ComingSoon hat sich nach einem Set-Besuch des kommenden Stop-Motion-Films The Pirates! Band of Misfits bei Aardman Animations auch mit Regisseur und Studio-Mitgründer Peter Lord unterhalten. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte haben wir unten übersetzt. Das ganze Interview findet ihr hier.
Zusatzinfo: Der Film scheint tatsächlich sowohl mit dem amerikanischen Titel The Pirates! Band of Misfits wie auch mit dem britischen Originaltitel The Pirates! In an Adventure with Scientists in die Kinos zu kommen und man wird sich nicht auf eine Version einigen. In Grossbritannien sind die Piratengeschichten von Gideon Defoe scheinbar so bekannt, dass man nicht auf diesen Erkennungswert verzichten will. Aardmans Film basiert auf den ersten zwei Büchern “The Pirates! in an Adventure with Scientists (2004)” und “The Pirates! in an Adventure with Whaling (2005)”. Im deutschen Sprachraum bedient man sich einer freien Übersetzung der amerikanischen Version: Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen.
Was zu Peter Lords täglicher Arbeit gehört:
“Man muss die Sets besuchen, nicht jedes, aber die wichtigen und dann die wichtigen Entscheidungen treffen. Wir machen viele Video-Proben […] Früher haben wir alles durchdiskutiert. […] Der Grossteil der Animation – und damit meine ich Computeranimation – ist nicht sehr spontan. […] Das tolle an Stop-Frame ist, dass es von Grund auf spontan ist. […] Ich denke dass diese Art von Stop-Frame-Animation mit Live-Performance vergleichbar ist. […] man beginnt am Anfang und arbeitet sich bis zum Ende durch. Das ist deine Performance. […] Bei CG-Animation plant man den Start, dann das Ende und anschliessend den Mittelteil. […] wenn es dir nicht gefällt kannst du zurück und es ändern. […] Aber hier, sobald man begonnen hat, weiss man nicht ganz genau wohin es einen führt. Natürlich hat man es geplant und es ist kein Zufall. Aber man kann nicht präzise sagen, wie eine Bewegung aussehen wird. […]”
Seit wann hat Peter Lord die Idee zum Film?
“Dieses Baby existiert seit etwa fünf Jahren. Es begann als Buch. Es gibt dieses Buch von Gideon Defoe. […] wie jede Film-Firma schauen wir uns Bücher an, die möglicherweise als Filmadaption dienen könnten. […] Normalerweise interessiert mich das nicht. […] Aber vor etwa fünf Jahren hab ich dieses Buch auf dem Tisch gesehen und nach einem langen Meeting durchgeblättert und etwa fünf Seiten gelesen und ich dachte es sei grossartig witzig. […] Ich dachte: ‘Oh, das muss ich machen. Da steckt auf jeden Fall ein Film drin.’ […]”
Ob es eine heutige Technologie gibt, von dem das Studio sich wünschte, sie bereits vor 20 oder 30 Jahren gehabt zu haben?
“Es ist nicht eine Sache, aber um es in einem Wort zusammenzufassen: ‘Digitale Technologie’ und ‘Digitale Kameraarbeit’. […] Wir haben auf “digital” umgestellt. […] Ich liebe es. Es macht meinen Job so viel einfacher und darum liebe ich es. Wenn etwas nicht funktioniert, kann man es so einfach verändern. […] Früher, wenn etwas am Set passierte, wenn sich das Set bewegte, eine Figur umfiel oder ein Licht ausging, das war ein Albtraum. […] auch die Möglichkeit, Figuren vom Boden hochzuheben hat sich vereinfacht. […] Als wir mit ‘Chicken Run’ vor etwa 15 Jahren begannen und da rennen in der ersten Einstellung die Hennen, wir zogen sie mit Angelschnur, Nylonfäden in den Himmel. Das ist die alte Art und das hat funktioniert, war aber sehr schwierig und zeitraubend. Die Tasache, dass ich die Figur nun an ein grosses Stahlgerüst hängen kann und das dann später einfach digital ausradieren, das ist sehr befreiend. […].”
Wie geht Peter Lord an einen 3D-Film heran?
“Mir hat es Spass gemacht. Es ist etwas, das das Publikum einfach lieben muss – die Immersion in die Welt. […] Es funktioniert gerade für unsere Art so gut, weil wir diese wunderschönen Sets machen und das allein ist schon eine Art Immersion für sich. Sie existieren in der Realität. […] Ich denke der 3D-Effekt macht sie realer für die Zuschauer, […]. Von der technischen Seite her, war es sehr einfach, was gut ist. Zuerst befürchtete ich, es wird ein Albtraum und ich machte mir Sorgen. Für die Abteilung der Special Effects kamen sicherlich tausende Stunden Extraarbeit hinzu. Aber in den Studios selbst macht es kaum einen Unterschied. […] Wir haben übrigens bereits früh herausgefunden, dass wir die beiden Linsen näher zusammenführen müssen, damit der Blick nicht dem eines Riesen in einer kleinen Welt gleicht. Also haben wir den Abstand zwischen den Linsen auf nur ca. 4 Milimeter verkürzt. Und so schrumpfen auch die Zuschauer auf die Grösse des Protagonisten.