Drachenzähmen leicht gemacht 2 bietet Spannung, Drama und Humor, ist in erster Linie aber imposantes Animationskino, das besonders mit seinen Schauwerten, den herausragenden Animationen und Lichteffekten, punktet. Auch wenn die Welt von Berk nicht mehr ganz so erfrischend wirkt wie im ersten Teil und die Unbeschwertheit verschwunden ist, so fesselt die Geschichte dank den charmanten Charakteren.
Fünf Jahre sind vergangen und aus Hicks ist ein junger Erwachsener geworden. Sein Heimatort Berk, früher im steten Kampf mit feuerspeienden Drachen, hat sich zum Drachenhorst gemausert. Die Wikinger leben friedlich mit den fliegenden Ungeheuern zusammen. Die Jugend amüsiert sich mit Drachenrennen und in der ehemaligen Waffenschmiede wird Drachenzubehör verkauft. Mit seinem Vater versteht sich Hicks zwar wieder prächtig, doch die Missverständnisse sind weiterhin Grund für Verwirrung. Haudrauf, Häuptling und Anführer der Wikinger, könnte vor Stolz fast platzen, schliesslich ist es seinem Sohn zu verdanken, dass sein Volk nicht länger in Schrecken leben muss. Auch die Frage der Nachfolge scheint geregelt, denn Hicks soll in seine Fussstapfen treten. Doch der abenteuerlustige Junge will sich nicht zähmen lassen, fliegt mit seinem Nachtschatten Ohnezahn durch die Lüfte, sucht nach neuen Orten und neuen Drachen. Als er während einer Erkundungstour auf die mysteriöse Valka trifft, die Drachen besser fliegen und besser zähmen kann als er, wird ihm eine ganz neue Sicht auf sein Leben offenbart, denn die Drachenreiterin ist seine verschollen geglaubte Mutter. Das Idyll wird gestört, als der machthungrige Drago, der Drachen mit Angst und Schrecken zähmt, in den Krieg gegen Berk zieht…
Regisseur und Drehbuchautor Dean DeBlois (Lilo&Stitch) macht mit Drachenzähmen leicht gemacht 2 vieles richtig. Der zweite und mittlere Teil der geplanten Trilogie vergrössert die Welt seiner Protagonisten in einem gesunden Mass. Hicks entdeckt nicht die Welt, sondern ausgesuchte, spezielle Orte. Dies genügt, um enorm viel Trubel ins beschauliche Berk zu bringen und für den Zuschauer viel Abwechslung. Mehr Drachen, mehr Drama, mehr Action, die logische Konsequenz einer Fortsetzung. DeBlois läuft aber Gefahr, in konventionelles Fahrwasser abzudriften, indem er einen klassischen Bösewicht einführt, während die Charaktere im ersten Teil grösstenteils mit sich selbst und den Drachen beschäftigt waren. Drago, der eine Armee von Drachensklaven anführt, bleibt als Aggressor aber etwas gar einfach gezeichnet und dient lediglich als Gegenpol zu den Helden. Vielleicht sieht man hier die Chance, Drago im finalen dritten Teil zu einem mehrdimensionalen Charakter auszubauen.
In seinem Kern ist auch Drachenzähmen leicht gemacht 2 wieder eine Geschichte über die Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Hicks versucht sich von seinem Vater zu emanzipieren und will seine Weichen für die Zukunft stellen, während Häuptling Haudrauf damit konfrontiert wird, dass sein Sohn einen eigenen Kopf hat. Im ersten Teil hat er ihm überhaupt nichts zugetraut und jetzt will er ihm gleich die ganze Last aufbürden. Der Konflikt wird verschärft, als Hicks seine Mutter näher kennenlernt und sieht, dass sie ebenfalls eine starke Verbindung zu Drachen aufweist. So unterschiedlich seine Eltern sind, in der Thematik Drago sind sie einer Meinung, während Hicks dem naiven Glauben nachhängt, er könne den Konflikt mit Diplomatie lösen. Eine pazifistische Botschaft mit richtigem Ansatz, zumindest für die jüngeren Zuschauer. Immerhin sind Hicks Bemühungen ein klein wenig von Erfolg gekrönt, auch wenn dies nicht den Bösewicht des Films betrifft.
DeBlois Drehbuch zeigt grob gesehen zwei Kapitel. Es ist der grossartige erste Teil, der Hicks zum Treffen mit seiner Mutter führt und der diesen Film so stark macht. Was anschliessend folgt ist eine visuell herausragend inszenierte, aber auch ermüdend lange Schlacht. Bemerkenswert, DeBlois zeigt keine Cartoon-Szenen, bei der niemand zu Schaden kommt. Drachenzähmen 2 hat echte (unblutige) Konsequenzen, spielt Freund und Feind gegeneinander aus und zeigt sich mindestens so erwachsen wie seine Protagonisten. Gelungen ist auch die Tatsache, dass das Drehbuch für diesen mittleren Teil der Trilogie ein schlüssiges Ende findet und dennoch signalisiert, dass hier noch nicht alles gesagt ist.
Mit einer neuen Software ausgerüstet, haben die Animationen einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Die Flugeinlagen sind atemberaubenden, besonders in 3D, und die abwechslungsreichen, unzähligen neuen Drachen sind ein Augenschmaus. Etwas zu aufdringlich hat man diese stellenweise der bekannten Tierwelt abgeguckt, was besonders bei Valkas „Eulen“-Drache und natürlich bei „Grinsekatze“-Ohnezahn ins Gewicht fällt. Dem Charme der Drachen tut dies aber keinen Abbruch. Die Protagonisten hat man für diesen zweiten Teil fünf Jahre älter gemacht, eine Herausforderung, die mit Bravour gemeistert wurde. Der Look der Figuren wurde weitgehend beibehalten, dafür sind die Gesichter kantiger, zierliche Bartstoppeln spriessen am Kinn und Frisuren und Kleidung wirken erwachsener. Auch Berk hat sich verändert. Das Zusammenleben zwischen Wikingern und Drachen gleicht einem Paradies und die Bewohner wirken fröhlicher, was durch eine Palette kräftiger Farben unterstrichen wird.
Drachenzähmen leicht gemacht 2 bietet Spannung, Drama und Humor, ist in erster Linie aber imposantes Animationskino, das besonders mit seinen Schauwerten, den herausragenden Animationen und Lichteffekten, punktet. Auch wenn die Welt von Berk nicht mehr ganz so erfrischend wirkt wie im ersten Teil und die Unbeschwertheit verschwunden ist, so fesselt die Geschichte dank den charmanten Charakteren und dem fein ausgearbeiteten Beziehungsgeflecht zwischen Vater, Mutter und Sohn. Allerdings geht dies auf Kosten aller Nebencharaktere, die leider blass bleiben. Auch die Heranführung an die grosse Schlacht in der zweiten Hälfte des Films überzeugt nur bedingt. Drachenzähmen leicht gemacht 2 ist eine gelungene Fortsetzung, die seinen Vorgänger aber nicht übertrumpfen kann.
Wir verlosen übrigens ein von Simon Otto (Head of Character Animation) signiertes Art Book. Alle Infos findet ihr hier.
How To Train Your Dragon 2 Land: USA Studio: DreamWors Animation Regie: Dean DeBlois Drehbuch: Dean DeBlois Synchronsprecher: (E): Gerard Butler, Jonah Hill, Kit Harington, Jay Baruchel, Kristen Wiig, Christopher Mintz-Plasse, u.a. Produzent: Bonnie Arnold Musik: John Powell Laufzeit: 105 Minuten DE-Kinostart: 24.07.2014 US-Kinostart: 13.06.2014 Verleih: ©Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved. Weitere Infos bei IMDB |