In Berlin wurden sechs Kurzfilme mit dem Deutschen Kurzfilmpreis 2013 ausgezeichnet. Die Galaveranstaltung fand in diesem Jahr im Berliner “Radialsystem” statt. Uns interessiert dabei natürlich vor allem die Kategorie “Animationsfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten”, die Jochen Kuhn mit dem dritten Teil seiner Sonntagsausflugsfilmreihe Sunday 3 für sich verbuchen konnte. Daneben gewann mit Reality 2.0 von Victor Orozco Ramirez ein animierter (genau genommen rotoskopierte) Kurzfilm als “bester Dokumentarfilm mit einer Laufzeit bis 30 Minuten”. Mit seiner Zeitraffer-Ästhetik verdient ausserdem der Kurzfilm Short Film von Olaf Held eine Erwähnung, der in der Kategorie “Spielfilme mit einer Laufzeit bis 7 Minuten” gewann. Die Trailer zu den Filmen und was die Jury sagte, findet ihr im Anschluss.
Nominiert waren für den Deutschen Kurzfilmpreis in diesem Jahr 12 Kurzfilme in fünf Kategorien. Ausgewählt wurden sie von den Jurys Deutscher Kurzfilmpreis aus 302 Vorschlägen. Letztes Jahr gewann der Animationsfilm Die Prinzessin und der Drache vom Studio Soi den deutschen Kurzfilmpreis. EIín Interview mit Bin-Han To, einem der Regisseure des Film, findet ihr hier.
Sonntag 3
Hersteller: Jochen Kuhn, Ludwigsburg
Regie und Drehbuch: Jochen Kuhn
Laufzeit: 14 Minuten
Die Jury über Sonntag 3
“Mit Brieffreundschaften ist das so eine Sache. Bedenkt man die Folgen bei der Auswahl des Empfängers nicht ausreichend, kann man im Gefängnis landen. Gelingt aus dieser Konstellation jedoch ein Kurzfilm wie “Sonntag 3″, wird dies nicht mit Freiheitsstrafe sondern Lobpreisung bedacht. Jochen Kuhn ist eine meisterhafte Miniatur gelungen. Ihm ist es geglückt, das Wesen seiner kammerspielartig inszenierten Geschichte und zweier Protagonisten herauszuschälen. Er braucht nicht die bombastische Verpackungsgeste technischer Raffinesse. Minimalistisch ist die Animation. Überhaupt ist Reduktion ein Grundprinzip des Films, wie heute praktizierte Politik auch oftmals Ausdruck von Reduktion ist: nämlich auf Machterwerb oder Machterhalt. Der lakonische Text offenbart die Absurdität des politischen Tagesgeschäfts in gekonnter Beiläufigkeit verpackt. Überhaupt bilden Sprache, Malerei und Musik eine gleichsam organische Einheit. Kein Wunder, denn hinter allem steht ein und derselbe Künstler: Jochen Kuhn.”
Reality 2.0
Hersteller: Hochschule für bildende Künste, Hamburg
Regie und Drehbuch: Victor Orozco Ramirez
Laufzeit: 11 Minuten
Die Jury über Reality 2.0
Ein Flugzeug explodiert beim Landeanflug. Doch es ist nur ein Traum. Zum Glück. Oder doch nicht? Das Vermischen von Realität und Traum, genauer gesagt das Vermischen verschiedener Realitäten zwischen scheinbarer Harmonie in Deutschland und dem Drogenkrieg in Mexiko setzt Victor Orozco virtuos um. Er nutzt eine Bildsprache zwischen Fotorealismus und Malerei. Die Bilder flackern bisweilen wie im guten alten Kintopp. Doch das ist Prinzip. Alltagsbilder, grafisch reizvoll inszeniert, bilden einen verstörenden Kontrast zu den Schilderungen ausufernder Gewalt und dem Wettlauf um deren medienwirksame Inszenierung. Die Verfremdung von rotoskopierten dokumentarischen Aufnahmen, auch bekannt als Animadok, ist die adäquate formale Antwort auf das Thema. Allerdings geht es im mexikanischen Drogenkrieg um mehr als um bloße Gewalt. Es geht vielmehr um Gewaltvoyeurismus, die Faszination, die von Tod und Horror ausgeht, die Allgegenwart des Tötens dank Youtube. Der aktuelle Zusammenhang zwischen realer Gewalt im Alltag und virtueller per Computerspiel oder im Internet erzeugter Surrealität. Im Film heißt es sarkastisch: “In Mexiko werden die Kaninchen zu Ratten. Ästhetik des Horrors.”
Short Film
Hersteller: Chemnitzer Filmwerkstatt e.V., Ralf Glaser, Chemnitz
Regie und Drehbuch: Olaf Held
Laufzeit: 3 Minuten
Die Jury über Short Film
Ein Mann in der Mitte des Lebens. Er steht vor dem Spiegel und rasiert sich. Was war und was wird kommen? In seinem “Short Film” zeigt Olaf Held ein Leben im Schnelldurchlauf. Und tritt so mit ganz einfachen Mitteln den überzeugenden Beweis an, dass das Leben viel zu kurz ist für lang(weilig)e Filme.
Über den Deutschen Kurzfilmpreis
Der Deutsche Kurzfilmpreis ist mit insgesamt 275.000 Euro aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers die wichtigste Auszeichnung für den Kurzfilm und zugleich der bedeutendste und am höchsten dotierte Preis für dieses Format in Deutschland. Die Kurzfilmpreise in Gold sind mit einer Prämie bis zu jeweils 30.000 Euro verbunden, wobei die Nominierungsprämie auf den Filmpreis in Gold angerechnet wird. Mit der Nominierung war jeweils schon eine Prämie von 15.000 Euro vorgesehen. Der fakultative Sonderpreis ist mit einem Preisgeld von 20.000 Euro ausgestattet. Die Preisgelder müssen für die Herstellung eines neuen Kurzfilms oder Films mit künstlerischem Rang oder seiner Projektvorbereitung verwendet werden.
Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die wichtigste Auszeichnung für den Kurzfilm und zugleich der bedeutendste und am höchsten dotierte Preis für dieses Format in Deutschland. Die Preisgelder sind zweckgebunden und müssen für die Herstellung eines neuen Films oder die Projektvorbereitung verwendet werden.
Alle Preisträger 2013 findet ihr hier.