Hollywood beklagt sich bis heute über die massiven Gewinneinbußen, die die Internetpiraterie verursachen würden. Das hindert die Studios aber nicht daran, von Jahr zu Jahr bessere Quartalszahlen hinzulegen. Die Walt Disney Studios schafften vor wenigen Tagen sogar einen neuen Rekord. Das Jahr ist noch nicht vorbei und trotzdem konnte die Filmsparte des Konzerns bereits die frohe Kunde verbreiten, dass sie zum erstem Mal in der Geschichte des Unternehmens, und als erstes Filmstudio überhaupt, an den Kinokassen die 4 Milliarden Dollar Grenze überwinden konnten. Zum Vergleich, vor zwei Monaten verkündete Universal Pictures zum ersten Mal in ihrer 100-jährigen Geschichte die 2 Milliarden Marke durchbrochen zu haben.
Die Buchhalter der Walt Disney Studios hatten dieses Jahr bereits einige Bestmarken zu feiern. Im Juli verkündete der Mickey Mouse Konzern, als erstes Filmstudio des Jahres die eine Milliarde Dollar Grenze erreicht zu haben. Im achten Jahr in Folge übrigens. Im August erreichten sie in Rekordzeit ebenfalls als erste die 2 Milliarden Marke. Zum vierten Mal in Folge. Am 12 November wurde schließlich der bisherige Jahresrekord von 3,791 Milliarden Dollar gebrochen, der 2010 aufgestellt wurde.
Für den zügigen Endspurt war vor allem der enorme Erfolg von Marvels Thor: The Dark World der bislang über 560 Mio. Dollar einspielte verantwortlich. Tendenz steigend. Den größten Beitrag steuerten aber Iron Man 3 (ebenfalls von Marvel) mit einem globalen Einspielergebnis von über 1.2 Milliarden Dollar und Pixars Monsters University (Die Monster Uni) mit 744 Millionen Dollar bei. Die erfolgreichste, native Produktion aus dem Hause Disney war OzThe Great and Powerful (Die fantastische Welt von Oz) mit knapp 493 Millionen Dollar. Mit dem in diesen Tagen gestarteten Frozen (Die Eiskönigin) dürften bis Ende des Jahres nochmals bis zu 500 Millionen drin liegen.
Es muss jedoch gesagt werden, dass sich die Walt Disney Studios, abgesehen von der eigenen Animationsabteilung den Walt Disney Animation Studios, seit langem nicht mehr mit Ruhm bekleckerten, was eigene Filmproduktionen betrifft (die unter dem Label Walt Disney Pictures entstehen). Die Walt Disney Studios als Dachmarke sind zwar mittlerweile Weltmeister im Einkaufen von erfolgreichen Produktionsfirmen (Miramax (wieder verkauft), Pixar (2006), Marvel (2009), Lucasfilm (2012)) deren Filme regelmäßig die Kassen zum Klingeln bringen, aber eigene Großprojekte erweisen sich dagegen nicht selten als Rohrkrepierer (siehe John Carter oder Lone Ranger). Das erfolgreichste Franchise stellt aktuell Pirates Of The Caribbean dar, dessen Zenit aber auch längst überschritten ist. Qualitativ zumindest. Spätestens 2015 dürfte übrigens auch der 4-Milliarden-Rekord fallen, wenn neben The Avengers 2: Age Of Ultron (Marvel) auch Star Wars: Episode VII (Lucasfilm) in die Kinos kommt. Alleine die beiden Filme zusammen sollten an der 3 Milliarden Dollar Marke kratzen – alles andere wäre aus Aktionärssicht enttäuschend.
Übrigens waren John Carter und Lone Ranger zwar finanzielle Flops für Disney, die dem Studio Verluste von je 150 Millionen Dollar einbrachte, aber solche Bomben tun dem Konzern schon lange nicht mehr weh, bereits vor dem goldenen 2013-Zeitalter, als die 4-Milliarden-Schallmauer fiel. Die anderen Studios sollten sich also lieber warm einpacken, sollte Disney in Zukunft in ähnlichem Tempo wachsen (resp. Konkurrenten einverleiben). Und wir Zuschauer erst recht, spätestens wenn von Star Wars bis Star Trek, James Bond bis Shrek, Batman bis Spider-Man alle Filme mit dem Disney-Logo versehen sind.
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