Planes Land: USA Studio: DisneyToon Studios, Prana Animation Studios Regie: Klay Hall Drehbuch: Jeffrey M. Howard Synchronsprecher: (E) Dane Cook, Stacy Keach, Brad Garrett, Teri Hatcher, Julia Louis-Dreyfus, Priyanka Chopra, John Cleese, Carlos Alazraqui, u.a. Produzent: Traci Balthazor, Tony Cosanella, John Lasseter, Kip Lewis Schnitt: Jeremy Milton Musik: Mark Mancina Laufzeit: 92 Minuten Kinostart: 29.8.2013 Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Switzerland Weitere Infos bei IMDB |
Luft nach oben
Mit Planes bringt Disney eine fliegende Sicherheitskopie von Pixars “Cars” in die Kinos, ohne eigene Ideen einzubringen. “Planes” macht mit der formelhaften Struktur des Films und den klischierten Charakteren auch keinen Hehl daraus, welches Zielpublikum man gerne ins Kino locken möchte. Für die jüngsten Kinozuschauer ist das Abenteuer entsprechend ein kurzweiliger Spass, für die erwachsenen Begleitpersonen wird der Film aber zur Geduldsprobe.
Das von Pixar erschaffene Cars-Universum ist eine riesige Geldmaschine geworden und natürlich versucht man das Interesse der jüngsten Kinozuschauer hochzuhalten. Pixar selbst hat sich dazu überreden lassen, mit Cars 2 (2009) eine Fortsetzung in die Kinos zu bringen und hat sich rückblickend mit der Geheimagenten-Komödie gar nicht so schlecht geschlagen. Ob es das passende Thema für das angepeilte Kinderpublikum war, ist eine interessante, aber andere Frage. Als Erwachsener hat man zumindest gemerkt, das viel Liebe in die Details gesteckt wurde, mit vielen Referenzen zu bekannten Genre-Vertretern. Zu gewagt für Disney? Mit dem Flugzeug-Spin-off ist man weniger experimentierfreudig und strickte eine einfache Geschichte, wie es Cars (2006) bereits vormachte.
Der„quasi“ dritte Cars-Teil spielt zwar im gleichen Universum, aber statt Autos sind Flugzeuge in den Hauptrollen zu sehen. Pixar hat immerhin noch John Lasseter (Cars, Cars 2, Toy Story, A Bug’s Life) als ausführender Produzent mit im Spiel, eigentlich ist Planes 3D aber eine waschechte Disney-Produktion geworden, die ursprünglich nur für den Videomarkt vorgesehen war. Später hat man den Film aufgemotzt und beschlossen, Planes sogar in 3D in die Kinos zu bringen. Leider kann der Film seine ursprüngliche Bestimmung nicht verbergen. Planes fehlt das Herz, die Detailverliebtheit und mehr als nur einen Funken Begeisterung für die Spielzeugwelt. Aber keine Angst liebe Eltern: Eure Kinder werden mit der einfachen Struktur und den klischierten Charakteren durchaus ihren Spass haben und ein totaler Reinfall, wie dies die Mockbuster-Version Jets ist, braucht man nicht zu befürchten.
Dennoch, als Animationsfan ist es schwer, auch angesichts der grossen Konkurrenz Monsters University und Despicable Me 2, wirklich gefallen am Flugzeugabenteuer zu finden. Als Protagonist dient Dusty, ein Sprühflugzeug, das tagein tagaus Düngemittel oder Pestizide auf den Feldern verteilt. Weil er Höhenangst hat, fliegt er nur knapp über dem Boden, träumt sich während seiner monotonen Arbeit aber stets in wilde Flugmanöver in luftiger Höhe. Sein grösster Traum: Rennen fliegen. Im Hinterkopf hat Dusty das prestigeträchtige Rennen, das ihn durch viele Länder und um die ganze Welt bringen wird. Mit etwas Glück und hartem Training gelingt ihm tatsächlich die Qualifikation und schon fliegt Dusty Seite an Seite mit den besten Rennflugzeugen dieser Welt um den Sieg…
Dusty ist ein Aussenseiter, ein Landei in der Welt des Rennsports, eine Umkehrung vom Rennauto Lightning McQueen, das es aufs Land verschlagen hat. An Dustys Seite versucht der Tanklastzug Chug sein Bestes, um seinem Freund zu helfen. Ein etwas trotteliger Sidekick analog zum Abschleppwagen Hook aus Cars. Auch der ausrangierte, anfangs mürrische, aber weise Ratgeber Doc Hudson hat sein Pendant in Skipper gefunden, einem alten, verdienten Marineflieger, einst König der Lüfte. Und das Rennen um die Welt erinnert natürlich an den Aufhänger aus Cars 2. Sieht man einmal über den Schwachpunkt hinweg, dass Dusty – wie er selbst sagt – nicht wirklich für Rennen gebaut ist und dennoch vorne mitfliegen kann und der Tatsache, dass er mit einer Flugroute nahe am Boden ohnehin länger unterwegs sein müsste hinweg, zeigen sich auch bei der Ausarbeitung der Charaktere einige Schwächen. Dusty hat schlussendlich nur einen echten Konkurrenten, weil ihm bald alle weiteren Mitflieger freundlich gesonnen sind. Wirklich herzig ist nur die Nebengeschichte mit dem temperamentvollen mexikanischen Flieger und der franko-kanadischen Schönheit.
Besonders schade ist, dass es sich das Drehbuch bei der Charakterentwicklung viel zu einfach macht und den Protagonisten auch nicht vor eine bedeutende Herausforderung stellt. Die durchaus spannende Grundidee ist doch, dass Dusty an Höhenangst leidet und nicht für Rennen gebaut ist. Das Sprühflugzeug hat also gleich zwei Schwächen auf einmal. Die physische lässt sich im Grunde nicht wirklich überwinden und die Autoren wischen diesen „Makel“ lässig bei Seite. Aber immerhin der Höhenangst, stellvertretend für viele andere (Kinder)ängste, hätte man viel mehr Bedeutung geben sollen. Der Weg ist das Ziel, der Versuch die Angst zu überwinden und gestärkt aus dem Abenteuer hervorzugehen. Was hat Pixar mit Mike in Monsters University gemacht? [Spoiler Hinweis Monsters University] Das einäugige grüne Monster ist einfach nicht gut genug als Schreckmonster. Dazu steht Pixar und lässt Mike den Schreckwettbewerb eben nicht gewinnen. Nur weil Sully die Maschine manipuliert, das System und die ganze Schule hintergeht, kommen die Monster zu ihrem Sieg, bevor sie das schlechte Gewissen plagt. [Spoiler Hinweis Planes] Das Sprühflugzeug wird hingegen trotz beider Schwächen und trotz aller widriger Umstände zum Sieg geschrieben. [Spoiler Ende] Das freut vielleicht die kleinen Kinderherzen, als Erwachsener kann man darüber aber nur den Kopf schütteln – das ist plumpes Storytelling. Und genau dieser Umgang mit der Charakterentwicklung des Protagonisten unterscheidet vielleicht eben Pixar von (modernen) Disney-Produktionen.
Was bleibt, ist ein durchschnittlicher Animationsfilm, der sich auf dem heimischen TV-Bildschirm durchaus gut gemacht hätte, fürs Kino fehlt hingegen ein Merkmal, das den Film wirklich herausheben würde. Leider gelingt dies auch nicht mit dem 3D-Effekt, obwohl sich Flugzeuge im wolkigen Himmel doch nun wirklich angeboten hätten, um diese durch den Kinosaal schwirren zu lassen…