Wie ein Phönix aus der Asche erhebt sich Mickey Mouse (oder Micky Maus, wie er bei uns häufig genannt wird) mit einem eigenen Kurzfilm nach der Hiobsbotschaft der letzten Tage, dass sich die großen Disney Animation Studios vom handgezeichneten Animationsfilm verabschieden. Mickey Mouse – Croissant de Triomphe bildet den Anfang einer 19-teiligen Kurzfilmreihe, die in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Animationsstudios Mercury Filmworks und Paul Rudish (Powerpuff Girls, Dexters Labor) für den Disney-eigenen Fernsehsender Disney Channel entsteht.
EDIT: Leider wurde der Kurzfilm bereits wieder auf Druck von Disney auf YouTube gesperrt und ist auf der offiziellen Disneyseite nur für Leute innerhalb der USA zugänglich. Typisch Disney… Eine Alternative wurde aber schnell gefunden (siehe unten oder hier in HD).
Was fällt einem bei Mickey Mouse – Croissant de Triomphe als erstes auf? Richtig, Mickey wurde optisch als auch technisch modernisiert (aber ich vermeide absichtlich das Wort “verbessert”). Die organische Frame-by-Frame-Technik, die die alten Disney Cartoons seit jeher auszeichnete, wurde durch die reduzierte und kostengünstige Flash-Animationen ersetzt mit ihren vektorbasierten, klaren Outlines und Kolorierung. Hinzu kommen CG-Elemente, die der ohnehin sehr schnell erzählten, einfachen Handlung einen fast dreidimensionalen Charakter verleihen. Das Design von Mickey und seinen Freunden wurde überholt und frecher gestaltet. Aber es findet sich auch viel Nostalgie in dem neuen Kurzfilm. Neben dem unverwechselbaren Eröffnungsbildschirm ist auch die Cartoonwelt – inklusive einer großen Portion französischen (stereotypen) Flairs – Disney-haftem Ursprungs. Man nehme zum Beispiel den anthropomorphe Scooter, der alten Disneytraditionen entspringt. Ausserdem die gelungenen Aquarellhintergründe.
Es ist zwar nicht mehr der Mickey, den man kannte, aber er fühlt sich zumindest fast so an. Paul Rudish dürfte am direkten Vergleich mit den teils über 80 Jahren alten Classiccartoons scheitern – zu viel Erinnerungen und Gefühle liegen dazwischen – aber man muss ihm und seinem Team zugestehen, dass sie eine schwierige Aufgabe zu meistern wussten. Objektiv spricht alles für den neuen Kurzfilm Mickey Mouse – Croissant de Triomphe, trotz dem eigenen Widerwillen, einen solchen Dexters Labor-Verschnitt von einer Mickey Mouse zu akzeptieren.
Dass Mickey in seinem ersten, richtigen Kurzfilmabenteuer nach Jahren nach Paris verschlägt, nur französisch spricht und von einem kanadischen Nicht-Disney Studio umgesetzt wurde (Mercury Filmworks, via), entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Es scheint beinahe, als hätte die frühere Galionsfigur und Begründer einer ganzen Industrie erst ins zeichentrickfreundlichere Ausland emmigrieren müssen, um wieder eine Chance zu bekommen.
Ausgestrahlt wird die Reihe ab dem 28. Juni 2013 und es werden neben Mickey auch seine Freunde wie Pluto, Goofy oder Donald wieder zurückkehren. Die Bande wird dabei die Welt auf den Kopf stellen. Santa Monica, New York, Paris, Beijing, Tokyo, Venedig oder die Alpen sind nur ein paar der Orte, die zu sehen sein werden. Paul Rudish fungiert als Regisseur und ausführender Produzent. Aaron Springer (SpongeBob, Gravity Falls) und Clay Morrow (Dexters Labor, The Powerpuff Girls) sind ebenfalls als Regisseure dabei sowie Joseph Holt (Powerpuff Girls) als Art Director. Eine ausführliche Liste aller Beteiligten findet ihr hier.
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