Nach der ersten Krisenmeldung aus der Pixar-Ecke, dreht sich die zweite von heute um DreamWorks Animation. Vor ein paar Tagen wurde bekannt gegeben, dass Präsident Barack Obama am 26. November seinem Freund und Gönner Jeffrey Katzenberg und dessen DreamWorks Animationsstudio einen Besuch abstatten werde. Das Weiße Haus kündigt den Besuch als Respektbezeugung gegenüber der nach wie vor wachsenden amerikanischen Film- und Fernsehindustrie an, die tausende Jobs in den ganzen USA schafft. Es soll ein “Friede Freude Eierkuchen”-Treffen unter Freunden werden, wo gemeinsam einer der wichtigsten Branchen der USA gefeiert wird. Aber einige Artists aus der gebeutelten Animations- und VFX-Branche sehen die Sache etwas anders und wollen den öffentlichen Auftritt des Präsidenten zum protestieren nutzen. Neben einer Demonstration ausserhalb des DreamWorks Geländes in Glendale wird dazu aufgerufen, dass auch DreamWorks Angestellte und Teilnehmer an Obamas Rede als Zeichen der Solidarität grüne Shirts tragen sollen, um auf die Missstände – die dem Präsidenten womöglich gar nicht bekannt sind – aufmerksam zu machen. Die Organisatoren der Demonstration haben zudem eine Petition gestartet, die Tarife fordert, die dem fortlaufenden Outsourcing klare Grenzen setzen und die Betroffenen von Outsourcing-Maßnahmen helfen sollen.
Gerade die VFX-Artists in LA sehen die Sache mit der “Industrie, die tausende Jobs schafft” sehr zwiespältig. Im Raum Los Angeles hatten die Artists in den letzten Jahren enorm unter den wirtschaftlichen Veränderungen der Animations- und VFX-Branche zu leiden. Insolvenzen, Outsourcing, Entlassungen, ausstehende Lohnzahlungen und mehr. Auch wenn es die Angestellten von DreamWorks Animation sicherlich besser haben dürften als ihre Kollegen bei Digital Domain, Sony Pictures oder Rhythm & Hues (wir berichteten), so waren auch sie in den letzten 12 Monaten nicht vor erheblichen Entlassungen sicher. Gerade DreamWorks machte in diesem Jahr von sich reden, als eine DreamWorks Niederlassung in China eröffnet wurde, wo aktuell über ein Drittel des neuen Kung Fu Panda 3 Films entsteht. Das geschah aus Kostengründen, aber auch um sicher zu stellen, dass der Film im Land des Lächelns in die Kinos kommen wird, da dort die Kinostarts von ausländischen Produktionen streng limitiert sind. Daneben betreibt Katzenberg seit Längerem auch eine Zweigstelle in Indien. Ironie, dass ausgerechnet DreamWorks, das Studio der großen US-Majors, das Outsourcing am aggressivsten betreibt, vom Präsidenten mit einem Besuch geadelt wird.
Seit Jahren verschachert Katzenberg seinen DreamWorks Verein ins Ausland, mehrere hundert Stellen in den USA wurden dafür in den letzten 24 Monaten gestrichen, ein komplett neues Studio in China aufgebaut. Aber klar, Obama besucht seinen Busenfreund Katzenberg in Glendale und alles was wir tun müssen, ist die grünen Pyjamas auszupacken. Der DreamWorks-Chef ist einer der größten Unterstützer von Barack Obama. Bereits 2008 spendete Katzenberg Millionen zu Gunsten der Präsidentschaftswahl und auch 2012 war er einer der großzügigsten Gönner des wiedergewählten Präsidenten. Während einem vorhergehenden Besuch von Obama in Los Angeles hatten sich er und Katzenberg bereits ein gemeinsames Abendessen gegönnt. Vor diesem Hintergrund dürften die Belange einer Minderheit (was die VFX-Artists leider sind), die beiden herzlich wenig interessieren. Obama hat ganz andere Probleme und Katzenberg ist eben Katzenberg. Ein Mensch, der vor Jahrzehnten verlernt hat, was den kleinen Artist wirklich bewegt.
Wie sagte Kermit einst: “It’s not easy being green“. Aber ich verstehe, dass man es zumindest versuchen muss, auch wenn eine Demonstration für die Rechte Homosexueller vor Putins Haustür wohl größere Erfolgschancen haben dürfte. Leider…