Sci-Fi-Kurzfilme wie sie Hollywood gerne in Kinofilme konvertiert, kommen nicht selten aus dem Ausland zu uns. Man denke da an Spanien (Panic Attack), Frankreich (Pixels), Südafrika (Alive in Joburg) oder USA (9, Ruin). Aber es gibt sie, die seltenen Ausnahmen: R’ha ist 100% Made in Germany von Kaleb Lechowski. Der Student hat den Film komplett im Alleingang im Zuge seines zweiten Semesters an der MDH Berlin durchgezogen. Das freut nicht nur den Sci-Fi Nerd, sondern auch den ehemaligen Animationsstudenten in mir, der selbst zwei Semester an eben dieser Hochschule verbrachte.
Ich habe Kaleb am letztjährigen Animago Award 2012 kurz kennengelernt und freundlicherweise war er bereit, für ein Interview Rede und Antwort zu stehen. Vorweg muss gesagt werden, dass der angehende Digital Film Designer mit R’ha seinen ersten Kurzfilm ablieferte und er vor seinem Studium über keine nennenswerte Vorerfahrung verfügte, die über einige Experimente mit Blender hinaus reichte.
Über die verwendeten Programme: “Hauptsächlich habe ich mit Maya gearbeitet, das Modeling aber auf Blender und zBrush ausgelagert. Das Compositing setzte ich mit Nuke und After Effects um – mit Unterstützung von Photoshop. Die ganze Produktion erstreckte sich dabei über sieben Monate, das komplette zweite Semester bis in die Mitte des dritten.”
Über die Inspirationen: “Die Verhörsituation an sich war eine spontane Idee aus dem Brainstorming. Das Design für das Alien hatte ich vor geraumer Zeit einmal angefangen und immer ein bisschen eine Kobra und Ägyptische Kopfbedeckung im Sinn gehabt. Cesar, aus Rise of the Planet of the Apes, inspirierte mich sehr in Bezug auf Mimik.”
Über die Arbeitsweise: “Die Designs mache ich in der Regel in einem malerischen Brainstorming – aus Scribbles, Kritzeleien und Farbflecken -um später daraus Assoziationen zu ziehen und sie auszuarbeiten. Das Design von Half-Life 2 und Matrix haben mich sehr geprägt was Details und auch Aufteilung von Details angeht. Mein erstes Konzept (zu dem Zeitpunkt dachte ich noch nicht an eine filmische Umsetzung) war dieses hier für einen Covercontest.”
Über die Entwicklung der Story: “Obwohl ich mich die ersten zwei Monate ausschließlich mit der Geschichte befasste, habe ich sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal umgeschrieben und fortan immer wieder leicht variiert, bis ich zufrieden war. Das Projekt ist in seinem Umfang nie gekürzt, sondern später noch erweitert worden.”
Über den Einfluss der Hochschule: “Zur offiziellen, Hochschulinternen Abgabefrist zwecks Benotung standen am Ende des zweiten Semesters drei Minuten unvertonte Animation zur Verfügung. Davon abgesehen war es aber ein in sich schlüssiges Stück. Seitens der Dozenten hat man mich gewarnt, dass es sehr aufwändig und wahrscheinlich nicht rechtzeitig umzusetzen wäre, gewährten mir aber den Freiraum es zu versuchen. Die Hochschulleitung hat mich motiviert meine Geschichte noch zu verbessern, ebenso der Studienleiter.”
Über das Rendering: “Gerendert wurde im Klassenraum auf maximal 19 Computern. Ein Kamerashot ging immer an einen Computer. Ich konnte die Renderzeit bis auf 4-6 min pro Frame halten.”
Über die inhaltlichen und technischen Ziele: “Dadurch, dass es ein Soloprojekt war, hatte ich alle Freiheiten, mich an Science-Fiction zu versuchen, da ich nicht wusste, ob sich mir die Chance im Team noch einmal bieten würde. Wichtig war mir vor allem eine solide Geschichte, ein ordentlicher, fesselnder Dialog, erste Versuche mit dem Maya Muscle Systems und der Kontakt zu Dave Masterson als Schauspieler. Auch durch den Sound von Hartmut Zeller habe ich eine große Steigerung für mein Projekt erhalten. Außerdem hatte ich spezielle Vorstellungen was die Animation und die Mimik meines Aliens angeht.”
An dieser Stelle herzlichen Dank an Kaleb Lechowski für den kleinen Blick in die Entstehung von R’ha. Dass man von ihm in Zukunft noch einiges hören wird, dürfte nach Sichtung des Kurzfilms jedem klar sein. Vor allem wollen wir wissen wie es weiter geht. Vielleicht sogar in Form eines Kinofilms? 😉