DreamWorks Animation entlässt 350 Mitarbeiter: Jetzt ist es passiert. Die in diesem Artikel erwähnten Gerüchte haben sich bewahrheitet. Wie DreamWorks Animation-CEO Jeffrey Katzenberg nun öffentlich während der Bekanntgabe der Zahlen des vierten Quartals 2012 zugab, werden ca. 350 Angestellte des Studios entlassen. Das entspricht 15% der aktuellen Belegschaft von knapp 2200 Mitarbeitern. Größtenteils wird die Produktionsabteilung davon betroffen sein, aber auch die Verwaltungs- und Supportabteilungen werden nicht verschont. Auslöser ist das schlechte Abschneiden der letzten DreamWorks Produktion Rise of the Guardians (Hüter des Lichts), die dem Studio einen Verlust von 83 Millionen Dollar einbrachte.
Katzenberg dazu: “Wir hatten 17 Hits in Folge. Wenn dann der erste Misserfolg eintritt, lässt einem das über vieles nachdenken.” Genau genommen ist es nicht der erste sondern der zweite kommerzielle “Flop” von DreamWorks Animation. Flushed Away (Flutsch und weg) war ebenfalls alles andere als ein erfolgreicher Filmbeitrag. Aber scheinbar schiebt Katzenberg diese Niete den Herren und Damen von Aardman in die Schuhe.
Aber DreamWorks stellte nicht nur organisatorische Veränderungen in Aussicht. Auch die inhaltliche Auslegung der Filme soll sich verändern. Kommende Filme sollen noch breiter angelegt werden. Als Beispiele wurden The Avengers und der bald startende Oz: The Great and Powerful genannt. Übersetzt heißt das, die Filme werden noch massenkompatibler und alles wird auf rund und flauschig getrimmt. Selbst Filme wie Drachenzähmen leicht gemacht dürften dann kaum noch durchzudrücken sein.
Aufgrund der hier genannten Startverschiebungen der kommenden Animationsfilme, erhöhen sich die Produktionskosten von DreamWorks übernächstem Film Turbo auf 135 Millionen Dollar. Die von My. Peabody and Sherman und Drachenzähmen leicht gemacht 2 werden sich sogar jeweils auf 145 Millionen Dollar belaufen. Erst ab 2015 werden sich die Kosten pro Film wieder auf den üblichen 120 Millionen Dollar einpendeln, so Katzenberg.
Nun blicken alle Augen und Erwartungen auf die kommenden beiden Filme The Croods und Turbo, wie Katzenberg selbst zugab. Beide Filme müssen den Erwartungen standhalten oder übertreffen, ansonsten würden zweifelsfrei weitere Konsequenzen auf das Studio und seine Mitarbeiter zukommen.
Meiner Meinung nach muss der Film in erster Linie als Vorwand für diesen abrupten Stellenabbau und Umstrukturierungsmaßnahmen herhalten. DreamWorks kann es nicht entgangen sein, dass ihre “3-Film-Politik” seit längerer Zeit nicht wirklich funktionierte und der Markt zusehends ablehnender reagierte. Rise Of The Guardians wird nach allen Auswertungszyklen ohne Probleme in die schwarzen Zahlen rutschen, schließlich spielte er bei 145 Millionen Dollar Produktionskosten bereits 300 Mio. weltweit wieder ein, wovon ca. 55% direkt an DreamWorks und Fox zurückfließen. Aber der Dämpfer ist gerechtfertigt. Drei Filme pro Jahr, von denen 1-2 durchschnittliche Sequels waren, das musste DreamWorks besonders hart treffen. Sie haben die Übersättigung des Marktes schließlich an vorderster Front vorangetrieben. Selbst ihre “erfolgreichen” Filme waren längst nicht mehr die Erfolge, die sie noch vor paar Jahren waren. Dass es aber wieder die Artists besonders hart trifft, ist bitter – aber nach dem exorbitanten Expansion der letzten Jahre (wo auch bedeutend mehr Artists als Manager oder Sekretärinnen eingestellt wurden) leider der traurige Umkehrschluss.
Das ist nur die jüngste Entwicklung einer stark kriselnden Animations- und VFX-Industrie. Pixomondo schließt ganze Niederlassungen. Digital Domain hatte bereits letztes Jahr Insolvenz angemeldet und erst vor einigen Tagen stiegen viele Artists auf die (virtuellen) Barrikaden aufgrund der Insolvenz von Rhythm & Hues und der erlittenen Oscar-Ohrfeige.
(via TheWrap)