Da ist sie, die erste Folge der mit der Crowdfundinghilfe von über 180.000 Euro finanzierte NICHTLUSTIG-Trickfilmserie von Joscha Sauer. Die Hintergründe zur Kampagne und reichlich Informationen zum Projekt findet ihr in diesem Artikel aus dem letzten Jahr.
Ob das Experiment, NICHTLUSTIG goes Animation, geglückt ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil find das Ergebnis nett bis – hoho -lustig, besonders die lineare Verknüpfung der Clips und Erzählung ist amüsant. Der typische Sauer-Humor ist größtenteils auch vorhanden. Am Pacing ließe sich vermutlich noch arbeiten. Die Animationen vom Trickstudio Lutterbeck fangen den Charme der gezeichneten Vorlage gut ein. Wo sich die erste Folge Kritik gefallen lassen muss, ist bei der Synchronisation. Zu groß ist die Kluft zwischen erfahrenen Synchronsprechern wie Donald Arthur und einigen anderen, deren Stimmen weder besonders passend ausgewählt noch eingesetzt wirken.
EDIT: Wie Joscha Sauer in unseren Kommentaren betonte, sind die 180.000 Euro der Crowdfundingkampagne direkt in die Fertigstellung der erste Folge geflossen und wurden nicht dazu verwendet, seine 150.000 Euro Eigeninvestition zu tilgen. Das sei somit richtig gestellt. Wobei, ehrlich gesagt, verstand ich meine ursprüngliche “Milchmädchenrechnung” nicht als Vorwurf, nur erschien sie mir wesentlich plausibler als dass 330.000 Euro in eine einzige Folge investiert wurden (Pardon, 290.000 Euro, 40.000 Euro blieben nach Fertigstellung übrig, siehe die Ergänzung in den Kommentaren). Ich bin der letzte, der sich darüber beklagt, wenn deutsche Animatoren zur Abwechslung fair entlohnt werden. Aber viele mir bekannte Artists und Animatoren können von solchen Projektbudgets nur träumen. Man muss nicht erst in Schwellenländer wie China abschweifen, es gibt in Deutschland genug Artists, die für ein “Very Low Budget” arbeiten und davon Leben müssen – und es trotzdem irgendwie schaffen, Filme auf ähnlichem Niveau zu produzieren.
Joscha Sauer sprach in seinem Crowdfundingaufruf davon, dass er 150.000 Euro aus eigener Tasche in die Vorproduktion und in die ersten zehn Minuten investierte. Folglich flossen nach Tilgung der Eigeninvestition die restlichen 30.000 Euro in die Produktion der restlichen Folge. Mit diesen Zahlen im Hinterkopf und dem Maßstab den Animatorenteams und YouTuber täglich auf der ganzen Welt mit No- bis LowBudgets legen, bleibt ein gewisser fader Nachgeschmack. Weil die erste Folge ist nett, aber weckt sie wirklich das Bedürfnis nach mehr? Wieder eine Frage, die wohl jeder für sich beantworten muss.