Ich weiß nicht genau, was eben passiert ist, aber ich glaube beinahe, dass sich mit einem lauten Knall das Animationsfilmhighlight 2014 angekündigt hat. The LEGO Movie, ein Film über den in den vergangenen Monaten viel spekuliert wurde, hat seinen ersten Teaser Trailer losgelassen – und dieser sprengt alle Erwartungen in sämtliche Himmelsrichtungen! Den Trailer und das Poster findet ihr am Ende der News. EDIT: Es ist noch ein zweiter, internationaler Trailer aufgetaucht mit neuen Szenen. Ebenfalls unten zu finden!
Warum der Schein trügt
Der Trailer wirkt auf den ersten Blick billig und auch nach der zweiten Sichtung ist man nicht wirklich schlauer. Erst wenn man das Gesamtbild betrachtet, sich vor Augen führt, was mit diesem Film scheinbar versucht wird und vor allem, wer hier seine Finger im Spiel hat, lichtet sich der Schleier. The LEGO Movie ist ein Animationsfilm, der komplett am Computer entsteht. Mehr noch, wird er größtenteils von Animal Logic produziert, dem gleichen Studio, das mit Happy Feet sich entlang der Grenze zum Fotorealismus bewegte. Gleichzeitig steht mit Phil Lord und Chris Miller ein Regieduo hinter der virtuellen Kamera, das bereits den exzellenten und herrlich unkonventionellen Nerdspaß Cloudy with Chance of Meatballs (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen) ablieferte und dem danach das Kunststück gelang, die 80er-Jahre Schmalzkrimiserie 21 Jump Street als moderne Komödie ins 21. Jahrhundert zu holen. Unterstützt werden die Herren von Chris McKay, dem Regisseur von Robot Chicken, der als Animation Co-Director und Berater mitmischt und dafür sorgen dürfte, dass trotz CG-Plastiksteinen stets die Illusion eines echten Stop-Motion animierten Brickfilms erhalten bleibt.
Denn nichts anderes scheint das Ziel der Filmemacher zu sein. Den teuersten, aufwändigsten und besten YouTube-Brickfilm aller Zeiten zu schaffen – in Full-CG. In den vergangenen Jahren hat eine Bewegung aus Profi- und Hobbyanimatoren eine eigene Brickfilm-Kunstrichtung im Internet (insbesondere auf YouTube) etabliert, die längst aus ihrem Kinderzimmer entwachsen ist. Was LEGO-Brickfilme auszeichnet, sind ihre relativ simpel anmutenden Animationen, die aus der Limitierung der LEGO-Figuren und Steinen entstehen und zum Stilmittel erhoben wird. Stattdessen wird versucht, mit der Inszenierung, Ton und vor allem Einfallsreichtum die Grenzen des Spielzeugs zu sprengen.
Eines muss man Warner lassen, mit den Men of Bricks hat das Studio den kompletten und konsequenten Gegenentwurf zum Mann am Stiel (aka Man of Steel) in der Pipeline. Hier wird versucht mit Einfallsreichtum, Mumm und unterschwelliger Renderpower echtes, zeitgenössisches Unterhaltungskino zu schaffen im Geiste der Fanbase, im Geiste der Zeit. Mini ist das neue Mega und vielleicht die lange herbeigesehnte Abkehr von Hollywoods Größenwahn.
Ein echter Nerdfilm für Nostalgiker?
Was ausserdem für den Film spricht, ist sein scheinbar beachtliches Lizenzrepertoire. Die Regisseure können nicht bloß auf das komplette LEGO-Sortiment zurückgreifen, sondern auch auf eine umfangreiche Figurenbibliothek des DC-Comicverlages wie Superman, Green Lantern, Batman oder Wonder Woman. Ein echter Justice League-Film dürfte frühestens 2015 Realität werden, da kommt die LEGO Variante gerade recht. Doch ist das erst die Spitze des Eisberges, neben NBA-Allstar Figuren oder den Turtles tummeln sich sicherlich noch einige Popkulturikonen mehr im Film. Diese Lizenzauswahl in Kombination mit der Brickstilistik könnte aus The LEGO Movie die unkonvetionelle Nerdgranate machen, die Ralph reichts hätte sein können. Denn bei aller Liebe für Ralph, blieb dieser besonders visuell ein sehr altbackenes Disney-Vehikel, das spätestens nach der Hälfte sein Videospielpulver verschossen hatte. In dieser Hinsicht konnten Lord und Miller bereits mit Cloudy beweisen, dass sie wesentlich experimentierfreudiger sein können. Nicht zu vergessen, die wundervoll-ironische 80er-Jahre Nostalgie. LEGO Flashbacks, 1980’s something Spacetypen und der A-Ha Soundtrack sprechen für sich und zeigen, dass die Regisseure ganz in ihrem Element sind.
Es ist erstaunlich, dass die Regisseure sich nicht nur für eine Brickfilm-ähnliche Animationsästhetik entschieden haben, sondern diese auch bei Warner durchbringen konnten. Ich vermute, nicht wenige Zuschauer dürften nach diesem ersten Teaser Trailer den Film mit Skepsis oder sogar Hohn begegnen. Der typische LEGO-Look erinnert an unzählige (billige) YouTube Videos und ausgerechnet daraus soll nun ein ganzer Kinofilm entstehen? An diesem Punkt muss sich der Film mit einigen Vorbehalten und Vorurteilen auseinandersetzen – ähnlich wie es South Park: Der Film oder Team America mussten, die ebenfalls erst ihr Publikum überzeugen mussten, dass hinter ihren “billigen” Fassaden ernstzunehmende Kinofilme stecken. Für einen LEGO-Kinofilm wäre ein anderer Renderlook eigentlich naheliegender gewesen. Einen, den Warner und der dänische Spielzeughersteller bereits mit computeranimierten Serien, DTV-Filmen und Videospielen etablierten (wie beispielsweise bei LEGO Batman: The Movie zu sehen). Umso bemerkenswerter ist die Entscheidung der beiden Regisseure gegen einen solchen herkömmlichen CG-Look.
Von den Machern von Happy Feet und Iron Giant
The LEGO Movie wird komplett am Computer animiert, was man nach Sichtung des Trailer kaum glauben mag und das Projekt umso spannender gestaltet. Das australische Animationsstudio Animal Logic (Happy Feet, Die Legende der Wächter) zeichnet für den Großteil der Animationen verantwortlich. Die Rede ist von 80%. Der Rest stammt scheinbar von Warner Animation direkt, wobei die offizielle Stellungnahme noch aussteht. Warner hat in den vergangenen Jahren mit einigen Full-CG-Kurzfilmen den Umstieg in die Computeranimation vollzogen, nachdem das Studio seit Der Gigant aus dem All (1996) keinen reinen Animationsfilm mehr produzierte und nach dem Flop des Hybridfilms Back in Action sogar für einige Jahre geschlossen wurde.
Offizielle Synopsis und Sprecher
Der Film erzählt die Geschichte von Emmet, eine ganz normale LEGO-Durchschnittsfigur, die nie über die Stränge schlägt. Dummerweise wird er mit einer bestimmten, über alle maßen aussergewöhnlichen Person verwechselt, die als Schlüssel zur Rettung der Welt angesehen wird. Im Schlepptau einer ihm gänzlich fremden Gruppe von LEGO-Figuren gerät er in ein episches Abenteuer und erhält den Auftrag, einem bösen Tyrannen Einhalt zu gebieten. Eine Aufgabe, für die Emmet hoffnungs- und gnadenlos unvorbereitet. Als Sprecher wurden Chris Pratt, Will Ferrell, Elizabeth Banks, Will Arnett, Nick Offerman, Alison Brie, Liam Neeson und Morgan Freeman vor das Mikrofon geholt. In die deutschen und Schweizer Kinos wird der Film am 10. April 2014 kommen.
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