Diejenigen, die unsere Facebookseite verfolgen, wissen es bereits seit gestern: Zu Disneys neustem Kurzfilmleckerbissen Paperman wurden die ersten drei Szenenbilder veröffentlicht! Entertainment Weekly bescherte uns die reiche Gabe und beweist, wie stilvoll-elegant der Look dieses hochgelobten Films ist, der am diesjährigen Animationsfestival in Annecy seine Premiere feierte und mit Standing Ovations belohnt wurde.
Entertainment Weekly entlockte Regisseur John Kahrs einige spannende Informationen, wie der Look des Films entstand, inwiefern Glen Keane beteiligt war und worin die Herausforderungen bestanden:
Die Ursprungsidee – Zeichnungen können einen wirklich mächtigen, intuitiven Einfluss auf den Betrachter ausüben. Man kann Wut, Überraschung oder Angst mit nur wenigen Linien eines Bleistifts erzeugen, so Regisseur John Kahrs. Aber 2D-Animation müsste sich weiterentwickeln. Sie müsse mit neuen Mitteln neu belebt werden. Weiterhin sprach der Regisseur darüber, dass Hand gezeichnete Animationsfilme im vergangenen Jahrzehnt von den digitalen Filmen an den Rand der Existenz gedrängt wurden. Vielleicht könne Paperman ein erster, kleiner Evolutionsschritt darstellen, um dies wieder zu ändern. Während die typische Hybrid-Animation schon seit Jahrzehnten existiere (Kahr nennt als Beispiele das riesige Uhrwerk in Basil, der große Mäusedetekiv (1986) und den Ballsaal aus Die Schöne und das Biest (1991) ) stelle die Verwendung in Paperman den ersten, großen Versuch dar, den eigentlich Retro-Charme von Stift und Papier mit Hilfe des Computers wieder zurück zu holen. Das Ziel von Paperman sei es, die Zeichnungen hinter dem fertigen Bild nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Technik – Disney verwendete eine neue Inhouse-Technologie namens Meander, um die Welt von Paperman aufzubauen. Zuerst wurden die Charaktere und Hintergründe digital gerendert und anschließend von Hand darüber gezeichnet, um den Figuren eine plastische 3D-Qualität zu verleihen, die es bis dato in der Old-School-Animation nicht gegeben haben soll. Das Meander-Programm, von Disney Software-Ingenieur Brian Whited entwickelt, erlaubt es, die handgezeichnete Zeichnungen auf die CG-Schicht zu befestigen. “Ein Zyniker würde es High-Tech-Rotoscoping nennen”, so Kahls Kommentar zu der neuen Technologie. Doch es sei mehr als das. Es bedeute die Linie zu zelebrieren und sie zurück auf die Oberfläche des Bildes zu holen. Das so geschaffene Filmmaterial wurde zwischen den 2D- und CG-Animationsteams hin und her geschickt, um den Look des Films feinzutunen. Doch sollte das finale Bild nie zu fein abgestimmt wirken. “Wenn die Line Artists eine passendere Silhouette oder eine bessere Ausdrucksmethode fanden, wurde alles wieder zurück an den Anfang gesetzt und die CG-Elemente den neuen Ideen angepasst” ergänzt die Produzentin Kristina Reed (ehemalige Produzentin bei Dreamworks Animation) – wenn es zu sehr nach CG ausgesehen hätte, hätte Kahrs wieder von vorne begonnen.
Die Story – Die fehlenden Bürocomputer machen es offensichtlich, dass Paperman in einer analogen Vergangenheit angesiedelt ist. Etwa in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Den Stapel voller Formulare auf seinem Schreibtisch benötigt die Hauptfigur, um ein Flugzeug nach dem anderen ins gegenüberliegende Gebäude zu schießen. Das wäre mit E-Mail einfach nicht dasselbe gewesen, scherzt der Regisseur. Während die Geschichte sehr nostalgisch angehaucht sei, versuche der Film die Grenzen der klassischen Animation zu erweitern. Sollte Paperman den Nerv des Publikums treffen, so Reed, läge es in den Händen von weiteren Artists, um herauszufinden, wie dieser Stil und Programme wie Meander dazu genutzt werden können, die Renaissance der 2D-Animation weiter voran zutreiben.
Die Charaktere und Glen Keanes Einfluss – Für Animationsveteran- und Legende Glen Keane war Paperman eines seiner letzten Projekt bevor er Disney Anfang dieses Jahres verließ. Er soll vor allem zu Beginn des Projekts eine große Hilfe gewesen sein, besonders bei der Ausarbeitung der Charakter und deren Ausrichtung. Gemäß John Kahr durfte das Mädchen nicht zu schön werden, sonst hätte sie sich dem Mann überlegen gefühlt, als wäre sie zu gut für ihn. Er dagegen sollte wie ein normaler Kerl wirken, aber immer noch süß genug, um sie rumzukriegen. Wenn man sie am Anfang des Films zusammen sieht, sollte der Zuschauer verstehen, dass sie sich das erste Mal begegnen, aber es sollte sich auch anfühlen, als wären sie bereits ein Paar. Reed sagte abschließend mit einem Lachen, dass, wenn Paperman zusammen mit Arielle die Meerjungfrau erschienen wäre, die CG-Technik alle begeistert hätte. Stattdessen befänden sie sich aber in der ersten Hälfte dieses Jahrtausends und nun versetzt die gute alte 2D-Animation die Menschen wieder in Begeisterung.
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Das Team hinter Rapunzel arbeitet seit über einem Jahr an Paperman, einem Kurzfilm, der neben Pixars La Luna und Disneys Rapunzel: Verföhnt, verlobt, verheiratet weitgehend unbeachtet blieb. Alles deutet auf eine besondere, sehr liebevolle Kurzfilmperle hin, die handgezeichnete und computeranimierte Bilder auf eine noch nie dagewesene Weise verschmelzen soll.
Ausführliche Informationen zum Film, den Machern und das Poster findet ihr hier: Disneys “Paperman”: Ein spannendes & liebevolles Kurzfilmexperiment