UPDATE (13.11.2012): Geschafft! David Fincher und die Blur Studios haben ihr Ziel erreicht. Innerhalb von 30 Tagen konnten sie mit Hilfe von 7576 Unterstützern die 400.000 Dollar Mauer knacken und schossen sogar mit 40.000 Dollar über das Ziel hinaus. Während der Aktion wurde die Kampagne im übrigen durch zahlreiche Concept Arts und zusätzlichen Informationen erweitert, da Fincher und Co. angekreidet wurde, trotz der hohen Fördergesuchs kaum Transparenz zu bieten. Auch werden alle Backers (diejenigen, die das Projekt unterstützt haben) kostenlos an ein exklusives Screening des Story Reels eingeladen, das im Sommer 2013 veranstaltet wird. Die gesammelten 400.000 Dollar fließen vollständig in die Umsetzung dieses Reels, welches am Ende die Studiobosse davon überzeugen sollen, den Film zu finanzieren.
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The Goon Crowdfunding: Auch einem David Fincher reißt irgendwann der Geduldsfaden. Nach jahrelangem Suchen nach Geldgebern für ihren Animationsfilm The Goon haben er und seine Partner die Nase voll und gehen einen für Filmemacher aus Hollywood eher ungewöhnlichen Weg: Crowdfunding!
Es geht dabei nicht um die Finanzierung des gesamten Films (was immerhin 50 Millionen Dollar wären), sondern um die Sicherung eines Teils der Pre Production. 400.000 Dollar werden gebraucht, um ein Story Reel zu erstellen, bestehend aus einem animierten Storyboard in voller Filmlänge inklusive Vertonung mit Soundeffekten, Musik und Sprachaufnahmen der beiden Titelfiguren (gesprochen von den Schauspielern Paul Giamatti und Clancy Brown). Damit soll das ermöglicht werden, was erste Test Clips und ein großartiger “Proof of Concept”-Trailer (findet ihr am Ende des Artikels) nicht schafften: Den bornierten Studiobossen in Hollywood das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Alle Details und Anreize des Crowdfunding-Aufrufs findet ihr auf Kickstarter.com. Das sehr amüsante Callvideo mit David Fincher, Jeff Fowler und Tim Miller findet ihr direkt hier im Anschluss. Also nichts wie los, mit 10 Dollar seid ihr dabei, ab 50 Dollar wird es richtig interessant. Wobei es ohnehin ums Prinzip geht, Hollywood endlich einen Denkzettel zu verpassen!
Was ist überhaupt passiert?
Jahrelang stiefelte David Fincher – einer von Hollywoods bekanntesten Filmemachern und Regisseur von Filmklassikern wie Se7en oder Fight Club – von Studiotür zu Studiotür auf der Suche nach Geldgebern, um eines seiner Herzensprojekte finanziert zu bekommen. The Goon, eine Comicverfilmung der etwas grobschlächtigeren Art mit jede Menge Zombieaction und markanten, nicht immer jugendfreien Sprüchen. Kurzum: Exzellente Unterhaltung für ein etwas älteres Publikum.
Fincher plante das Filmprojekt zusammen mit den Gründern der Blur Studios Tim Miller und Jeff Fowler, die auch die Regie übernehmen sollten während Fincher sich auf die Rolle des Produzenten beschränkt hätte. Im Glauben, mit solch einem renommierten Team und einer solch beliebten Vorlage wäre die Finanzierung ein Kinderspiel, wurde bereits 2009 als möglicher Kinostart rausposaunt. Doch zu früh gefreut. Zwar wurde für das Projekt für Hollywoodverhältnisse ein relativ bescheidenes Budget von 55 Millionen Dollar kalkuliert, doch selbst dafür konnte kein Studio und kein Investor gefunden werden. Dass The Goon nicht dem üblichen Hollywood-Animations-Knuddelallerlei entspricht, dessen waren sich die Filmemacher immer bewusst, aber auf solche Ablehnung waren sie nicht gefasst.
David Fincher dazu: “Animation definiert sich nicht bloß durch singende haarige Tierchen. […] In meinen Augen ist The Goon kein Animationsfilm nur für Erwachsene, das klingt immer wie Fritz the Cat. “Teen Animation” trifft es besser. Hoffentlich wird 2011 das Jahr, in dem die Leute sagen werden: Warte einen Moment! Es muss nicht immer Pixar sein!” – So klang es zumindest noch im Januar 2011. Im Dezember, nach weiteren erfolglosen Verhandlungen, wurde der Ton zunehmend frustrierter: “Ich weiss nicht warum man 200 Millionen Dollar für The Incredibles ausgeben kann, aber nicht 50 Millionen für The Goon. 130 Millionen Dollar für Kung Fu Panda, aber nicht 50 Millionen für The Goon.”
Nach Beendigung seines letzten Films The Girl with the Dragon Tattoo kündigte der Se7en-Regisseur an, sich wieder mit seinen Partnern um die Finanzierung zu kümmern. Und wie es aussieht haben sich die Herren tatsächlich einen Weg aus der Frustration gebahnt. Mit Kickstarter scheint die erste reelle Chance aufzukeimen, dass der Film doch irgendwann in die Kinos kommen könnte. Bleibt nur die Frage, ob ein wie oben beschriebenes Story Reel wirklich die Wende bringen wird, denn Hollywood zeigte sich bereits vom “Proof of Concept”-Trailer (siehe unten) unbeeindruckt – und das will was heißen! Notfalls wird vielleicht sogar Film- und Crowdfundinggeschichte geschrieben und der Großteil des “Hollywood”-Projekts über Kickstarter finanziert. Ein längst überfälliges Zeichen, dass das Studiosystem aus grauer Vorzeit endgültig von der Realität eingeholt wurde.
“The Goon” Movie Proof of Concept Trailer from Goon Kickstarter on Vimeo.