Internationaler Wettbewerb
Jury: Ana Ascencio (CH), Sascha Bleuler (IL), Jana Jakoubek (CH), Michal Procházka (CZ, KR), Daniel Šuljić
(HR)
BEST FILM
World of Tomorrow, Don Hertzfeldt, US 2015, 16ʼ30ʼʼ
Ein vierjähriges Mädchen wird von einem Klon seiner selbst aus ferner Zukunft besucht. Die Besucherin führt das Kind in leichtfüssigem Gespräch durch Raum und Zeit und lässt es künftige Erinnerungen der Menschheit erleben. In erstaunlicher Verbindung von kindlicher Logik und Science Fiction werden komplexe Themen angeschnitten, ohne schwer zu wirken.
Jury-Laudatio: “Die Hauptbestandteile des diesjährigen besten Filmes sind Linien: einfache Zeichnungen, schlichte, fast schon primitiv anmutende Animation. Diese von einem Dialog getragene Schönheit hält die Spannung von Anfang bis Ende. Behandelt wird dabei ein komplexes Themenfeld, das um die Zukunft der Menschheit im Licht der wissenschaftlichen Herausforderungen kreist. Dies wird gekonnt neutral ausbalanciert, ohne zu viel in Frage zu stellen oder in Klischees oder Banalitäten zu verfallen. Zudem niedlich anzuschauen, visuell ansprechend und von hervorragendem Sound gestützt ist dieser Film Animation vom Feinsten. Der Preis für Best Film am Fantoche 2015 geht an «The World of Tomorrow» von Don Hertzfeldt.”
HIGH RISK
Endgame, Phil Mulloy, GB 2015, 6ʼ
Nach einer strengen Woche im Büro entspannen sich Richard und George am Wochenende gerne mit Kriegsspielen. Mit distanziertem Blick und reduziertem Stil wird die zunehmende Brutalisierung derart beiläufig protokolliert, dass einem das Lachen bald vergeht und schliesslich ganz im Hals stecken bleibt.
Jury-Laudatio: “Die Jury entschied, den diesjährigen Preis in der Kategorie High Risk an einen Film zu vergeben, der mit seinem einzigartigen visuellen Stil und viel schwarzem Humor durch ein Action-Video-Spiel leitet, das zuerst als charmant barbarische Unterhaltung erscheint. Das primitive Animations-Storytelling dient jedoch als Verpackung für den Konflikt einer westlichen Welt, die in gegenwärtige Kriegsszenarien getrieben wird. Es ist überraschend und erfrischend, dass ein derart brisantes Thema so klar mit künstlerischer Freiheit und animierter Distanz behandelt und nicht, wie üblich, mit Boulevard-Rethorik und ideologischen Vorurteilen betrachtet wird. Der Preis für High Risk geht daher an «Endgame» von Phil Mulloy.”
NEW TALENT
The Pride of Strathmoor, Einar Baldvin, US 2014, 8ʼ30ʼʼ
Die Tagebucheinträge aus dem Sommer 1927 von John Deitman, Pfarrer der Gemeinde Strathmoor in den amerikanischen Südstaaten, malen das düstere Bild einer von rassistischen Wahnvorstellungen geprägten Gesellschaft.
Jury-Laudatio: “Während der Diskussionen über die Wettbewerbsbeiträge und die möglichen Preisträger haben wir Jurymitglieder diesen Film wieder und wieder in Bezug auf verschiedene Kategorien erwähnt. Er meistert es, eine riskant zu thematisierende Geschichte mit großartigen Bildern und Animationen sowie überragendem Sound zu verbinden. Der Preis für das beste Erstlingswerk geht daher an den Studentenfilm «The Pride of Strathmoor» von Einar Baldvin.”
BEST SOUND
Rhizome, Boris Labbé, FR 2015, 11ʼ25ʼʼ
Ein grosser Zoom, eine kontinuierliche Metamorphose vom unendlich Kleinen zum unendlich Grossen. Partikel entwickeln sich zu Wesen, die sich verwandeln, interagieren und sich in generativen Strukturen zu Schwärmen verdichten. Es entstehen soziale Verbände, die sich zu komplexen Netzwerken verknüpfen.
Jury-Laudatio: “Zusätzlich zu einem intensiven und visuell kraftvollen Werk wurden wir Jurymitglieder hauptsächlich von der Qualität und der Kohärenz der musikalischen Komposition dieses Animationsfilms beeindruckt. Fein säuberlich werden Geräuschebenen zum langsamen, organischen und sich repetierenden Soundtrack hinzugefügt, begleitet von sich vervielfältigenden Netzwerken und interagierenden Schwärmen, sodass wir tief in eine wunderschöne und hypnotische Reise eintauchen. Der Preis für Best Sound geht daher an «Rhizome» – herzliche Glückwünsche an den Regisseur Boris Labbé, den Composer Aurélio Elder-Copes und den Sound Designer Victor Praud.”
BEST VISUAL
Erlkönig, Georges Schwizgebel, CH 2015, 5ʼ
Die musikalische Fassung der Ballade vom Vater, der sein krankes Kind zu retten versucht, und es letztlich doch an den Erlkönig verliert, wird hier in immer neuen Drehungen in mitreissende Bilder verwandelt. Ein wilder Ritt, ein Fiebertraum, ein schwindelerregender Wettlauf mit dem Tod.
Jury-Laudatio: “Bilder von fiebriger Intensität und Schönheit entwickeln einen mitreißenden Sog, der emotionale Klangteppich trägt uns durch die Nacht und durch den sinnlichen Kampf zwischen Leben und Tod. Reitend, schwankend und traumwandlerisch taumelnd sind wir mal Vater, mal Sohn, mal Erlkönig und mal Alle zugleich. Die gestalterische Virtuosität des Grossmeisters trifft sein musikalisches Gegenüber Schubert auf Augenhöhe. Folglich geht der Preis für Best Visual an Georges Schwizgebel für seinen Film «Erlkönig».”
PUBLIKUMSPREIS
Changeover, Mehdi Alibeygi, IR 2014, 1ʼ58ʼʼ
Ein Federball fliegt ins Off und bleibt am Rande des Badmintonfeldes liegen. Ein kleiner Vogel, der ihn mit einer attraktiven Artgenossin verwechselt, plustert sich vor ihm auf und beginnt ihm nach allen Regeln der Verführungskunst den Hof zu machen. Dass ihn der Federball überhaupt nicht beachtet, stachelt seine wild entschlossene Verliebtheit erst richtig an.
SPECIAL MENTION
Lesley the Pony Has an A+ Day!, Christian Larrave, US 2014, 4ʼ8ʼʼ
Der stolze Ponyhengst Lesley trabt beschwingt durch ein lustiges Abenteuer und besucht im freundlichen Städtchen Merryville mit seinem zauberhaften Schloss seinen lieben Freund, den zugegebenermassen nicht besonders hübschen Herzog.
Jury-Laudatio: “Ein kleines Pony tänzelt nach Merryville, unbekümmert und schillernd wie ein Regenbogen. Es entwickelt sich ein Kräftespiel zwischen dem Transgender-Pony und seinem blaublütigen Liebhaber, völlig sinnentleert und hasserfüllt. Dieser Animationsfilm ist eine Popkultur-Parabel auf den äußeren Schein. Vor allem hat uns der Film aber schlagartig zu Groupies gemacht: Lesley, we love you! Unsere Special Mention geht an «Lesley the Pony Has an A+ Day!» von Christian Larrave.”
BADENER EHRENPREIS
Tik Tak, Ülo Pikkov, EE 2015, 9ʼ30ʼʼ
Der Uhrmacher ordnet die Zeit mit seinen Zahnrädchen, Schrauben und Federn. Seine Werkstatt teilt er mit einer Maus, die ihn von Zeit zu Zeit ärgert, indem sie an alten Fotos nagt, an Zeigern herumschräubelt oder seine Uhren zur Unzeit läuten lässt. An beiden jedoch, Maus und Mann, knabbert bereits der Zahn der Zeit.
[hr]
Schweizer Wettbewerb
Jury: Doris Cleven (BE), Anu-Laura Tuttelberg (EE), Wojtek Wawszczyk (PL
BEST SWISS
Erlkönig, Georges Schwizgebel, CH 2015, 5ʼ
Die musikalische Fassung der Ballade vom Vater, der sein krankes Kind zu retten versucht, und es letztlich doch an den Erlkönig verliert, wird hier in immer neuen Drehungen in mitreissende Bilder verwandelt. Ein wilder Ritt, ein Fiebertraum, ein schwindelerregender Wettlauf mit dem Tod.
Jury-Laudatio: “Die Jury prämierte einen Künstler, der ein neues, zeitgenössisches Meisterwerk der Animationskunst kreierte, inspiriert durch zwei berühmte Klassiker aus Literatur und Musik. Die Jury war beeindruckt durch die aussergewöhnliche Verbindung von Rhythmus, Farben und schwungvoller Bewegung, die zu einer starken Auflösung führt. Der Preis Best Swiss für eine sehr überzeugende Kombination von Idee und Umsetzung geht an «Erlkönig» von Georges Schwizgebel.”
HIGH SWISS RISK
Ivanʼs Need, Veronica L. Montaño, Manuela Leuenberger, Lukas Suter, CH 2015, 6ʼ20ʼʼ
Ivan ist voller Lust und Freude. Begeistert knetet er in der Backstube den weissen Teig und alsbald die Brüste einer Frau. Ihre Begierde ist ebenso grenzenlos wie seine und nimmt ihn voll und ganz in Besitz.
Jury-Laudatio: “Die Jury entschied sich, eine Regie-Arbeit zu belohnen, die eine originelle und lebendige Bildsprache entwickelte, um die Grenzen der Animation zu erweitern. Dem Film gelang es, komplexe Themen von Wunschdenken und Obsession mit Leichtigkeit und einem Sinn für Humor, den nur die Animation erlaubt, zu verbinden. Der Preis High Swiss Risk für eine kompromisslose Exploration der animierten Ausdruckskraft und für visionäre Unabhängigkeit geht an «Ivanʼs Need» von Veronica L. Montaño, Manuela Leuenberger and Lukas Suter.”
SPECIAL MENTION
Ruben Leaves, Frederic Siegel, CH 2015, 5ʼ
Es hätte ein ganz normaler Tag werden können, doch das bevorstehende Gespräch mit Dave macht Ruben ziemlich zu schaffen. Seine Angstvorstellungen begleiten ihn durch den Morgen: Er vergisst die Tür abzuschließen, verpasst den Bus und als er ins Büro kommt, sitzt dort ein Reh.
Jury-Laudatio: “Die Jury vergab eine Special Mention für einen Film, der eine originelle Erzählung und einen besonderen visuellen Stil verbindet, um die Verwirrung und Angst des Protagonisten auszudrücken. Die dynamischen Bildkompositionen passen ideal zur nonlinearen Erzählweise und vermischen die Realität mit Träumen. Die Special Mention geht an «Ruben Leaves» von Frederic Siegel.”
Wettbewerb Best Kids
Die Kinderjury setzt sich zusammen aus sechs Kindern zwischen 8 und 12 Jahren und wird vom Kinderfilmclub Zauberlaterne betreut. Bereits zum siebten Mal vergibt die Kinderjury dieses Jahr den Preis für den besten Kinderfilm.
BEST KIDS
Lila, Carlos Lascano, AR/ES 2014, 9ʼ
Mit ihrem Zeichnungsbuch macht sich Lila auf in die Stadt und ergänzt dort mit Hilfe von Papier und Stift die urbane Umgebung mit ihren Ideen. In der Argentinischen Zeichenanimation verschwimmen reale Bilder mit feinen Handzeichnungen zu einer schöneren Welt.
Jury-Laudatio: “Die Kinderjury fand den Film sehr schön gemacht – besonders, dass seine Machart ungewohnt ist. Die warmen Farben verbreiten eine angenehme Stimmung. Man merkt, dass die Hauptfigur leidenschaftlich gerne zeichnet. Die Figuren im Film fühlen die Wirkung der Zeichnungen. Die Animation und der Realfilm fügen sich harmonisch zusammen. Der Film «Lila» von Carlos Lascano hat insgesamt die ganze Kinderjury sehr berührt.”
PUBLIKUMSPREIS
Johnny Express, Kyungmin Woo, KR 2014, 5ʼ20ʼʼ
Johnny ist ein Warenkurier – sein Verteilgebiet das Weltall. Eines Tages müsste er ein winziges Paket ausliefern, kann jedoch den Empfänger nirgends auf dem ganzen Planeten ausfindig machen. Eine bitterböse Sci-Fi Parodie aus Korea mit Reminiszenzen an alte Monsterfilme.
[hr]
AWARDS «INTERNATIONALER WETTBEWERB»
Jury – Ana Ascencio (CH), Sascha Bleuler (IL), Jana Jakoubek (CH), Michal Procházka (CZ, KR), Daniel Šuljić (HR)
Best Film: World of Tomorrow, Don Hertzfeldt, US 2015
High Risk: Endgame, Phil Mulloy, GB 2015
New Talent: The Pride of Strathmoor, Einar Baldvin, US 2014
Best Sound: Rhizome, Boris Labbé, FR 2015
Best Visual: Erlkönig, Georges Schwizgebel, CH 2015
Publikumspreis: Changeover, Mehdi Alibeygi, IR 2014
Special Mention: Lesley the Pony Has an A+ Day!, Christian Larrave, US 2014
Badener Ehrenpreis: Tik Tak, Ülo Pikkov, EE 2015
AWARDS «SCHWEIZER WETTBEWERB»
Jury – Doris Cleven (BE), Anu-Laura Tuttelberg (EE), Wojtek Wawszczyk (PL)
Best Swiss: Erlkönig, Georges Schwizgebel, CH 2015
High Swiss Risk: Ivan’s Need, Veronika Montano, Manuela Leuenberger, Lukas Suter, CH 2015
Special Mention: Ruben Leaves, Frederic Siegel, CH 2015
Publikumspreis: D’ombres et d’ailes, Elice Meng & Eleonora Marinoni, CH/FR, 2015
AWARD «BEST KIDS»
Kinderjury Eine sechsköpfige Kinderjury mit Kindern im Alter von 6 – 12 Jahren wählt den «Best Kids»-Award. DieBetreuung der Kinderjury erfolgt durch den Kinderfilmklub «Die Zauberlaterne».
Best Kids: Lila, Carlos Lascano, AR/ES 2014, 9′
Kinderpublikumspreis: Johnny Express, Korea 2015, Regie: Kyungmin Woo, Produktion: Wonjoo Jung