INTERNATIONALER WETTBEWERB
Jury: Jeanette Bonds (US), Geoffrey Lillemon (NL/US), Vullnet Sanaja (Kosovo), Katja Schmid (D), Georges
Schwizgebel (CH)
BEST FILM
Before Love, Igor Kovalyov, RU 2015, 19’15”
Die Liebe nimmt viele Irrwege und diese Dramen kennt sie alle: Leidenschaft und Eifersucht, List und Rache, Wehmut, Wut und Tod. Der reumütige Untreue, die trotzige Gekränkte, der verliebte Spanner, sie alle finden Ihren Weg zum Unglück. Aber nach der Liebe ist vor der nächsten Liebe – die wahre Liebe steht uns noch bevor.
Jury-Laudatio: «Die Jury entschied sich für diesen Film aufgrund der Perfektion seiner Tonspur, seiner Bilderwelt und seines Schnitts. Mit grossem Ideenreichtum und Liebe zum Detail entführt er uns in das Labyrinth der Liebes- und Eifersuchtsgefühle. Der Film würde sich gar eignen zur Illustration von Jacques Lacans Definition von Liebe: Man gibt etwas, das man nicht hat, einer Person, die es nicht will.»
HIGH RISK
Monkey, Jie Shen, CN 2015, 5’09”
Eine Szene wird in ihre Einzelteile zerlegt, ein Handlungsablauf in Momentaufnahmen seziert. Eine Falle, ein hinterrücks ausgeführter Schlag: Details fügen sich zu einem Gesamtbild und einzelne Schritte reihen sich in eine zeitliche Folge. Kaltblütige Brutalität in Zeitlupe. Der Aufprall, der Fall. Und einer mehr ist nicht mehr.
Jury-Laudatio: «Jie Shen erschafft einen Moment der harmonischen Stille, den sie abrupt zerstört. In prägnanter Kürze erzielt das fragmentarische Filmexperiment eine hohe emotionale Intensität. Schockierend durch die Unvorhersehbarkeit archaischer Brutalität und faszinierend durch die aussergewöhnliche visuelle Ästhetik eröffnet der Film MONKEY einen weiten Raum für Assoziationen.»
NEW TALENT
Forever, Zhong Su, CN 2016, 17’
Ein opulenter Bilderbogen leitet durch ein digitales Schlaraffenland über postindustrielle Landschaften zu den Ruinen einer dystopischen Stadt. Hier lenkt eine Marionette ein totalitäres Räderwerk, das eine Gesellschaft grauer Schemen kontrolliert. Als der Mechanismus zusammenbricht, fordern die unfreiwillig Befreiten den Überwachungsstaat zurück, der ihnen bisher Sicherheit bot.
Jury-Laudatio: «Dieser Film gibt Einblick in eine Internet-Dystopie; er ist sehr modern und benutzt aktuelle Techniken und Bildsprache, die eindrücklich aufzeigt, was in unserer Ethernet-Ära mit unserer Wahrnehmung passiert. Er ist eine Kritik an unserem ganzen verrücktgewordenen Sinnempfinden des 21. Jahrhunderts. Alpträume und Mutationen drehen die Uhr vor und zurück wie eine Zeitachsen-Puppe, die vom New Talent Zhong Su aus der Login-Hölle kontrolliert wird.»
BEST SOUND
Any Road, Boris Labbé, Daniele Ghisi, FR 2016, 10’04”
Zeitgenössische Komposition, Sprachfragmente, eine Partie Pong und verfremdetes Videomaterial verschmelzen zu einem abstrakten Wunderland. Die filmische Umsetzung einer Liveperformance für Orchester, Elektronik und Projektion entwickelt aus algorithmisch gekoppelten Klangfetzen und Bildsplittern einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Jury-Laudatio: «Während unserer Diskussionen stach ein besonderer Film immer wieder aufgrund seines ausgeprägten Sounds hervor. Der Sound ist komplex. Musik und Klänge wechseln im Verlauf des Films das Tempo auf eine Art und Weise, die ebenso wie ausgeklügeltes Visual Editing wirken. Das führt zu einer anspruchsvollen und emotionalen cineastischen Erfahrung.»
BEST VISUAL
Among the Black Waves, Anna Budanova, RU 2016, 11’10”
Nach einer alten Legende aus dem Norden verwandeln sich die Seelen von Ertrunkenen in Robben. Ein Jäger stiehlt die Haut eines dieser Halbwesen, das nun nicht mehr zurück in Wasser kann und seine Frau wird. Sie leben ein gutes Leben und bekommen eine Tochter. Doch ihre Sehnsucht nach dem Meer ist unstillbar.
Jury-Laudatio: «Das hinreissende Schwarzweiss, die intelligenten Verwandlungen und die Ausdruckskraft der Bewegungen haben die Jury überzeugt. Der Film erzählt seine Geschichte mit viel Freiraum für das Publikum. Er hat uns mit seiner Kombination aus Gewalt und Sinnlichkeit verzaubert.»
INTERNATIONALER PUBLIKUMSPREIS
Mr Madila, Rory Waudby-Tolley, GB 2015, 8’37”
Der Versuch, einen animierten Dokumentarfilm über einen Voodoo-Geistheiler zu machen, nimmt einige Umwege und stolpert ebenso unvermittelt wie unterhaltsam vom Reenactment zum Mockumentary und zurück. Neben Hilfe bei Impotenz, schwarzer Magie und Problemen mit der Fremdenpolizei berät Mister Madila nämlich auch Filmemacher bei der Stoffentwicklung.
INTERNATIONAL SPECIAL MENTION
LÖSS, Yi Zhao, NL/CN 2016, 27’58”
In der kargen Landschaft des Löss-Plateaus wird eine Frau für einen Sack Kartoffeln an einen Bauern verkauft. Diese trostlose Existenz der beiden treibt ihn in Suff und Gewalt – der reduzierte, langsame Erzählstil macht die seelische Not der Frau und die Beklemmung in der engen Hütte fast physisch spürbar.
Jury-Laudatio: «Der einfallsreiche Einsatz dunkler Farben, die mit der klaustrophobischen Darstellung von Raum ineinandergreifen, transportieren dem Publikum die Botschaft auf verschiedenen Ebenen. Eine Botschaft, die aus einer tragischen Realität gespeist wird, aus dem Leid und der Verzweiflung einer Frau, einer brutalen Männerrolle; gespeist aus einer verarmten Lebensweise, die zum Machtmissbrauch des einen über den anderen führt.»
BADENER EHRENPREIS
Blind Vaysha, Theodor Ushev, CA 2016, 8’14”
Die Parabel von einem Mädchen, das mit zwei unterschiedlichen Augen zur Welt kommt: Mit dem linken kann sie nur die Vergangenheit sehen, mit dem rechten blickt sie in die Zukunft. So kann sie – obwohl ihre Augen geöffnet sind – die Gegenwart nicht sehen und lebt, als ob sie blind wäre.
SCHWEIZER WETTBEWERB
Jury: Konstantin Bronzit (RU), Julie Charnay (FR), Mark Shapiro (US)
Jugendjury (Swiss Youth Award): Marion Fredembach, Nicolas Moreau (Lausanne), Claudia Campoli, Edoardo
Nerboni, Olmo Spinedi, Charlotte Stamm (Tessin), Beth Barnes, Daniel Byrne, Yuchen Chang (Wettingen)
BEST SWISS
Das Leben ist hart, Simon Schnellmann, DE/CH 2015, 3’
Das Leben ist nicht fair. Mit wenigen Strichen werden in kleinen Episoden absurde Momente auf den Punkt gebracht – im wahrsten Sinne des Wortes.
Jury-Laudatio: «Wir haben diesen Film aufgrund seines absurden Humors, seines brillianten Timings und seines minimalistischen Stils gewählt. Die Wirksamkeit von Form und Inhalt beeindruckten uns stark. Genau deshalb lieben wir Anmationsfilm. Alle künstlerischen Elemente sind hier versammelt. Der Film ist mitreissend und frech.»
HIGH SWISS RISK
Analysis Paralysis, Anete Melece, CH 2016, 9’04”
Einem Mann platzt vor lauter Denken und Entscheidungen der Kopf. Der Gärtnerin platzt vor lauter Ärger über die zertrampelten Blumenbeete der Kragen. Der Mann sucht jemanden, der besser Schach spielt als sein Dackel. Die Gärtnerin sucht einen rätselhaften Vandalen, dem ein gelber Stiefel fehlt. Aber vielleicht suchen ja beide das gleiche.
Jury-Laudatio: «In jedem einzelnen Bild dieses Films stecken Freude und Farbe. Er bietet einen einfallsreichen, neuartigen Zugang zu komplizierten psychologischen Fragen und begegnet den Themen Einsamkeit und Isolation mit Humor, was an sich schon wagemutig und riskant ist. Trotz des potenziell ernsten, eher düsteren Themas machte die Regisseurin keine Kompromisse in ihrem Stil.»
NEW SWISS TALENT
Novembre, Marjolaine Perreten, FR 2015, 4’
Ein Igel, ein Hermelin und weitere Tiere bereiten sich auf den Winterschlaf vor, als sie von starkem Regen überrascht werden. Jeder versucht sich auf seine Weise vor den steigenden Wassermassen zu retten. Und gewisse Tiere bemerken dabei, dass sie alle zusammen im selben Boot sitzen.
Jury-Laudatio: « Eine studentische Arbeit mit poetischem Stil: Ohne Musik oder grosse Effekte wurden wir auf diese Reise mitgerissen. Und wir wollen unbedingt mehr von dieser jungen Regisseurin sehen.»
FANTASTIC SWISS
One, Two, Tree, Yulia Aranova, CH/FR 2015, 6’50”
Ein Baum nutzt die Gelegenheit und leiht sich die Stiefel eines Wanderers, der unter ihm ein Schläfchen hält. Ein Ausflug in die Welt hinaus! Unterwegs trifft er allerlei Freunde, die ihm freiwillig oder unfreiwillig folgen und mit ihm dem Alltag ein Schnippchen schlagen.
Jury-Laudatio: «Der Film zelebriert Animation: Wir waren berührt von der einzigartigen Charakterzeichnung, den Animationsformaten und auch vom cleveren und subtilen Sound Design. Die Geschichte ist originell. Sie führte uns in neue Welten und verzauberte uns auf der Reise mit der Musik und den Visuals. Umgebungs- und Produktionsdesign begeisterten alle.»
SWISS YOUTH AWARD
Hypertrain, Etienne Kompis, Fela Bellotto, CH 2016, 3’35”
Elegant bewegen sich Katze und Kind zwischen rasenden Zügen, überwinden Dimensionen und Ebenen, nur um sich gleich wieder in Raum, Zug und Zeit selbst zu begegnen. Jury-Laudatio: «Uns gefiel der Film aufgrund seines simplen, aber wirkungsvollen visuellen Stils. Die dimensionslose Welt, in der sich die Geschichte abspielt, faszinierte uns.»
SWISS SPECIAL MENTION
Au revoir Balthazar, Rafael Sommerhalder, CH 2016, 9’30”
Der Wintersturm bricht einer wettergebeutelten alten Vogelscheuche das einzige Bein. Von ihrem fixen Standpunkt befreit, bricht sie am Ende ihres ungelebten Lebens doch noch auf und folgt ihrer Sehnsucht. Eine langsame Verfolgungsjagd über die Felder, eine klapprige Reise durch den Wald und durch die Jahreszeiten beginnt.
Jury-Laudatio: «Diese Parabel zeichnet sich durch ihre ausdrucksstarken, verträumten und sensiblen Effekte aus. Die Reise faszinierte uns ebenso wie die Figuren.»
PUBLIKUMSPREIS SCHWEIZER WETTBEWERB
Analysis Paralysis, Anete Melece, CH 2016, 9’04”
Einem Mann platzt vor lauter Denken und Entscheidungen der Kopf. Der Gärtnerin platzt vor lauter Ärger über die zertrampelten Blumenbeete der Kragen. Der Mann sucht jemanden, der besser Schach spielt als sein Dackel. Die Gärtnerin sucht einen rätselhaften Vandalen, dem ein gelber Stiefel fehlt. Aber vielleicht suchen ja beide das gleiche.
Kinderfilm-Wettbewerb
Die Kinderjury setzt sich zusammen aus sieben Kindern zwischen 8 und 12 Jahren und wird vom Kinderfilmclub Zauberlaterne betreut. Bereits zum achten Mal vergibt die Kinderjury dieses Jahr den Preis für den besten Kinderfilm.
BEST KIDS
L’arbre, Lucie Sunkova, FR/CZ 2015, 14’30”
Eine Eiche im Lauf der Jahreszeiten. Das Leben geht weiter.
Jury-Laudatio: «Wir haben uns für L’ARBRE entschieden weil….
…uns die Geschichte gefällt. (Olivia)
…uns die Technik gefällt, wie die Bilder gemalt sind. (Lina)
…wir es faszinierend finden, dass alles auf Glas gemalt wurde. (Elias)
…wir es interessant finden, dass der Baum einen Freund findet und dann nicht mehr alleine sein muss. (Larissa)
…wir es genial finden, dass die Bilder stets im Fluss sind und nie stocken. (Jan)
…wir es schön finden, dass die Geschichte mal traurig und dann wieder fröhlich ist. (Emil)
…wir es spannend finden, dass beide Geschichten parallel ablaufen und der junge Baum und das Kind gleichzeitig zur Welt kommen. (Anjali)
KINDER-PUBLIKUMSPREIS
Taking the Plunge, Elizabeth Ku-Herrero, Nicholas Manfredi, Marie Raoult, Thaddaeus Andreades, US 2015, 6’42”
http://fantoche.ch/de/film/taking-plunge
Was macht einen echten Heiratsantrag aus: Ein gutaussehendes, aber langweiliges Paar und ein teurer Ring – oder doch eher innere Werte?