Neues Jahr, neue Filme aus der französischen Animations-Meisterschmiede Gobelins. Der 2013er-Jahrgang scheint wieder ein besonders Guter zu sein – so zumindest mein Eindruck anhand des ersten Kurzfilms, der von der Pariser Animationsschule ins Internet gestellt wurde. Myosis ist ein beeindruckender Mix aus einer abstrakten Dystopie eines George Orwell mit der bildgewaltigen Leidenschaft eines Salvador Dali und einer metamorphischen Wucht eines Hayao Miyazaki. Soweit ich das erkennen kann komplett ohne die Zuhilfenahme von CG-Elementen. Unterstrichen wird die (simple?) Aussage des Films von der eigenwilligen aber interpretationsfördernden Synopsis, die lediglich das Wort Myosis (zu deutsch: Miosis) definiert. Übersetzt lautet sie wie folgt:
Miosis ist die Verengung der Iris, erkennbar durch die Verkleinerung der Pupille. Es ist ein unbewusster Vorgang, der durch intensive Lichteinstrahlung, Angst oder eine Epiphanie entstehen kann.
Myosis ist die Abschlussarbeit von den Studenten Emmanuel Asquier-Brassart, Ricky Cometa, Adrien Gromelle, Guillaume Dousse und Thibaud Petitpas. Ebenso wie die beeindruckende Visualisierung des Films sollte aber auch die nicht minder unter die Haut gehende Vertonung ihre Erwähnung finden. Von den letzten beiden Mitwirkenden hatten wir bereits vor zwei Jahren My Bloody Lad vorgestellt. Neben dem Kurzfilm Myosis findet ihr ganz unten noch ein sehenswertes Making-Of zum Film.
Ich finde es immer wieder erstaunlich wie offen Gobelins mit den eigenen Filmen umgeht. Denn gerade bei dieser Animationsschule, die nach wie vor eine der Speerspitzen europäischer Animationshochschulkunst darstellt, könnte man verstehen, wenn sie ihre eigenen Werke zu Gunsten der Festivalauswertung streng reglementieren würden. Stattdessen stellen sie ihre Filme auf dem eigenen Vimeo-Channel aus!