Was wäre eine Animationswoche ohne den beinahe obligatorischen Crowdfundingbeitrag. Heute können wir euch von einem spannenden Projekt von Bill Plympton himself berichten. Für seinen 7. animierten Featurefilm geht der berühmte Animator in mehrerlei Hinsicht neue Wege. Cheatin’ soll sein erster von Hand kolorierter Spielfilm werden, der zudem komplett über Kickstarter finanziert werden soll. Ein Novum für Plympton, der lediglich einmal Kickstarter benutzte, um Winsor McCays Animationsklassiker The Flying House (1921) restaurieren zu können (damals ging es um 10.000 Dollar, erreicht wurde fast das Doppelte).
>> Hier gelangt ihr zur Kickstarterkampagne von Bill Plympton
Im Falle von Bill Plymptons Cheatin’ geht es um 75.000 Dollar. Ein überschaubarer Betrag in Anbetracht von anderen Crowdfundingprojekten (für die ersten zehn Minuten der Nichtlustig-Trickfilmserie wurden 100.000 Euro gesammelt, David Finchers Zombieverfilmung The Goon benötigte 400.000 Dollar allein für die Vorproduktion und für Adolf – Der Film träumen die Macher mehrere Millionen Euro). Plympton bleibt sich also treu. Das Geld will er für sich und sein neunköpfiges Team nutzen, um den 72 Minuten langen Film, bestehend aus geschätzt 40.000 Animationsphasen digital zu cleanen, kolorieren und im Compositing den letzten Schliff zu verleihen. Dazu kommen noch ein Editor, ein Komponist und ein Sound Designer. Unterm Strich sollen keine 20 Leute am Projekt beteiligt sein. Kein Vergleich also mit den hunderten bis tausenden von Leuten, die bei einem animierten Hollywoodfilm mitarbeiten. Plympton möchte den Film bis September 2013 fertig stellen, damit er anschließend seine Kinopremiere feiern und sich für eine Oscarnominierung qualifizieren kann. Doch, worum geht es überhaupt?
Bill Plympton über seinen Film:
“Cheatin’ ist eine Geschichte für Erwachsene über Liebe, Eifersucht, Rache und Mord. Voller Nacktheit und Gewalt aber auch mit meinem surrealen Sinn für Humor. Inspiriert wurde ich von der Arbeit von James M.Cain (Double Indemnity, The Postman Always Rings Twice). Die Verwendung von Wasserfarben in meinen Illustrationen mochte ich schon immer. Und nun, zum esten Mal, kann ich meine malerische Sensibilität auf meine Animationen anwenden. Ein solcher impressionistischer Stil gab es in meinen Filmen bislang nicht. Dank dieser neuer Ästhetik und einer wundervollen Filmmusik bin ich davon überzeugt, dass Cheatin’ ein Meilenstein in meiner Karriere darstellen wird.”
Interessante Worte von einem Mann, der bereits zweimal für den Oscar nominiert und sowohl in Annecy ausgezeichnet und auch für einen Annie Award nominiert wurde. Vielleicht will er nun endgültig den Oscar knacken, nach dem er mit Your Face (1988) und Guard Dog (2005) beide Male knapp scheiterte.
Die gute Nachricht ist, dass die Aktion bereits nach 12 Tagen fast das Ziel von 75.000 Dollar erreicht hat. Das gewährleistet den fristgerechten Abschluss der Produktion. Wie Plympton auf der Webseite schreibt, beschleunigt jeder Dollar, der zusätzlich in den Topf wandert, die Fertigstellung. Wie es für moderne Crowdfundingprojekte gehört, bekommt jeder Gönner je nach gespendeten Betrag natürlich ein Dankeschön-Goodie. Von einem simplen Dank (1 Euro), über die Möglichkeit den Film per Stream anzuschauen bis hin zu einem All-in One Paket (Credit als Associate Producer, Einladung an die Filmpremiere, Führung durch das New Yorker Animationsstudio von Plympton und vieles mehr). Das nötige Kleingeld von 10.000 Dollar vorausgesetzt.
Wie Plympton sagt, richtet sich sein Aufruf an Fans von Animationsfilmen, von seiner Wenigkeit und auch Fans von Lovestories. Davon sollten sich sicherlich auch bei uns auf ANIch einige finden lassen.