Kaum zu glauben, Tim Burtons und Henry Selicks Nightmare Before Christmas hat bereits 20 Jahre auf dem Buckel. Gestern vor 20 Jahren trat der Film seinen Siegeszug in die internationalen Kinos an (fast zumindest, im deutschsprachigen Raum schaffte es der Film erst am 8. Dezember 1994). Anlässlich des Jubiläums veröffentliche Disney eine limitierte Poster Edition zum Film und bringt den Film (zumindest in den Staaten) in einer interaktiven Second Screen-Version wieder in die Kinos. Dazu mehr im nächsten Abschnitt. Für alle Fans des Films haben wir in der zweiten Hälfte des Artikels einige spannende Anekdoten zum Film gesammelt und eine Visualisierung des originalen Gedichts von Tim Burton angehängt (gesprochen von Christopher Lee), die als Vorlage für den Film fungierte.
Anlässlich des Jubiläums bringt Disney den Film ab dem 18. Oktober als “4D-Version” wieder in die Kinos. “4D” bedeutet in diesem Fall mit interaktiven Second Screen Funktionen. Mit einem selbst mitgebrachten iPad und einem Second Screen Live App zum Film werden während der Kinovorführung Zusatzfeatures gestartet. Von Karaokefunktionen über interaktive Spielsequenzen parallel zum Film bis hin zu alternativen Handlungssequenzen soll dem Zuschauer/Spieler/Teilnehmer (?) einiges geboten werden. Am Besten schaut ihr euch den dazugehörenden Trailer an (direkt im Anschluss), der zeigt, wie man sich diese Art “Interactive Social Cinema Happening” vorstellen darf. Disney machte dasselbe bereits als der sie Arielle die Meerjungfrau vor einigen Wochen limitiert in die Kinos brachten. Scheinbar mit Erfolg. Für mich sieht das ganze zwar nach einem lauten Kindergeburtstag im Kino aus und würde meine cineasten Nerven mehr belasten als stimulieren – ausserdem frage ich mich ernsthaft wie man sich auf diese Weise auf den Film und/oder iPad-Content konzentrieren soll – aber ohne es selbst ausprobiert zu haben, werde ich meine Skepsis vorerst für mich behalten.
Übrigens. Wer eines der hübschen Poster kauft, die von Jeff Soto gestaltet wurden und auf 300 Stück limitiert sind (siehe oben) erhält dazu eine Eintrittskarte für eine Halloween Vorführung von Nightmare Before Christmas (mit den oben erwähnten interaktiven Second Screen Features) im Disneys El Capitan Theater in Hollywood, Kalifornien.
Schon gewusst?
- Die Ursprungsidee für sein Gedicht kam Tim Burton, als er in einem Schaufenster beobachtete, wie eine Halloween Dekoration abgebaut und durch Weihnachtsaufsteller ersetzt wurde. Dieser Anblick, wie Ghouls und Goblins durch den Weihnachtsmann und seine Renntiere ersetzt worden sind, ließ Burton nicht mehr los.
- Im dreiseitigen Gedicht, das Burton 1982 noch während seiner Zeit als Disneyzeichner schrieb, kamen ursprünglich nur Jack, Zero und Santa vor. Alle anderen Figuren wurden eigens für den Film geschaffen.
- Disney rühmt sich heutzutage zwar stolz mit dem Film, aber eigentlich wurde er damals von Disneys Tochterunternehmen Touchstone Pictures veröffentlich. Nightmare Before Christmas sollte zwar für eine neue Art von Disney Animationsfilmen stehen, dem damaligen Disney-Chef Michael Eisner war er am Ende aber zu düster für Kinder um direkt mit Disney in Verbindung gebracht zu werden.
- Tim Burton wollte zwar die Regie von Nightmare Before Christmas übernehmen, aber der “schmerzhaft langsame Prozess der Stop-Motion Animation” machten es ihm unmöglich, da er zeitlich zu sehr mit seiner zweiten Batman Verfilmung Batman Returns beschäftigt war. Ausserdem lief bereits die Vorproduktion seines nächsten Films Ed Wood auf vollen Touren. Henry Selick schätzte später, dass Burton vielleicht fünf bis zehn Tage am Set von Nightmare Before Christmas verbrachte – in zwei Jahren.
- Die Produktion dauerte insgesamt drei Jahre. 120 Personen waren involviert, 20 Sound Stages (Studiohallen/räume) wurden genutzt und 109,440 Frames geschossen.
- Auch wenn Tim Burton für das Gedicht und die grobe Story des Films verantwortlich zeichnete – ausserdem Caroline Thompson das Drehbuch schrieb – musste die Handlung während dem Dreh mehrmals umgeschrieben und angepasst werden. Weil weder Burton noch Thompson zur Verfügung standen musste es Selick selbst tun. So sagte dieser später, dass es am Ende von Thompsons ursprünglichen Dialogen vielleicht noch 2-3 Zeilen in den Film geschafft hätten.
- Henry Selick über seine Arbeit als Regisseur an Nightmare Before Christmas: “Man könnte sagen, Burton legte das Ei und ich brütete es aus. Es war mein Job, den Film wie ein Tim Burton Film aussehen zu lassen – was ohnehin nicht so weit von meinem eigenen Stil entfernt war.”
- Auch wenn Schauspieler Chris Sarandon der Hauptfigur Jack Skellington seine Sprechstimme lieh, die zahlreichen Songs wurden vom Komponisten Danny Elfman gesungen. Sarandon zweifelte an seinen Gesangskünsten, weshalb Elfman einsprang. Was für diesen kein Problem darstellte, denn um Tim Burton von seinen Songs zu überzeugen, sang er bereits die ersten Synthie-Demoversionen der Songs selbst ein (siehe hier).
- Das Schreiben der Songs für den Film war nach Angaben von Danny Elfman, der einfachste Job, den er je hatte. Als Grund gab er seine zahlreichen Gemeinsamkeiten mit Jack Skellington an.
- Während der Arbeit an dem Film kam es zu “kreativen Differenzen” zwischen Burton und Elfman, was zu einem temporären Bruch führte. So war Burtons nachfolgender Film Ed Wood sein erster (und einziger) Film, der nicht von Danny Elfman vertont wurde (sondern von Howard Shore).
- Ursprünglich sollte Schauspiellegende Vincent Price – der bereits den Erzähler in Tim Burtons Kurzfilm Vincent sprach und in Edward mit den Scherenhänden den Erfinder spielte – Santa Clause sprechen. Aber nach dem Tod dessen Ehefrau litt der Gesundheitszustand von Price zusehends, was sich in seinen schwachen Sprechaufnahmen widerspiegelte. Sehr zum Bedauern von Henry Selick musste die Rolle schließlich neubesetzt werden.
- Patrick Stewart sprach für einen Pro- und Epilog den Erzähler, was jedoch im Film schlussendlich keine Verwendung fand. Dafür kann man ihn auf dem offiziellen Soundtrack hören.
- 2001 plante Disney eine Fortsetzung zu Nightmare Before Christmas – jedoch als computernimierter Animationsfilm. Tim Burton konnte es Disney aber (Gott sei Dank!) ausreden.
- Für den Film wurden zwei animationstechnische Erfindungen gemacht: Ein “Licht Alarm”, der Animatoren warnte, wenn sich etwas an der Beleuchtung der Animationsbühne veränderte. Ausserdem eine Technik, die es erlaubt, kaputte Figuren nahtlos durch neue zu ersetzen. Beide Techniken gehören heute zum Alltag von Stop-Motion Animatoren.
Abschließend wünschen auch wir von ANIch diesem modernen Klassiker der Animationskunst alles Gute! Ein Film, der nicht bloß familiengerechte Comedy bot sondern sich noch aus echten Genreelementen zusammensetzte. Eine Geschichte mit Ecken und Kanten zu erzählen wusste und nicht versuchte Kinder trotz der düsteren Inszenierung zu bemuttern.