AnimeNewsNetwork und andere Journalisten haben sich mit Regisseur Makoto Shinkai (The Place Promised in Our Early Days, 5 Centimeters Per Second) über dessen neuen Anime Hoshi o Ou Kodomo (Children who Chase Lost Voices from Deep Below) unterhalten. Einige interessante Informationen haben wir unten zusammengefasst.
– Seine vergangenen Werke spielten in einer echten Welt, zwar mit futuristischem Einschlag, aber doch auf der Erde. Hoshi o Ou Kodomo hingegen ist eine Fantasie-Welt. Ob er den Schritt bewusst gemacht habe: “Der neue Film ist nicht vollständig Fantasy, die erste Hälfte ist an einem Ort, der vergleichbar ist mit den ländlichen Gegenden in Japan. Ich sehe den Film in zwei Welten spielen. Aufgrund der Geschichte müssen Asuna und die anderen an einen völlig fremden Ort gehen, es war also notwendig, diese andere Fantasy-Welt einzubauen.
– Ob er von Hayao Miyazaki inspiriert worden sei: “Ja, das stimmt. Ich gebs zu, und besonders mit [Hoshi o Ou Kodomo] wird es etwas offensichtlicher. Generell gesprochen, Hayao Miyazaki ist einer der grossen Namen in der japanischen Animationsindustrie, egal was man tut, es ist fast unmöglich, nicht von ihm beeinflusst zu werden.”
– Die Ästhetik von Agartha, die Fantasiewelt in Hoshi o Ou Kodmo, scheint von Südamerika inspiriert zu sein: “Weil ich den Begriff quetzalcoatl verwendet habe, verbinden die Zuschauer die Welt mit Südamerika. Aber Agartha basiert auf allen Kulturen dieser Welt, inklusive Indien und dem Mittleren Osten. […] Als ich das Drehbuch schrieb, war ich in London und hatte die Möglichkeit, das Museum zu besuchen. Ich hab dort viele antike Artefakte gesehen, die mich stark inspiriert haben. Agartha ist also eine Kombination aller antiker Kulturen dieser Welt.”
– Wo er sich zwischen traditioneller handgezeichneter Animation und Computeranimation sieht: “Ich denke die Computeranimation wird noch stärker kommen, ob gemacht von Pixar oder DreamWorks… vielleicht wird Disney weiterhin 2D-Produktionen machen. Aber die Welt wird computeranimiert, selbst in Japan gibt es immer weniger Leute, die von Hand zeichnen. Man wird diesen Trend nicht vermeiden können, ich selbst bevorzuge noch immer handgezeichnete Arbeiten. Selbst wenn der Tag kommen würde, an dem Japan nur noch ganz wenige handgezeichnete Animationen machen würde, ich würde es noch immer bevorzugen.
– Children who Chase Lost Voices from Deep Below ist lediglich der Untertitel des japanischen Namens. Dieser wird vorübergehend für den englischsprachigen Markt verwendet. Die Möglichkeit besteht, dass sich der Titel noch ändern und an eine originale Übersetzung des japanischen Titels angepasst wird.
– Inspiriert wird Shinkai durch das Studio Ghibli und die Arbeiten von Hayao Miyazaki. (Müsste er ein Werk nennen, so wäre dies Laputa: Castle in the Sky). Was die Literatur angeht, inspirieren ihn die Romane von Haruki Murakami.
– Hoshi o Ou Kodomo wurde im März fertiggestellt und im Mai in Japan veröffentlicht. Noch weiss er nicht, was er als nächstes in Angriff nehmen wird, weder beruflich noch privat.
– Das Hauptthema umschreibt Shinkai mit: Es geht um die Emotion bei einem schmerzhaften Verlust, den Verlust einer Person.
– Sein Debüt Voices of a Distant Star war ein Ein-Mann-Projekt, damals hat er alles selber gemacht. Was Regie führen wirklich bedeutet, wusste er damals nicht. Nach der zwei Jahre dauernden Arbeit an Hoshi o Ou Kodomo, glaubt er nun endlich zu verstehen, was ein Regisseur zu tun hat. Er sieht somit dieses neueste Werk als sein wahres Regiedebüt.
– Shinkai findet, dass die heutigen Menschen besonders an Kommunikation interessiert seien. Sie würden nicht mehr so viel TV schauen oder Videospiele spielen; Kommunikation selbst würde selber immer stärker eine Art von Unterhaltung. Daher sei für ihn die Kommunikation zwischen den Menschen auch immer ein wichtiges Thema gewesen.
– In seinem neuen Werk hat er, im Gegensatz zu früher, ältere Charaktere eingebaut, die über 30 Jahre alt sind. Die Protagonistin sei aber noch immer das 12-jährige Mädchen. Die Alterswahl sei bewusst getroffen. Bisher sei sein Hauptpublikum männlich und zwischen 20-30 Jahren alt. Shinkai will sein Publikum vergrössern und vor allem jüngere Zuschauer ansprechen. Auch hat er Bezüge zur japanischen Kultur entfernt, die bei seinen früheren Werken, zu einem umfassenden Verständnis, vorausgesetzt wurden. Über einen Erfolg beim westlichen Publikum würde er sich freuen, jedoch war dieser potentielle Markt während der Produktion kein Thema.