Zugegeben, die Diskussion über Nutzen und Übel von Motion Capturing mag keine schlüssige Antwort bringen. Theoretisch könnte man längst verstorbene Stars mit dem Computer wieder zum Leben erwecken, andererseits wirken solche Figuren irgendwie leblos und nicht-menschlich, obwohl sie ja gerade die Bewegungen und Emotionen einfangen und zum Ausdruck bringen sollten.
Während Robert Zemeckis (The Polar Express, Mars needs Moms!) von der Technik zwar angetan ist, beim Publikum und an der Kinokasse aber um jeden Eintritt kämpfen muss, so weiss Regisseur Steven Spielberg (Jurassic Park, Saving Private Ryan) seine Wahl pro Motion Capture-Technik, für seine kommende Hergé-Comic-Adaption The Adventures of Tintin: The Secret of the Unicorn, wenigstens nachvollziehbar zu begründen:
“Die Entscheidung basiert auf meinem Respekt gegenüber der Kunst von Hergé und dem Willen, möglichst nahe an seine Kunst heranzukommen. Hergé schrieb über fiktive Menschen in einer realen Welt, nicht in einem Fantasy-Universum. Er arbeitete mit dem realen Universum und er benutzte National Geographic für die Recherche seiner Abenteuer-Geschichten. Es schien mir ganz einfach, dass Realfilm schlussendlich fürs Publikum zu stilisiert wirken würde. Man hätte Kostüme machen müssen, die an den Schauspielern etwas lächerlich gewirkt hätten. Die Kostüme passen besser, wenn das Medium ein digitales ist.” – Quelle
Spielbergs Grund für die Wahl pro Motion Capturing ist also ein ästhetischer. Um der Vorlage auch in visuellen Belangen möglichst getreu folgen zu können und den Mix zwischen Comic- und Realwelt nicht auf eine Seite kippen zu lassen. Nachvollziehbar. Bleibt nur die Frage, ob dann nicht ein klassischer Zeichentrickfilm, halt doch die besser Wahl gewesen wäre, wenn es denn eben kein Realfilm werden sollte.
Betrachtet man die Bilder aus den Realfilmen aus den 60er Jahren, kann man zumindest festhalten, dass es eine Realverfilmung definitiv nicht mehr braucht. Bilder zu Spielbergs CGI-Version gibt es hier.