Animago 2012: Zum 16. Mal wurde von der Fachzeitschrift Digital Production der Animago vergeben. Zum 4. mal in Potsdam, erstmals in der neuen Metropolis Halle des Filmparks Babelsberg. Der Animago gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der deutschen Medienbranche und wird von einer Konferenz rund um die Themen Animation, Visual Effects, Games und interaktive Medien umrahmt. Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es in unserem letztjährigen Beitrag. Konkretes über das Konferenzprogramm findet ihr hier. U.a. redete Bernhard Haux über seine Tätigkeit an Pixars Merida – Legende der Highlands als Character Technical Director. Außerdem wurden die Visual Effects von Filmen/Serien wie Cloud Atlas, Game of Thrones oder Underworld: Awakening näher erläutert.
Wie gewohnt wollen wir euch neben den Animago 2012-Gewinnern auch unsere persönlichen Geheimtipps vorstellen. Auf los geht’s los.
And the Winner is…
Beste Postproduktion:
Mass Effect 3: Take Earth Back von Digic Pictures (Ungarn)
Letztes Jahr war es Assassin’s Creed 2, diesmal Mass Effect 3. In dieser Kategorie haben Indiegames nichts verloren, nur wer in aufwändige Cinematics investiert, gewinnt hier einen gläsernen Briefbeschwerer.
Beste Character-Animation
Sequoia Snail von Quad Productions (Frankreich)
Nicht nur der Sieger der Kategorie, sondern auch der Animago-Herzen. Eine Weinbergschnecke in mitten einer sexuellen Identitätskrise. Herrlich!
Bestes Game-Design:
Mass Effect 3 von Electronic Arts/Bioware (Deutschland)
Auch an dieser Stelle dominierte Mass Effect 3. Aber es gab mit Meteör auch ein Beitrag von der Games Academy, der zwar an Brütal Legend erinnerte, sich dennoch angenehm von der AAA-Konkurrenz abhob. Unser heimlicher Favorit war jedoch – wie es sich für eine Animationsseite gehört – das bezaubernde Rayman Origins.
Bester Kurzfilm:
The Chase von Space Patrol (Frankreich)
Ein Film, den wir bereits an dieser Stelle vorstellten. Angekündigt als ein Film eines einzelnen Artists (Philippe Gamer), der über mehrere Jahre hinweg den Film realisierte, offenbarte der Abspann doch eine Vielzahl weiterer Helferlein allesamt aus dem französischen Animationsstudios Space Patrol. Das schmälert aber nicht das witzige Konzept, welches anfangs wie ein effektvolles Michael Bay-Ripoff wirkt, sich aber einen höchst vergnüglichen Twist erlaubt. Ein Film “über die Kunst des Altwerdens”.
Beste Visualisierung:
Ending Overfishing von Uli Henrik Streckenbach (Deutschland)
Ein Einmann-Projekt, das einen komplexen Inhalt auf sehr anschauliche Weise vermittelt und dabei einen zwar einfachen, aber ansprechenden Look verwendet.
Beste Werbeproduktion:
L’Odyssée de Cartier von Quad Productions (Frankreich)
Ein visuell beeindruckender Werbespot, der wie es sich für Cartier gehört klotzt anstatt zu kleckern. Aber unser Herz gehört einem Staubsaugerspot. Mehr dazu weiter unten.
Beste interaktive Produktion:
BMW Individual iPad App von Effekt-Etage (Deutschland)
Bestes Still:
Katsumoto von Hasan Bajramovic (Bosnien-Herzegowina)
Gewählt von den Leserinnen und Lesern der Digital Production sowie der Facebook-Community. Der Gewinner möge es uns verzeihen, aber uns hatte es der kleine Nagetier-Nomade, der in unserem Artikelbild die Fahne hält, angetan.
Beste Stereo-3D-Produktion:
Timeride Vienna von Faber Courtial (Deutschland)
Sonderpreis der Jury:
The Centrifuge Brain Project von Till Nowak (Deutschland)
Der zweite Sieger der Herzen. 10 Punkte für das Konzept und die authentische Umsetzung. Und natürlich die bahn- und knochenbrechenden Fahrgeschäfte!
Beste Nachwuchsproduktion:
Omerta von Nicolas Loudot, Fabrice Fiteni, Arnaud Janvier, Gaspard Roche (Frankreich)
Dotiert mit 3.000 Euro und einer gesponsorten Workstation von HP.
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Leer ausgegangen, aber fast interessanter als die Preisträger des Animago 2012 sind folgende Beiträge, die ihr euch ansehen solltet:
Dr Grordbort Presents: The Deadliest Game von Studenten der Media Design School (Neuseeland)
Schwarzhumorige Steampunk-Safari mit exzellenten Charakter Designs und einfach stimmiger Umsetzung.
Slug Invasion von Studenten des Animation Workshop (Dänemark)
Der dänische Animation Workshop schlägt wieder zu. Nach Knüllern wie Space Stallions oder The Saga of Biôrn kommt der nächste Hingucker, diesmal mit militanten Nacktschnecken, die den US-amerikanische Kriegsfilm mächtig aufs Salzkorn nehmen.
A Shadow of Blue von Carlos Lascano
Ein alter Bekannter, den wir bereits vor einem Jahr vorgestellt haben und der auf der Oscar-Shortlist 2012 stand. Wunderschön und berührend.
Concerning Dinsosaurs von Florian Köhne (Deutschland)
Vom Macher des letztjährigen “Beste Visualisierung”-Gewinners Bacon, anyone? stammt diese per Stop-Motion und viel Schweiss animierte Infografik mit und über Dinosaurier. Eine Pflicht für alle Ray Harryhausen-Fans!
Something Lurking von Psyop (Frankreich)
Ein Werbespot für einen Staubsauger von LG, der so manchen Film in den Schatten stellt. Technik, Konzept, Inszenierung, so kann Werbung aussehen!
Es zeigt sich an dieser Stelle wieder, wie verschieden Filmschulen den Umgang mit den eigenen Kurzfilmen handhaben. Während die Filmakademie wie üblich ihre Kurzfilme hortet und die virale Verbreitung meidet wie der Teufel das Weihwasser, zeigen sich andere Filmschulen weit offener. Animation Workshop und Media Design School (Neuseeland) aber auch die renommierte Supinfocom aus Frankreich waren nicht nur mit zahlreichen Beiträgen am diesjährigen Animago vertreten, sondern beweisen auch, wie zeitgemäßes Marketing für Filmschulen auszusehen hat. Das als kleiner Kommentar am Rande.