angel verspüren, ziehen sie den Fang an Land und staunen nicht schlecht, denn dieser entpuppt sich als Schatztruhe. Doch die schwere Kiste birgt kein unermesslicher Reichtum, kein Gold und keine Diamanten, dafür eine echte Schatzkarte und ein kleines Schiffchen aus Holz. Leider bekommt der ungestüme Kurt (Elton) Wind von der Errungenschaft und nach einem kurzen Handgemenge wird die Karte zerrissen, wovon ein Teil sogar aus dem Fenster geweht wird. Dieser landet in den Händen des selbsternannten Meisterdetektivs Gokatz (Gregor Höppner), der seinen Kunden mit fiesen Tricks das Geld aus der Tasche zieht. So auch dem schüchternen Hasen Jochen Gummibär (Tobias Diakow), der 100 Goldtaler für die halbe Schatzkarte bezahlen soll und gutgläubig hofft, am Ende des aufgezeichneten Weges Freunde zu finden. Als auch Gokatz von der Echtheit der Karte überzeugt wird, beginnt ein Wettrennen durch Wald, Sumpf und Schnee zwischen Tiger, Bär und Hase und den Gegenspielern Katze und Hund.
2006 brachte Irina Probost zusammen mit Martin Otevrel Janoschs Kinderbuch Oh, wie schön ist Panama auf die Leinwand. Ein Zeichentrickfilm, der sich optisch noch einigermassen an der zweidimensionalen Buchvorlage orientierte, teils poetisch und oft ohne viel Bromborium im Stile eines Winnie Puuh. Für Komm wir finden einen Schatz bedient man sich hingegen der Cel-Shading-Technik, mit der man den gezeichneten Film nur imitiert, in Tat und Wahrheit die am Computer entstandenen Skelette aber mit minimalistischer Lichtgebung, im Cartoon-Look, berechnet. Das gibt den Figuren einen dreidimensionaleren Look und deutlich mehr Tiefe ins Bild. Nur geht damit auch die Atmosphäre und Wärme der Buchvorlage verloren. Tiger und Bär sind jetzt noch runder, noch näher an einer Plastikfigur und weit weg von Janoschs verknautscht skizzenhafter Vorlage (schade). Die kunterbunte Grafik wirkt aufdringlich und erinnert in Verbindung mit den Animationen an ein Videospiel. Das bedeutet nicht, dass man sich in Sachen Umsetzung nicht auch für diesen Film viel Mühe gegeben hat, nur müsste man die gewonnene Zeit beim Animationsvorgang auch wieder gewinnbringend investieren. Denn bei Computeranimationen sollte man es bei der Erstellung von Figuren, Umgebung und Objekten noch einmal deutlich genauer nehmen als beim Zeichentrick. Was dort ohne Glaubwürdigkeitsverlust mit kleinen Andeutungen gelöst werden kann, muss bei der Computeranimation bis ins Detail ausgearbeitet werden – besonders die Fauna – und genau da hat man gespart.
Janoschs Vorlage bleibt man insofern treu, als dass die Figuren während ihrer Suche nach dem grossen Schatz, die immateriellen Werte wie Freundschaft, Glück und Zufriedenheit zu erkennen und auch zu schätzen lernen. Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah! Geschickt verpackt als herzige Parabel für die kleinsten Kinozuschauer, kann die Geschichte bis zum Schluss unterhalten. Nie wird es allzu laut, nie zu ausgeflippt oder abgedroschen und die Botschaft des Films ist durchaus auch für Erwachsene mal wieder einen Gedanken wert. Ob man sich mit dieser abenteuerlichen Adaption inhaltlich wirklich soweit von der eigentlichen Vorlage entfernen musste, sei dahingestellt. Auch wirken die Charakterzüge der Figuren etwas gar schemenhaft. Der Hase Jochen, der bis fast ganz am Schluss nicht versteht, dass man Freunde nicht in Kisten findet, sondern durch gemeinsame Erlebnisse, wirkt etwas gar naiv und die gierigen Gegenspieler Gokatz und Kurt, die als Spannungspotenzial dienen, aber wie schon dutzende Cartoon-Bösewichte zuvor, die Arbeit von den Protagonisten erledigen lassen und erst im letzten Moment auf die Beute springen, nicht sonderlich innovativ.
Obwohl Komm wir finden einen Schatz als unterhaltsamer und sehenswerter Film für Kinder im Kindergartenalter bestehen kann, muss man bei der genaueren Analyse festhalten, dass Probost der Spagat zwischen dem gemächlichen Oh, wie schön ist Panama und den ambitionierten actionreichen Animationsfilmen aus Übersee nicht gelingt. Dies mag mitunter auch am Drehbuch liegen, das die einzelnen Szenen nicht immer fliessend miteinander zu verbinden weiss. Schade auch, dass das niedliche Nashornmädchen so schnell wieder verschwindet, wie es aufgetaucht ist. Dafür überzeugen die Synchronsprecher genauso wie die von Marius Ruhland geschriebene Filmmusik.