Der Nachfolger zur „Rotkäppchen Verschwörung“ liegt optisch noch immer weit hinter den Hollywood-Schwergewichten zurück und darum müsste man mit dem Drehbuch punkten. Doch der zweite Teil kann die Eigenständigkeit des Vorgängers nicht bewahren und biedert sich den kommerziellen Produktionen an. Immerhin, die frechen Märchenfiguren sind mit treffendem Wortwitz ausgestattet und machen „Hoodwinked Too! Hood vs. Evil“ zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Animationsfilm.
Die „Happily Ever After Agency“ (HEA) ist für glückliche Enden im ganzen Märchenreich zuständig. Ein anonymer Tipp führt sie zu einem Knusperhaus, in dem Hänsel und Gretel festgehalten werden. Nicky Flippers, ein Frosch, (David Ogden Stiers) leitet die Befreiungsmission und schickt ein hyperaktives Eichhörnchen, den bösen Wolf (Patrick Warburton) und Granny (Glenn Close) ins Rennen, um die beiden Kinder zu befreien. Doch alles geht schief. Die böse Hexe entkommt samt Hänsel und Gretel und schnappt sich auch noch Granny, auf die sie es, wie sich schnell herausstellt, von Anfang an abgesehen hat. Die HEA bittet darum Rotkäppchen, das sich weit weg bei den „Sisters of the Hood“ im Spezialtraining befindet, um Hilfe…
2005 veröffentlichte Blue Yonder Films den Vorgänger Hoodwinked, welcher sich schnell zum Geheimtipp mauserte. Aus dem klassischen Rotkäppchen-Märchen wurde ein moderner Krimi, in dem alle Beteiligten vom Detektiv Nicky Flippers verhört wurden. Die einzelnen Darlegungen der Ereignisse woben sich langsam zu einem Gesamtbild zusammen, das auf einen überraschenden Oberschurken verwies. Eine Geschichte mit sympathischen Figuren, witzigen Dialogen und spannender Herangehensweise an den Märchenstoff. Genau aus jenen Gründen hat man dem Film seine grösste Schwäche verziehen. Hoodwinked war nämlich wahrlich kein Augenschmaus. Mittlerweile sind die Kinogänger so sehr mit Pixars Qualitätsarbeit verwöhnt, dass der Film selbst im Samstagmorgenprogramm einen schweren Stand hat. Doch diese animationstechnische Unbekümmertheit trug ebenfalls zum Charme von Hoodwinked bei, mit dem man beim Publikum punkten konnte. So war es nicht verwunderlich, dass die Produzenten bald ein Sequel ins Auge fassten: Hoodwinked Too! Hood vs Evil.
Obwohl das ursprüngliche Drehbuchtrio um Cory Edwards, Todd Edwards und Tony Leech (Drehbuch und Regie bei Hoodwinked) auch beim zweiten Teil mit an Bord ist, so hat sich die Geschichte den klassischen Hollywood-Produktionen angebiedert und sorgt darum nur noch bedingt für Überraschungen. Auch muss sich Hood vs. Evil nun den direkten optischen Vergleich mit der Konkurrenz gefallen lassen und da schneidet der Animationsfilm zwar besser als sein Vorgänger ab, kann mit dem momentanen Standard aber weiterhin nicht mithalten. Nur auf optischen Schwächen herumzureiten wäre aber unfair, ist die Technik doch nur ein Instrument, um eine gute Geschichte zu erzählen. Hier darf man denn auch festhalten: Hoodwinked Too! ist trotz konventionell gehaltenem Plot spannend und stellenweise richtig witzig. Dies liegt insbesondere daran, dass man das Märchenuniversum und die Filmwelt gekonnt auf die Schippe nimmt. Der Wolf versucht verzweifelt eine Türe einzupusten („Die drei kleinen Schweinchen“), statt sie einzutreten und ein als Hannibal Lecter (The Silence of the Lambs, 1991) gefesselter Bösewicht, nimmt mit der Aussage „Niemand liest heutzutage noch Bücher. Filme sind immer besser, besonders Fortsetzungen!“ gleich die ganze Produktion aufs Korn. Dazwischen gibt es viel Action. Die Oma brettert im gelben Kill Bill (aka Bruce Lee)-Anzug der „Bride“ auf dem Motorrad durch die Lüfte und das Rotkäppchen ist mit ihrem roten „Cape“ und ihrem mutigen Auftreten die weibliche, märchenhafte Version jener Superhelden, die in den letzten Jahren so zahlreich zu sehen waren.
Es ist eher schwierig Hoodwinked Too! Hood vs. Evil einem bestimmten Zielpublikum zuzuordnen. Trotz niedlicher Märchenfiguren ist der Ton von Wort und Witz eher für ein erwachsenes Publikum gedacht. Allerdings wird der Film auch nie so düster oder schwarzhumorig, dass er nicht mehr als Familienfilm durchgehen würde. Da wollte man sich in Punkto Vermarktung einfach zu viele Optionen offen halten und hat einen unbefriedigenden Zwischenweg gewählt. Hoodwinked Too! hätte ein Selbstläufer werden sollen, der auf dem kleinen Erfolg des Vorgängers (mittlerweile 110 Millionen Dollar weltweit ) noch aufbaut. Doch der zweite Teil war im Kino ein Flop. Mit Produktionskosten von 30 Millionen Dollar, hat der Film weltweit bisher nur 17 Millionen eingespielt. In Deutschland lief er kurz im Kino, in der Schweiz überhaupt nicht. Dabei ist Hoodwinked Too! in seiner Gesamtheit ein sehenswerter, kurzweiliger und unterhaltsamer Animationsfilm geworden, der zwar nicht das Erfolgsrezept des Vorgängers ausbaut, aber mit den skurrilen Märchenfiguren und vielen witzigen Einfällen Punkten kann.
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