Ein düsterer Tag für Jeffrey Katzenberg und seine Angestellten bei DreamWorks Animation. Turbo, der neueste Animationsfilm des Studios, schaffte es am letzten Wochenende mit 21.5 Mio.$ nur auf Platz 3 der amerikanischen Kinocharts, hinter dem Überflieger Ich – Einfach unverbesserlich 2, der in seiner dritten Woche nun bei insgesamt 276 Mio.$ steht (in den USA). Pixars Die Monster Uni konnte sich in der fünften Woche mit 5 Mio. $ den 10. Platz sichern. Mike und Sulley kommen damit insgesamt auf ein sehr gutes Einspielergebnis von 249 Mio.$ allein in den USA. In Deutschland verteidigte Ich – Einfach unverbesserlich 2 zum dritten mal die Spitzenposition, kam auf 258.000 Besucher und liegt damit nun bei Total 1,62 Mio. Besuchern in Deutschland. Prognosen erwarten für den Film ein Endbesucherstand von 3 Mio. Die Monster Uni ist in ihrer fünften Woche auf Platz 7 mit 31.500 Besuchern und insgesamt 1.1 Mio. Zuschauern (via).
Zurück zur Rennschnecke: Das ist das zweitschlechteste Startwochenendes einer DreamWorks Animation Produktion aller Zeiten, lediglich Antz schnitt vor 15 Jahren mit 17 Mio.$ noch schlechter ab (der aber auch 30 Millionen Dollar weniger kostete. Im Vergleich: Antz > 105 Mio.$ Produktionskosten., Turbo > 135 Mio.$). Selbst Die Hüter des Lichts – die “große” Enttäuschung des Studios vom vergangenen Jahr – kam immerhin auf 23.7 Mio $. Die DreamWorks Aktie verlor dadurch ganze 5%, was das Studio stark unter Druck setzt. Es bleibt abzuwarten, ob dies als Vorwand genutzt wird, um erneute Einsparungen vorzunehmen und Jobs zu streichen (wir berichteten). Das amerikanische Publikum verpasste dem Schneckenfilm und dem Studio damit eine klare Ohrfeige – und das nicht ungerechtfertigt. Aus mehrerlei Gründen, mehr dazu nach den US-Box Office-Zahlen:
Platzierung | Film | WE-Einspiel | Total | |
1. | The Conjuring | $41,500,000 | $41.5 | |
2. |
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$25,100,000 | $276 | |
3. | Turbo | $21,500,000 | $31.2 | |
4. | Kindsköpfe 2 | $20,000,000 | $79.5 | |
5. | Red 2 | $18,500,000 | $18.5 | |
6. | Pacific Rim | $16,000,000 | $68.2 | |
7. | R.I.P.D. | $12,800,000 | $12.8 | |
8. | The Heat | $9,320,000 | $129 | |
9. | World War Z | $5,200,000 | $187 | |
10. |
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$5,000,000 | $249 |
Bereits im Juni prophezeite Jeffrey Katzenberg einen brutalen Animationskrieg für den Kinosommer 2013. Bislang starteten in den USA im Jahr 4-5 große Animationsfilme der bekannten Hollywoodstudios, plus einige Indietitel aus dem In- und Ausland. 2013 sind es jedoch zum ersten mal acht große Animationsfilme (ohne die Indiefilme ) und 2014 werden es satte zehn. Eine Übersättigung des Kinomarktes war bereits in den letzten Jahren festzustellen, die nun endgültig die Animationsblase zum Platzen bringen könnte. Bislang sah es zwar noch gut aus, denn Epic, Die Monster Uni und Ich – Einfach unverbesserlich 2 fanden jeweils ihr Publikum, auch wenn Blue Skys Film nicht mit dem Erfolg von Pixar mithalten konnte und Pixar wiederum nicht mit dem zweiten Streich der gelben Minions. Doch nun wendet sich das Blatt. Eine Entwicklung, die DreamWorks besonders hart treffen könnte. Das Studio fährt aktuell eine “2.5-3 Filme pro Jahr”-Politik. Zumindest noch, denn nach dem enttäuschenden Abschneiden von Die Hüter des Lichts wurde bereits zurückgerudert. Da Turbo sogar das Ergebnis der Hüter unterbieten dürfte (die Einspielprognosen von Turbo wurden von ursprünglichen 160 Mio. auf 70 Mio. reduziert), gerät das Studio immer weiter unter Druck. Ausserdem könnte dies den Exklusivdeal mit dem Video-On-Demand Anbieter Netflix tangieren (wir berichteten).
Aber es ist kein Zufall, dass es ausgerechnet wieder DreamWorks Animation trifft. Der Starttermin wurde nicht nur unglücklich ausgewählt, in dem sie den Film so dicht hinter der Konkurrenz platzierten, sondern es spielen auch inhaltliche Gründe mit. Zumindest wenn man mich fragt. Seit der ersten Ankündigung von Turbo hat jede Faser meines Körpers sich gegen diesen Film gesträubt. Die Prämisse ist selbst für DreamWorks Verhältnisse beschämend platt. Mit jedem Trailer wuchs die Vorahnung, dass dieser Film ein Echo aus alten DreamWorks Tagen werden könnte. Filme wie Bee Movie, Sharks Tale, Shrek 3 oder Madagascar 2 haben in qualitativer Hinsicht der Marke DreamWorks enorm geschadet und ein Klischee geprägt, von dem sich das Studio bis heute nicht ganz erholte. Erst als Guillermo del Toro als kreativer Berater angeheuert wurde, hielt wieder eine gewisse qualitative Beständigkeit Einzug in Katzenbergs Animationsteam. Doch Guillermo war die letzten zwei Jahre scheinbar mehr mit seinem eigenen Projekt Pacific Rim beschäftigt.
Auf Turbo folgen in diesem Jahr noch Disneys Planes, Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 und Die Eiskönigin. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird jeder dieser drei Titel sein Publikum finden, zu mal sie genügend Abstand voneinander besitzen. Planes spielt die alte Cars-Franchise-Karte aus und dürfte vor allem die Kleinen begeistern. Wolkig 2 generiert zur Zeit einen beachtlichen Buzz, der allein für ein gelungenes Startwochenende sorgen dürfte – die ausgesprochen gelungenen Trailer tragen ihr Übriges dazu bei. Und mit der Eiskönigin wandelt Disney ohnehin auf vertrauten Prinzessinnen- und Märchenpfaden.