Die Marketingkampagnen von Coca-Cola sind so zahlreich wie die Zahnarztrechnungen der Konsumenten des Konzerns. Mal sind es knuddelige Eisbären, mal der weißbärtige Weihnachtsmann höchstpersönlich und nicht zuletzt surreale Wuselkreaturen aus dem Inneren eines Getränkeautomaten. Die erstgenannten Eisbären gehören zu den ältesten Werbefiguren und befinden sich seit 1922 im Dienste des Unternehmens. Rechtzeitig zur Wintersaison 2012/2013 wurden sie nun erneut als Titelfiguren für eine aufwändige Werbekampagne reaktiviert: Der Coca-Cola The Polar Bears Kurzfilm.
In Zusammenarbeit mit dem Animationsstudio Animal Logic (Happy Feet, Die Legende der Wächter), Regisseur Ridley Scott (Prometheus, Gladiator) und seinem im letzten Jahr verstorbenen Bruder Tony Scott (Unstoppable, Top Gun) wurde ein siebenminütiger Kurzfilm in Auftrag gegeben, der in 30-Sekunden-Spots unterteilt auf die kariesgeplagten Münder dieser Welt losgelassen werden soll. Den kompletten Film gibt es offiziell auf YouTube zu sehen und ist wie gewohnt am Ende der News zu finden.
Die Scott Brüder beteiligten sich als Produzenten und Berater, während John Stevenson (Kung Fu Panda) auf dem Regiestuhl Platz nahm. Das Drehbuch verfasste David Reynolds, der bereits bei Findet Nemo neben Andrew Stanton und Bob Peterson hauptverantwortlicher Drehbuchschreiber war. Und das merkt man meilenweit gegen den Wind. Der Kurzfilm weckt zahlreiche Assoziationen an andere Animationsfilme, angefangen beim offensichtlichsten Vorbild Happy Feet, aber auch Findet Nemo oder König der Löwen werden einem mehrmals in Erinnerung gerufen. Generell macht sich der Anschein breit, dass die Macher die Ambition hegten, trotz des Kurzfilmsformats, möglichst viel Eigenschaften eines Featurefilms in The Polar Bears packen zu wollen. Dass eine solche Herangehensweise inklusive Dreiakt-Struktur, Charakterentwicklung und moralischem Zeigefinger in einem Kurzfilm komprimiert nicht unbedingt von Vorteil sein muss, scheint nebensächlich gewesen zu sein. Süß, klebrig und für die ganze Familie, so sollte der Film scheinbar ausfallen und dieses Ziel wurde erreicht – wenn auch auf antiquierte Art und Weise. Für die Filmmusik zeichnete übrigens Hollywood Komponist Ed Shearmur (K-Pax, Eiskalte Engel) verantwortlich.
Technisch wurden aus allen Vollen geschöpft. Animal Logic ist nicht zuletzt seit Happy Feet mit der Simulation von Eis und Wasser sowie der Animation von antropomorphen Polartieren bestens vertraut und nutzte diese Erfahrung entsprechend für die Cola Kampagne. Der Kurzfilm übertrumpft technisch partiell sogar sein inoffizielles Kinovorbild aus dem Jahr 2008. Interessant, dass Animal Logic mit dem Projekt beauftragt wurde. Die Dr D Studios hätten sich ebenfalls angeboten, wurden diese schließlich eigens für das Sequel Happy Feet 2 von Regisseur George Miller gegründet und dürften in puncto Knowhow rund um das Erschaffen von naturalistischen Polarwelten mit Knuddelcharakter noch eine Spur aktueller gewesen sein.
(via Gerold Marks, YouTube)