Mittwoch – Hollywood ist in Stuttgart einmarschiert. Zumindest machte es den Anschein, wenn man den Programmplan studierte. Zuerst stand der Vizepräsident der 20th Century Fox John Kilkenny eine Stunde lang Rede und Antwort rund um das Thema visuelle Effekte. In seiner Funktion als Leiter der gesamten VFX-Abteilung von Fox, budgetiert, produziert und überwacht er alle VFX der Kinofilme des Studios. Bahnbrechende Neuigkeiten oder Insiderinformationen gab er zwar nicht preis – was zu erwarten war – stattdessen gab er einen Überblick über die vergangenen Jahre und die erfolgreichsten oder zumindest effekttechnisch aufwändigsten Filme bei Fox. Aber es machte das Gerücht die Runde, dass exklusives Material aus dem Alien-Prequel Prometheus gezeigt werde. Und das Gerücht sollte sich bewarheiten, dazu jedoch später mehr. Zunächst ging Kilkenny auf die eigene Previsualisierungsabteilung (kurz Previs) ein und stellte in Aussicht, dass sie mittelfristig ein Workflow aufbauen wollen, der Previs auf Grundlage neuster Videogame-Echtzeitengines erstellt, um schneller, effizienter und detaillierter Filme planen zu können. Previsualisierungen kann man sich als animierte Storyboards vorstellen, mit deren Hilfe Kinofilme (generell alle Arten von Filmprojekten) geplant werden. Previs sind mittlerweile vor allem aus Kostengründen und der Planbarkeit bestimmter Szenen, nicht mehr aus dem Filmbusiness wegzudenken und etablierte sich als eigener Bereich innerhalb der VFX-Industrie. Der aktuelle Produktionsstandard von Previs variiert von tristen, grobklötzigen Rendergrafiken bis hin zu aufwändig gestalteten, mit Hilfe von Motion Capture animierten High-Res-Bildern. Aber selbst die besten Visualisierugnen sehen meist noch wie veraltete Videospiele aus. Hier sieht Kilkenny noch einiges Verbesserungspotential.
Schließlich folgte der lang erwartete Moment und eigentliche Grund, warum man sich bereits um 9 Uhr im großen Saal einfand. Kilkenny zeigte zwei komplette Szenen aus Prometheus und rundete das Screening mit einem der Trailer ab. Gezeigt wurden zum einen die Briefingszene der Crew an Bord der Prometheus (die in Auszügen auch in allen Trailern zu sehen ist) sowie die Landeszene des Raumschiffs auf dem Alienplaneten. Nicht zu vergessen der kurze Shot, der das Schiff im Flug durchs All zeigt, begleitet in bester Alienmanier von Texteinblendungen, die Aufschluss über Crew, Schiff und Mission geben. Erstaunlich ist der ausserordentliche Immersioneffekt des gesamten Materials. Innert Millisekunden wurde man als Zuschauer in das Geschehen gezogen und tauchte förmlich in das vertrauten Alien-Universum ein. Das macht die Warterei auf den Film nur umso unerträglicher, da er in Deutschland und der Schweiz erst zwei Monate nach regulärem Kinostart in den USA in die Kinos kommen wird.
Noch mehr Science Fiction – Total Recall
Auch die “Men in Black” ließen sich in Form einer Präsentation an der FMX blicken. Sonys VFX-Schmiede Imageworks exklusives “Behind-the-Scenes”-Material zu Men in Black 3 vor, worauf wir aber leider aufgrund des ITFS-Wettbewerbs verzichten mussten. Was wir uns jedoch nicht nehmen ließen, war die Präsentation von Total Recall, der Neuverfilmung des Sci-Fi-Kurzgeschichtklassikers We Can Remember It For You Wholesale. Die Rolle, die vor über 20 Jahren von Arnold Schwarzenegger gespielt wurde, übernimmt diesmal Colin Farrell. Auch hier wurde der Schwerpunkt auf die Previs, das Setdesign und die Architektur der futuristischen Megametropole gelegt. Wer den Trailer gesehen hat, konnte bereits einen ersten Eindruck von der aufwändigen Ausstattung machen, die nicht zufällig an so manche Sci-Fi-Filmklassiker erinnert. Auch an der Präsentation wurde daraus keinen Hehl gemacht, so manche Szene wurde von dem Kommentar “inspired by Blade Runner” begleitet. Zum Abschluss wurde eine komplette Szene aus dem Film gezeigt. Was blieb, war der Eindruck eines wie gewohnt aufwändigen, aber unoriginellen Films, der sich aus dem Fundus zahlreicher Sci-Fi-Filmen der letzten 30 Jahre bedient.
Morgen folgt ein etwas genauerer Blick auf die Zukunft der 2D-Animation. Ausserdem sprechen die Stop-Motion-Profis von Aardman und LAIKA über ihre neusten Projekte The Pirates! und ParaNorman. Also bleibt am Ball!