Fast jeder hat in seiner Kindheit zumindest einmal begeistert einen Legostein auf einen anderen gesetzt und festgestellt, dass sich damit großartige Dinge bauen lassen. Bei vielen männlichen Vertretern hält die Begeisterung bis über die Jugend hinaus an. The Lego Movie lässt alles, was wir uns in unseren kühnsten Träumen erbaut haben, wahr werden und Erwachsenen- wie Kinderherzen höher schlagen.
Emmet Brickowski ist eine ganz normale Lego-Figur und dazu noch die gewöhnlichste von allen. Das ist überhaupt nicht schlimm, denn sein Leben könnte kaum besser sein. Er lebt in einer Welt in der alles vorgegeben ist und man muss sich nur dem Tagesplan anpassen, schon gehört man dazu. Doch dann passiert etwas, das Emmets Lego-Figur-Dasein für immer verändert. Nach der Arbeit auf der Baustelle begegnet er der hübschen Rebellin Wildstyle und stolpert, als er auf sie zugehen will, in einen Schacht, wo das „Stück des Widerstands“ („Piece of Resistance“) unbeabsichtigt in seine Hände gerät und auch nicht mehr los wird. Dieses seltsame Ding ist kein Lego-Stein, macht Emmet aber, einer Prophezeihung nach, zu dem „Besonderen“, der die Macht hat, den „Kragle“ aufzuhalten, einer bedrohlichen Maschine aus den Händen des Bösewichts Lord Business. Zusammen mit Wildstyle, ihrem Freund Batman und einigen anderen Begleitern macht sich „der Besondere“ auf, um die Legowelt zu retten und muss dabei erst einmal in die Rolle seiner Bestimmung hineinwachsen.
Länger könnte ein Werbespot für den dänischen Spielzeughersteller kaum sein, denn das Geschäftsprinzip des Herstellers wurde einfach zum Plot gemacht. Aufbauen, abreissen, neu bauen oder penibel nach Anleitung aufbauen und ins Regal stellen. Aber The Lego Movie ist viel mehr als nur ein paar Steine aufeinander setzen. Mit viel Witz und Charme teilt der Film immer wieder Seitenhiebe auf das Leben der Erwachsenen und die Gesellschaft aus. Und das so genial, dass Kinder und Erwachsene gleichermassen darüber lachen können. Zudem gibt es zahlreiche Gastauftritte bekannter Figuren, die man aus der Populärkultur kennt. Da taucht mal eben die gesamte Justice League auf und wenn ein Raumschiff benötigt wird, ist es nicht ein beliebiges, sondern der Millenium Falcon aus Star Wars – mit der gesamten Crew auf einem Zwischenstopp nach Nabu.
Das Ganze präsentiert sich in einer grandiosen Animation, die einen erst mal Bauklötzchen staunen lässt. Die Regisseure Phil Lord und Chris Miller haben ganze Arbeit geleistet und imitieren einen handgemachten Animationsstil, um den Effekt eines selbst gedrehten Stop-Motion Animationsfilms zu erreichen. Hier hatten aber nicht nur das Studio Animal Logic die Finger im Legobaukasten, auch die Lego-Firma hat kräftig mitgemischt. Ein sechzigköpfiges Team wurde darauf angesetzt, zu prüfen, dass auch jedes Bild, jede Figur, jeder Stein der im Film zu sehen ist, der Realität entspricht und nachbaubar ist. Beeindruckende 15 Millionen Legosteine sind im Film zu sehen. Insgesamt wurden 3,8 Millionen unterschiedliche Steine animiert.
Everything is awesome! The Lego Movie macht einfach nur Spaß, die Gags zünden in allen Altersklassen und die Animationen verwöhnen nicht nur das Auge, sondern lassen die Kindheitsträume fleißiger Legobauer wahr werden. Nach gut 100 Minuten ist der Spaß leider schon wieder zu Ende. Zum Glück wurde bereit ein zweiter Teil für 2017 angekündigt.
Kurzkritik von (Severin Auer)
The Lego Movie ist ohne Frage der bisherige Animations-Blockbuster des Jahres. Ganz ohne Kritik darf man das Bauklötzchen-Abenteuer aber nicht davon kommen lassen. Der Film ist, insbesondere die Action-Szenen, unglaublich hektisch und schnell geschnitten. Der Legofilm ist enstprechend durch und durch Action-Blockbuster mit Explosionen und Verfolgungsjagd. Die Kameras sitzen vor, hinter, auf und unter den Gefährten, drehen und wirbeln. Von der Langsamkeit des Lego-Bauens ist in diesem Film überhaupt nichts zu spüren. Ein Kinderfilm ist The Lego Movie entsprechend nicht geworden und Eltern sollten sich durchaus zweimal überlegen, ob ihre Kinder bereit fürs grosse und laute Kino sind.
Für Erwachsene hingegen wartet ein grosser Spass und eine Zeitreise in die Kindheit. Bausteine beflügeln die Fantasie und müssen nicht immer am richtigen Ort sein. Hauptsache das gebaute Objekt gleicht einem Raumschiff. Hier können Batman und Robin Hood zusammenarbeiten, hier steht der Wilde Westen direkt neben den unendlichen Weiten des Weltraums. Hier muss die Geschichte nicht immer einen kausal nachvollziehbaren Handlungsstrang haben, Figuren kommen und gehen, Rettung naht in letzter Sekunde aus absurden Richtungen. Das ist wahrlich kindliches Lego-Spiel auf hohem Niveau.
Aber, und auch hier sei Kritik erlaubt: hat Lego die eigene Aussage des Films nicht so richtig verstanden oder haben die Filmemacher dem Konzern ganz offiziell eins ausgewischt? Der Film fordert Kreativität und keine festen Regeln. Das totalitäre System von Lego-City in der Emmet sich bewegt, die durchgeplanten Tagesabläufe und fixen Bauanleitungen sollen gestürzt werden. Freies Spiel und die Vermischung unterschiedlicher Welten. Emmet soll zum „wahren Baumeister“ werden, der mit etwas Fantasie neue Dinge erschaffen kann. Und wie sieht die Lego-Realität denn nun wirklich aus? Die Dänen arbeiten seit Jahren mit festen Franchise-Verträgen aus der Populärkultur. Egal ob Star Wars oder Herr der Ringe, egal ob neuerdings sogar The Simpsons und Comichelden, Turtles und Filmmonster. Klar entstehen die Geschichten mit diesen Figuren frei und im Kopf, so mancher wird aber auch nur die Lieblings-TV-Serie nachspielen, statt Neues zu erschaffen.
Trotzdem, wahrscheinlich gerade wegen diesen populärkulturellen Bezügen kann der Film erst so richtig auftrumpfen. Die Macher spielen geschickt mit Erwartungen der Zuschauer, nutzen ikonografische Bilder und Einstellungen und rufen so die ganz grossen Kinobilder ab. Im Prinzip ist The Lego Movie der grösste Crossover-Film aller Zeiten. Dass dies noch vor Marvel und DC mit ihren Superheldenfilmen gelungen ist, ist bemerkenswert. The Lego Movie hat Herz, ganz viel Charme und ist ein höchst unterhaltsames Stück Animationsfilm geworden.
The Lego Movie Land: Australien, USA, Dänemark Studio: Animal Logic Regie: Phil Lord, Christopher Miller Drehbuch: Dan Hageman, Kevin Hageman, u.a. Synchronsprecher: (E): Chris Pratt, Will Arnett, Elizabeth Banks, Morgan Freeman, Will Ferrell, u.a. Produzent: Roy Lee, Dan Lin, u.a. Musik: Mark Mothersbaugh Laufzeit: 100 Minuten DE-Kinostart: 11.04.2014 US-Kinostart: 07.02.2014 Verleih: Warner Bros. Ent. All Rights Reserved. Weitere Infos bei IMDB |