In weniger als zwei Wochen kommt ein Animationsfilm in die Schweizer Kinos, der dem zweifelhaften Ruf der deutschen Animationsbranche leider nicht unbedingt zuträglich war. Die Rede ist von Ritter Rost – Eisenhart und voll verbeult, der Verfilmung der beliebten Kinderbuch- und Musicalreihe von Illustrator und Autor Jörg Hilbert sowie Komponist Felix Janosafester. Die Heimsuchung der eidgenössischen Kinos beginnt am 18. Juli 2013.
Zugegeben harsche Worte gegenüber einem Film, der erst vor wenigen Tagen im Rahmen des Münchner Filmfestes mit dem Kinder-Medien-Preis 2013 ausgezeichnet wurde. Die Münchner Produzentin Gabriele M. Walther nahm für die Caligari Film-Produktion den Preis entgegen. Der “Weiße Elefant” wird seit 12 Jahren vom Medien-Club München e.V. für herausragende Produktionen aus Film und Fernsehen sowie Internet-Angebote für Kinder und Jugendliche vergeben. Gabriele M. Walther über die Auszeichnung: “Ich freue mich sehr über meinen zweiten ‘weißen Elefanten’ (den ersten erhielt sie für Der MOndbär) und möchte mich ganz herzlich beim Medien-Club München und der Jury für diese Auszeichnung bedanken. ‘Ritter Rost’ war eine große Herausforderung und umso mehr freue ich mich über den Zuspruch des Publikums als auch der Jury!” Die anderen Nominierten im Bereich Kino und TV waren: “Ostwind” (Kino, Constantin Film), “Die Vampirschwestern” (Kino, Constantin Film), “Baron Münchhausen” (TV, ARD), “Die fantastische Welt von Gumball” (TV, Cartoon Network), “Schloss Einstein” (TV, ARD/ MDR), “Kein Keks für Kobolde” (TV, ZDF), “Spurensuche – Schnitzeljagd war gestern” (TV, Cartoon Network).
Unserer Meinung nach eine fragwürdige Vergabe, zumindest wenn man wie wir in Ritter Rost nur ein konservatives, biederes und völlig verrostetes Stück Film sieht, auf Basis einer wunderbaren Vorlage, die völlig verschenkt wurde. Was an Ritter Rost mag die Jury wohl überzeugt haben? Vielleicht der Umstand, dass ein Münchner Preis sich in den Händen einer Münchner Produzentin besonders gut machen würde? Oder war die Jury wirklich der Meinung, dass der rostige Ritter als “herausragende Produktion für Kinder und Jugendliche” allen Mitbewerbern überlegen wäre (allein Die fantastische Welt von Gumball widerlegt diese törichte Annahme)? Ein Zeichen, wie es das Münchner Filmfest 2009 setzte, als keine Auszeichnung für Drehbuch und Regie vergeben wurde, weil die Jury nichts und niemanden als würdig empfanden, ist im Bereich des Kinder- und Animationsfilms undenkbar – aber dringend notwendig. Mit Tarzan, Keinohrhase & Zweiohküken und Der 7bte Zwerg stehen in den kommenden Monaten nämlich die nächsten, deutschen Produktionen an, die bereits vorab ernsthafte Zweifel am Können und den Absichten deutscher Animationsproduzenten aufkommen lassen.
Zum Film
Stellt euch eine Welt vor, in der Toaster in die Schlacht ziehen, kleine Schraubenschlüssel Großes bewegen und Helden unerschrocken beweisen müssen, aus welchem Metall sie geschmiedet sind. In einer solchen Welt gewinnt Ritter Rost mit der Hilfe eines neuen Motors für sein Pferd Feuerstuhl das Schrottland-Turnier, obwohl Prinz Protz als der große Champion galt. Doch dann stellt sich heraus, dass der Motor gestohlen war und eigentlich dem Prinzen gehörte. Prompt verliert Ritter Rost seinen Titel, seine Burg und das Burgfräulein Bö. Jetzt bleibt Rost eine einzige Chance, um seinen Titel und das Fräulein zurückzuerobern: Er muss einen Drachen besiegen.
Mit über 1,2 Millionen verkauften Büchern, CDs, DVDs, Hörspiele und vielem mehr, sind Ritter Rost, sein holdes Burgfräulein Bö und natürlich der vorlaute Drache Koks fester Bestandteil deutscher Kinderzimmer, Schulen und Musicalbühnen. Neben Rick Kavanian als Ritter Rost und Carolin Kebekus als Bö werden Christoph Maria Herbst als Prinz Protz, Tom Gerhardt und Detlev Redinger als die Feuerzangenbrüder Brutus und Brenner sowie Dustin Semmelrogge als Drache Koks zu hören sein.