Die Cinematics aus dem Hause Blizzard waren seit jeher – seit dem die Videospielschmiede begonnen hat, CG für Zwischensequenzen zu verwenden – ein Inbegriff für sowohl technisch als auch inszenatorisch beeindruckende Filme. Nicht zuletzt wegen ihren immens erfolgreichen Spielreihen wie Diablo, Starcraft und Warcraft sowie dem Kunststück, ihren selbst auferlegten Qualitätsstandards treu zu bleiben, gehören sie zu den erfolgreichsten Entwicklern der Videospielszene. Besonders Warcraft entpuppte sich in seiner Onlinerollenspielversion World of Warcraft als gigantischer Dauerbrenner und erster MMORPG-Blockbuster seiner Art. Aber wem erzähl ich das. Kurz gesagt: Mit World of Warcraft: Mists of Pandaria steht bald die vierte und vermutlich letzte Erweiterung des Onlinerollenspiels bevor, zu dem nun ein wie gewohnt beeindruckendes Stück Cinematic veröffentlich wurde, welches ihr unten findet. Wenn da nur nicht ein kleiner Wermutstropfen wäre.
Das Video führt die neuste spielbare Rasse ein, über die in den vergangenen Jahren in der Fanszene zahlreiche Gerüchte kursierten. Die Pandaren. Ein asiatisch angehauchtes Volk, welches – wie soll es auch anders sein – naturverbunden lebt und Meister im Umgang mit Martial Arts ist. Wie der Name bereits verrät, sind es zudem Pandas. Beim Betrachten des Cinematics führt das unweigerlich zu einer Welle von Assoziationen. Irgendwoher kennt man diese Art von Rasse?! Richtig, das ganze sieht verblüffend (oder erschreckend?) nach DreamWorks Kung Fu Panda aus. Das Design, die Musik, die Charakterisierung, alles schreit nach den beiden DreamWorks Filmen. Wer hat hier also von wem geklaut? Oder ist das nur ein Zufall, ausgelöst von den diversen Asia-Sterotypen, die in beiden Pandarassen ihre Verwendung fanden?
Bei genauerer Betrachtung kann hier von keinem einfachen Plagiat von Blizzard die Rede sein. Die ersten Ideen über eine Pandarasse innerhalb des Warcraft-Universum lassen sich bis ins Jahr 2002 zurückverfolgen – welche aus einem April Scherz eines Blizzards-Angestellten entsprangen. In Erscheinung traten sie zum ersten mal in Warcraft 3: The Frozen Throne, wo sie noch einen relativ kleinen Cameoauftritt hatten. Das war im Jahr 2003, also zwei Jahre bevor DreamWorks erste offizielle Ankündigungen zum Thema Kung Fu Panda machte. Inoffiziell wurde der Film sogar etwas früher, im Herbst 2004, auf dem Blog eines DreamWorks-Artist erwähnt. Die Regisseure des ersten Panda-Films erklärten, dass ihre Ursprungsidee auf dem Gedanken einer eine Kung Fu-Parodie beruhte, was jedoch später in eine Martial Arts-Comedy in bester Kung Fu Hustle-Manier umgeändert wurde.
Die Idee fruchtete somit zwar bei Blizzard erheblich früher, jedoch darf davon ausgegangen werden, dass DreamWorks in der Ausarbeitung schneller war und es kein Zufall ist, dass die Pandaren nun eine so deutliche Ähnlichkeit aufweisen. Vermutlich schmeckt Blizzard die offensichtliche Nähe beider Rassen selbst nicht wirklich – normalerweise “rühmt” sich die Videospielschmiede damit, dass sie von anderen Fantasykünstlern imitiert werde. Nichtsdestotrotz hielt Blizzard stur an ihrem ursprünglichen Konzept fest, ohne Rücksicht auf Verluste. In diesem Fall Fremdassoziationen.
Es ist die alte Frage nach dem Ei oder dem Huhn. Zumindest mir fällt es schwer, die Pandaren in gerenderter Form zu betrachten ohne dabei an Po aus Kung Fu Panda zu denken. In der relativ polygonarmen Welt des Spiel und dem typischen Comiclook dürfte es dagegen nicht so stark ins Gewicht fallen.