Wir kennen alle die “Tim und Struppi”-Comics des belgischen Comic-Autors und -Zeichners Hergé. Allerspätestens seit Steven Spielbergs und Peter Jacksons computeranimierter Motion-Capture Neuauflage in 3D, ist der neugierige und abenteuerlustige Reporter wieder in aller Munde. The Secret of the Unicorn war überwältigendes Action-Kino, liess aber etwas die Wärme und den Charme der Vorlage vermissen. Vor dem Computerzeitalter hat man die Abenteuer von Tim natürlich bereits als Zeichentrickfilme und Zeichentrickserie umgesetzt und in den 60er-Jahren sogar als Realfilm. Weniger bekannt ist hingegen die Stop-Motion-Version von Claude Misonne und Wilfried Bouchery aus dem Jahr 1947. Der knapp einstündige Puppenanimationsfilm basiert auf dem Band Le Crabe aux pinces d´or (“Die Krabbe mit den goldenen Scheren”) und ist auf Youtube zu finden.
In einer TV-Sendung bei Arte über Hergé wird auch kurz auf diesen Film eingegangen. Wilfried Bouchery trat 1946 an Claude Misionne heran und erläuterte, er habe die Filmrechte für “Die Krabbe mit den goldenen Scheren” von Hergé erhalten. Es soll ein abendfüllender Film werden, bei dem man sich genau an der Buchvorlage orientiere. Doch Bouchery hatte Schwierigkeiten Geld aufzutreiben, was mitten in der Produktion immer deutlicher wurde. Statt das Projekt abzubrechen, entschloss sich Misonne es dennoch zu beenden, begann aber schneller zu Arbeiten und liess auch abgefilmte Aufnahmen einfliessen. Der fertige Film wurde dann tatsächlich vor etwa 2000 Jugendlichen gezeigt und erntete überwältigende Reaktionen, nur wurde er am nächsten Tag vom Gericht beschlagnahmt, aufgrund der riesigen Schulden von Bouchery. Dieser setzte sich ins Ausland ab und der Film verschwand irgendwo im Archiv.