Das hat aber gedauert. Einen Monat vor dem internationalen Kinostart legte Disney nun endlich einen zweiten Trailer zu Frozen (Die Eiskönigin – Völlig unverfroren, den Trailer findet ihr ganz unten). Eigentlich der erste, der mehr über die Handlung und über die beiden weiblichen Hauptfiguren Elsa und Anna verrät. Neben einigen neuen Storyeinblicken und Szenen blieb aber alles beim Alten. Vieles erinnert nach wie vor an Tangled (Rapunzel) und die alten Disney Klassiker und Olaf der Schneemann aka Jar-Jar Frost hat von seinem Nervpotential nichts verloren.
Die Frage ist aber, ob die ungemein spät anlaufende Marketingmaschinerie in Kombination mit Jennifer Lees Co-Regie (wir berichteten, dass mit Lee im Dezember 2012 überraschend und überraschend spät eine Co-Regisseurin ins Boot geholt wurde) und die hinausgezögerte Offenlegung der weiblichen Protagonisten nicht einen Hinweis darauf geben, dass die Produktion Schwierigkeiten mit ihren weiblichen Hauptfiguren hatte? Ob nun auf Handlungs- und/oder Animationsebene bleibt offen. Aber Lees Involvierung kann kein Zufall sein. Hinzukommt ein interessanter Cartoon Brew-Artikel über eine Aussage von Head of Animation Lino DiSalvo, der vor einiger Zeit sagte “Historisch gesehen sind animierte Frauen sehr, sehr schwierig, weil sie durch eine ganze Bandbreite von Emotionen gehen aber sie gleichzeitig hübsch und sensibel bleiben müssen”. Er soll auch darüber gesprochen haben, wie limitiert weibliche Figuren in ihrer Ausdruckskraft seien. Das erzeugte verständlicherweise einen entsprechenden Shitstorm von AnimatorInnen aus aller Welt . Reaktionen wie “Ich animiere seit 14 Jahren weibliche Figuren und musste noch nie darauf achten, dass sie hübsch bleiben – sondern menschlich!” waren das Ergebnis.
Der Cartoon Brew Artikel goss zusätzliches Öl ins Feuer in dem er die Limitierung der mimischen Bandbreite von weiblichen Figuren bestätigte und ergänzte, dass lediglich bei weiblichen Schurken oder zu Comedy Zwecken Frauen “aus der Haut fahren” können. Auweia… Weiter wurde im Artikel erklärt, es wäre seit jeher ein altes Problem von Disney Animatoren, innerhalb des Prinzessinnen Stereotyps bleiben zu müssen (also hübsch und anmutig ERGO gut zu vermarkten ERGO. das typische Disney-Grauen aus grauer Vorzeit). Besonders schwierig werde es, wenn sich gleich zwei solche “Prinzessinnen” in einer Szene befänden – wie im Falle von Frozen. Und darin liegt wohl der Hund begraben. Ich lehne mich mal etwas weiter aus dem Fenster und behaupte, dass sich Lino DiSalvo zu seinen Aussagen hinreissen ließ, weil er klare Vorgaben von der Chefetage erhalten hatte wie Elisa und Anna auszusehen und sich zu Verhalten haben – damit sie auch als zukünftige Disney Prinzessinnen vermarktet werden können. Disney und ihr antiquiertes Frauenbild sorgt ohnehin alle paar Monate für äusserst bedenkliche Schlagzeilen (wir erinnern uns daran, wie aus der toughen, selbstbewussten Merida ein Disney-Püppie gemacht wurde).
Dazu passt, dass sich unlängst – bereits bevor DiSalvos Aussagen – eine beachtliche Frauen-Bewegung gegen den Film mobilisiert hat aufgrund der drastischen Veränderungen die Disney Hans Christian Andersons originales Märchen unterzog. Das ist grundsätzlich nichts neues (Stichwort Pocahontas, Arielle uvm.), aber erreichte mit Frozen wohl einen neuen Höhepunkt, schließlich befinden wir uns mittlerweile im Jahr 2013, nicht mehr in den 80 oder 90er Jahren. Ein schönes Zitat zu dem Thema: “Dass es Disney für nötig hielt, eine von diversen Frauenrollen angeführte und dominierte Geschichte auf eine Prinzessin runter zu brechen und ihr einen männlichen Retter/Love Interest zur Seite zu stellen, ist einfach nur ekelhaft und der Beweis wie es um das Vertrauen von Hollywood in Frauen steht.” Mehr über die Unterschiede zwischen Andersens Schneekönigin und Frozen findet ihr in diesem empfehlenswerten Artikel.