Die Frage nach dem Geheimnis der Pixar Animation Studios dürfte nach dem Sinn des Lebens die zweithäufigste Frage aller Zeiten darstellen. Mindestens. Unzählige Artikel zeugen davon, dass die Menschen faszinierter denn je davon sind, dem Zauber des vielleicht berühmtesten Animationsstudios auf den Grund zu gehen (einige Umfragen belegen, dass heutzutage die Marke “Pixar” bekannter ist als “Disney”, nachzulesen im weiter unten vorgestellten Buch). Einige Lösungsansätze wollen wir euch mit diesem Artikel vorstellen. Beispielsweise ein YouTube-Video eines Fans, das meiner Meinung nach einer Teillösung dieser Frage erstaunlich nahe kommt. Obwohl das Video keine rationalen Antworten liefert, fühlt man dennoch, dass in diesem kurzen Video viel Wahrheit steckt. Das Video findet ihr ganz unten.
Auch viele Mitarbeiter von Pixar äusserten sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu dem Thema, die mehr oder weniger dieselbe Message enthalten: Emotionen, Glaubwürdigkeit, Erlebnis. Für mich trifft folgende, von mir bereits häufig zitierte Aussage von John Lasseters den Nagel auf den Kopf: “Um einen wirklich unterhaltsamen Film zu drehen, den die Leute so schnell nicht vergessen werden, braucht man eine aussergewöhnliche gute Geschichte voller Emotionen und Humor sowie liebenswürdige, wahrhaftige Charaktere, die in einer glaubwürdigen Welt leben. Das Publikum will Dinge sehen, die es nie zuvor gesehen hat. Das Publikum will mit Fantasie überrascht werden. Aber es will immer auch etwas wiedererkennen und sich von einem Szenario persönlich angesprochen fühlen.”
Andere, wie Pixar Animator und Story Artist Austin Madison, geben dazu ganze Vorträge (einen einstündigen Mitschnitt davon gibt es auf YouTube zu sehen). Sogar Seminare werden angeboten. Andere sammelten ihre eigenen Regeln, die sie später als “Pixars 22 Regeln für gutes Storytelling” veröffentlichten. Vieles davon ist aber vermutlich nur Wiederkäuen der Worte, die Lasseter und Co. seit fast 20 Jahren immer und immer wieder rekapitulieren. Ich für meinen Teil sehe in dem Storytelling von Pixar nichts anderes, als die konsequente Umsetzung vieler alter Tugenden, die von Drehbuch- und Story-Gurus wie Syd Field, Christopher Vogler, Robert MgKee oder auch Walt Disneys Nine Old Men – mit ihren selbst aufgestellten Regeln über gute Animation – seit fast einem Jahrhundert nach aussen getragen werden und sich in der Zeit nicht wirklich verändert haben.
Wenn man mich fragt, kommt man dem Geheimnis am nächsten, wenn man die Pixarfilme schaut, studiert, analysiert und seine eigenen Schlüsse daraus zieht. Die eine alles umfassende Antwort gibt es nicht, nur, dass das Geheimnis von Pixar mit viel Arbeit, viel Fleiss und noch mehr Überarbeitung sowie ein engagiertes Storyteam zu tun hat, das sich an jedem einzelnen Tag gegenseitig befruchtet aber auch in Frage stellt. Und der Mut, alles auf den Kopf zu stellen, sollte sich der Zauber doch nicht einstellen. Gerade die letzten von mir genannten Punkte kann man in dem absolut empfehlenswerten Buch The Pixar Touch nachlesen. Auch dort werden keine Universalantworten geboten, sondern die Erkenntnis, dass die Pixarianer auch nur mit Wasser kochen und auch deren erste Entwürfe zum Himmel stinken, so wie unsere und alle anderen auch.
http://youtu.be/coh6Pu5eDro